Sachverständigenausbildungen gibt es wie Sand am Meer. Jedes x-beliebige, teils auch selbsternannte, Institut bildet mittlerweile irgendwie Sachverständige aus. Derweilen kann man umfassenden Sachverstand in solchen Formen oft gar nicht vermitteln, denn Sachverstand erlernt man nicht in Wochenendkursen o.Ä., sondern über jahrelangen Praxiseinsatz in einem erlernten Beruf mit ganz normaler Ausbildung und/oder Studium. Im Bauwesen ist das in aller Regel dann irgendwann ein Ingenieur oder Techniker oder aber auch ein Handwerksmeister.
Allgemein wird der ominöse Titel „Dipl. Sachverständiger“ für Immobilien- und Grundstücksbewerter angeboten, die in aller Regel zuvor einmal als Immobilienmakler gearbeitet haben oder etwaige Kaufleute sind. Ein Anbieter klärt auf und stellt klar, dass das „Studium“ als berufsbegleitende Maßnahme stattfindet und in Semester aufgeteilt ist.
Das Semester ist in diesem Beispiel 2 Wochen lang, in denen mindestens 100 Präsenzstunden zu leisten sind. Diplom Sachverständiger wird man lt. den Angaben des Anbieters nach exakt 2 solcher Semester. Ergo einer Gesamtstudienzeit von sage und schreibe 4 Wochen.
Zum Vergleich:
Ein Anwalt studiert durchschnittlich 5 Jahre, hiernach kommt dann zumeist auch eine Fachausbildung zum Fachjuristen. Ein erfahrener Handwerksmeister hat zunächst eine 3-jährige Berufsausbildung, danach 3 Jahre Berufspraxis (ehemals Voraussetzung zur Meisterschule) und anschließend 2 Jahre Meisterschule hinter sich (das wären also eigentlich 7 Jahre). Ein erfahrener Bautechniker hat 3 Jahre Berufsausbildung, dazu ehemals 6 Jahre Berufserfahrung zur Zulassung für das Technikerstudium und dann noch einmal 2 Jahre Technikerstudium hinter sich.
Für jüngere Kollegen aus dem Bauwesen hat sich da einiges geändert, denn viele angehende Meister brauchen nach der Berufsausbildung kaum mehr Berufserfahrung, um an die Meisterschule zu können. Eine Technikerschule kann man mittlerweile oft auch ganz ohne Grundausbildung besuchen bzw. direkt nach einem Realschulabschluss beginnen. Dies macht die Sache für junge Menschen kürzer, die Qualität am Ende wird aber wohl auf der Strecke bleiben. Aber man sagt wohl auch, dass das Abitur von heute dem Mittelschulabschluss von gestern gleicht. Nachweise hierfür liegen nicht wirklich vor.
Zurück zum Dipl. Sachverständigen, ergo dem Kaufmann mit 4 Wochen „hartem Studium“. Nach eben diesem „Studium“ soll der Absolvent Bewertungen von Eigentumswohnungen, Ein- bis Zwei- und Mehrfamilienhäuser sowie Ertragsimmobilien durchführen können. Im Grunde ist dabei noch nichts wirklich falsch, denn ein Kaufmann, der jahrelang Immobilien verkauft und gekauft hat, wird in den 4 Wochen durchaus lernen können, welche Inhalte eine Immobilienbewertung haben sollte. Aber wenn man so im Internet recherchiert und so manch Zeitungsinserat betrachtet, wird aus Immobilienbewertern mit der hochgehobenen und fälschlicher Weise nach Universitätsstudium klingenden Titulierung „Diplom Sachverständiger“ plötzlich ein Bausachverständiger, der Bauschäden und Baumängel bewerten kann.
Man stelle sich also vor, da verkauft jemand 10 Jahre Immobilien, hat vielleicht, was bei Maklern durchaus üblich war, keinerlei bautechnische Ausbildung, noch nicht einmal eine abgeschlossene Kaufmannslehre, setzt sich dann aber 4 Wochen in irgendein privates Institut und ruft, als dann sogenannter Diplom Sachverständiger aus, dass man der Sachverständige für Bauschäden sei. Keine Erfahrung, keine Kenntnis in der Bautechnik, kein Studium, noch nicht einmal eine Handwerksausbildung! Das ist äußerst kritisch zu betrachten, mutet gar wie Betrug an, möchte man zumindest denken.
Aber da der Bergriff Sachverständiger oder Bausachverständiger oder Baugutachter etc. pp. nicht geschützt ist und selbstverständlich das Wort „Diplom“ allgemein betrachtet auch nur eine Auszeichnung für eine Prüfung ist, sind solche Betitelungen natürlich auch möglich. Einziges Problem dürfte dabei sein, dass Sie als Verbraucher eigentlich etwas ganz anderes erwarten und womöglich Vertrauen in falsche Kompetenzen setzen. Am Ende sind eben diese Gutachten zu Bauschäden und Baumängel von sogenannten Dipl. Sachverständigen aus etwaigen 4-Wochen-Kursen schlicht unbrauchbar. Kostenintensiv kann es dann werden, wenn der Dipl. Sachverständiger nach der „Immobilien-Marktwertermittlung“ o. Ä. plötzlich auch seine eigentliche Berufung als Makler ins Spiel bringt und Ihre Immobilie gleich noch verkaufen möchte. Da könnte es sein, dass Sie als Verkäufer jede Menge Geld verlieren oder als Käufer viel zu viel bezahlen. Selbiges natürlich, wenn zusätzlich die Ausstellung eines Energiepasses angeboten wird.
Sind Sie wachsam beim Bestellen eines Bausachverständigen für Bauschäden, Baumängel, Bodengutachten und viele weitere spezialisierte Fachbereiche, nehmen Sie besser jemanden, der auch wirklich eine bauspezifische Ausbildung oder Studium hat. Nicht nur das, eine wirklich langjährige Erfahrung sollte schon auch vorhanden sein, bevor man mit Sachverstand wirbt und womöglich Ihre Existenz durch fehlerhafte Bewertungen von Bauschäden und Baumängel auf’s Spiel setzt.
Mit der mittlerweile 17-, beinahe 18-jährigen Erfahrung als Bausachverständiger, mit fast 30-jähriger Berufstätigkeit im Bauwesen (als Handwerker, Ingenieur und eben Gutachter), kann nur empfohlen werden, dass Sie, wenn Sie eine Immobilie erwerben, immer einen unabhängigen und neutralen Sachverständigen einbeziehen. Einer, der mit dem Verkauf von Immobilien oder Bauprodukten nichts zu tun hat, keine Preise verhandelt, keine Handwerksleistungen, keine Architektenleistungen oder etwaige andere Leistungen außerhalb der Sachverständigentätigkeit anbietet. Eben neutral ist.
Für Rat und Tat können Sie gerne direkt im Sachverständigenbüro Holzmann-Bauberatung® anrufen (0821 – 60 85 65 40). Das Sachverständigenbüro Holzmann-Bauberatung® ist seit dem Jahr 2000 als unabhängiger und neutraler Sachverständiger für Bauschäden und Baumängel für Sie im gesamten Bundesgebiet im Einsatz.
(Dieser Text wurde im Jahr 2017 erstellt)