Es gibt blaue Wände, grüne Wände, violette Wände, Wände mit groben Putzmuster, welche mit spiegelglatten Flächen, welche mit bunten Steinchen und es gibt auch schon welche aus Glas- bzw. Kunststoffflaschen oder Autoreifen, aber was man wahrscheinlich noch nicht gesehen hat, sind Wände an deren Oberfläche Lebensmittel aufgebracht sind. Genau das bietet nun der Chemnitzer Bodenleger und Spezialist für Intarsienarbeiten Roy Irrgang mit einer sehr atypischen Dekorspachtelmasse an.
Stellen Sie sich Wände vor, an deren Oberflächen Linsen, Mais, Bohnen, Kaffee oder Reis zu sehen sind. Das mag nun sicher seltsam anmuten, ist jedoch am Ende eine auffallende und auch exklusive Variante der Wandgestaltung, die völlig neue gestalterische Perspektiven eröffnet. Im Groben erklärt erhält man damit eine Dekorationsmöglichkeit, die den besser bekannten Buntsteinputzen ähnelt, nur eben ohne Steine, dafür mit Körnern diverser Pflanzen. Die Naturware ist hierbei mit einem lösemittelfreien PU-Bindemittel gebunden und kann mit herkömmlichem Werkzeug, wie Kelle und Traufel, auf die Wände aufgebracht werden. Nach einem sauberen Abziehen des Wandspachtels erhält man, je nach Kornzugabe, eine fein oder eben grob gekörnte Oberfläche. Wie bei allen Dekorputzen sind auch hier fugenlose Spachtelungen möglich, solange aus technischer Sicht keine Bewegungsfugen in die Wandoberfläche übernommen werden müssen.
Sehr angenehm ist hierbei die haptische Wahrnehmung. Da die Körner der Natur nicht wirklich spitzkantig sind, sondern vielmehr rundlich, fühlt sich die Wandfläche nach dem Auftrag des Wandspachtels sehr angenehm an. Auch die gefühlte Temperatur der Wandoberfläche wirkt warm und vertraut. Kein Wunder, denn die Naturware ist auch in diesem Fall sehr gut in der Lage Wärme zu speichern und sie nur langsam abzugeben, ähnlich wie bei Dämmstoffen aus Pflanzen, die gegenüber ihren künstlichen Pendants hervorragende Wärmespeicherkapazitäten aufweisen und hierzu auch von Kritikern immer wieder Elogen erfahren.
Über die Farbgebung der Naturware muss man wenig schreiben, sind doch die Farben der Natur und die Musterung diverser Pflanzenteile immer schon Vorbild für die Kunst an sich und künstlich erzeugte Farbsurrogate gewesen. Hierzu kann noch erwähnt werden, dass das ausgewählte organische Material in der genutzten Form lichtecht und UV–beständig ist, ergo der aufgebrachte Wandspachtel durch Sonneneinstrahlung o.ä. nicht zu Verfärbungen und Ausbleichungen neigt.
Der Gedanke, dass bei solch natürlichem Wandspachtel sehr schnell auch Schimmelpilze entstehen müssten, ist unberechtigt, denn die Rohware ist zweifelsohne gut ausgetrocknet und durch das Mischen mit dem Bindemittel auch nicht mehr in der Lage Feuchtigkeit in schimmelbedrohlichem Maße aufzunehmen.
Es bleibt selbstverständlich die kritische Frage, ob man Lebensmittel nicht besser in Form von Nahrung auf dem Markt belässt und eben nicht über die technische Nutzung das Angebot zur Ernährung am Markt einschränkt. Aber ein solcher Dekorspachtel ist kein Erzeugnis einer Massenproduktion und wird somit auch kaum in einer Menge genutzt, die Menschen oder Tieren in spürbarem Umfang Nahrung nimmt. Vielmehr gibt dieser Dekorspachtel Möglichkeiten, Akzente zu setzen, Teilflächen, Logos oder andere Details auf Wände zu bringen, die als Eyecatcher oder auch zur Identifikation dienen können und dabei einen Hauch an Exklusivität bieten, was durchaus auch als Spezifikum gelten kann. Man denke hierbei an ein Kaffeehaus, das hinter der Verkaufstheke oder im Gastraum eine Wand mit einem Kaffeespachtel hat oder einen Feinkosthändler der in seinem Verkaufsraum ein dekoratives Putzbild, wie beispielsweise sein Unternehmenslogo, aus Mais, Linsen und/oder Bohnen gefertigt an der Wand hat. Gerade als repräsentatives Wandelement in Kundenräumen scheint das Produkt ein sehr witziger Einfall zu sein.
Auch im privaten Wohnbereich ist dieser Spachtel eine nette Idee. Dadurch, dass er relativ einfach an die Wand aufzubringen ist, wird hier auch Heimwerkern ein Material zur Verfügung gestellt, mit welchem selbige schnell und simpel Wände gestalten können. Ob in der häuslichen Küche, dem Wohnzimmer oder wie auch immer, die machbaren Farbkombinationen sind derart vielfältig, dass man seiner Phantasie kaum eine Grenze setzen muss, zumal bei einigen dieser Wandspachtel auf den ersten Blick nicht ersichtlich ist, aus was selbiger denn nun besteht. Da bis dato nur Wände erwähnt waren, man kann mit dem Material auch Glasscheiben, Plexiglas und viele weitere Untergründe verschönern und weil die fertige Oberfläche leicht zu reinigen ist, sind auch Fliesenspiegel in Küchen, Tischplatten u.v.m. damit bearbeitbar. Der einfachste Weg zum selbstgeputzten „Wandtattoo“ aus Linsen, Mais, Bohnen, Kaffee oder Reis wäre, sich mit Bleistift oder Kreide die gewollte Struktur an die Wand zu zeichnen, die Kanten mit einem Klebeband abzukleben und dann die Leerräume dazwischen mit dem entsprechenden Wandspachtel zu füllen. Ziehen Sie das Klebeband ab, bevor der Wandspachtel trocken ist, so bleiben die Kanten und Ecken auch schön an der Wand. Für aufwändigere Verziehrungen empfiehlt sich, die Beauftragung eines entsprechenden Fachmanns, der in diesem Falle mit einem Experten für dekorative Putze, also dem Stuckateur, wohl am besten gewählt ist. Man kann sich aber auch direkt an Herrn Irrgang wenden.