Der Krapp – früher das Rot für des Königs Hemd heute das Rot für Prinzessinenwände.
Schon Tutenchamun hatte wohl Kleider, die mit dem Färberkrapp rot gefärbt wurden, wie Wissenschaftler feststellten, nachdem sie das Grab des ehemaligen ägyptischen Königs untersuchten. Plinus der Ältere betitelte um 50 n. Chr. das damals als Rubia bekannte Kraut, als unentbehrlich zum Färben von Wolle und Leder. Richtig bekannt wurde die Krapppflanze aber durch die Türken, welche das Färben mit Krapp so sehr perfektionierten, dass die rote Farbe aus dem Krapp lange Zeit nach ihnen benannt wurde. Türkischrot war in ganz Europa bekannt und beliebt und das nicht ohne Grund, denn die damit gefärbten Textilien wiesen eine, für die Zeit außerordentliche, Farbechtheit auf. Aber speziell im Bereich der Textilfärbung ist das kräftige Rot nicht der einzige Farbton, den man mit dieser wunderbaren Rohstoffpflanze erhalten kann. Je nach Beizmittel kann man mit dem in der Wurzel enthaltenen Farbstoff auch andere Farbtöne, wie beispielsweise Rot-Orange, Rosa oder gar Violett gefärbte Stoffe erhalten.
Nicht, dass Sie nun denken man kann nur Textilien mit Krapp färben, dem ist ganz und gar nicht so. Man kann, wenn auch nicht mehr, in rauen Massen, auch noch sogenannte Krapplacke auf dem Markt beziehen. Diese waren lange Zeit für die Tafel-, Buch- und Ölmalerei, aber auch als Wandfarbe äußerst beliebt. Krapplacke findet man gegenwärtig mit unterschiedlichen Bezeichnungen im Handel, so findet man Betitelungen wie beispielsweise „Bettoberlack“, „Krapp-Karmin“, „Krapp-Purpur“, „Rembrandtlack“, „Rubensrot“, das schon damals bekannte „Türkischrot“ oder auch die Bezeichnung „Van-Dyck-Rot“. Wobei man genau aufpassen sollte, wenn man denn wirklich einen Lack auf Basis der Rohstoffpflanze haben möchte. Oftmals spricht man nämlich auch von Krapplack wenn zur Herstellung rein synthetisch hergestelltes Alizarin benutzt wurde, also überhaupt gar kein Naturfarbstoff enthalten ist.
Sehr beliebt und auch vom Herstellungsprozess äußerst umweltfreundlich, sind zum Beispiel Wandlasuren aus Krapp von der Firma Auro Pflanzenchemie aus Braunschweig. Diese gibt es in jedem wohl sortierten ökologischen Baustoffhandel. Anwendbar sind diese Wandlasuren in nahezu jeder Malertechnik.
So kann man die Krapp-Wandlasur in der einfachen Streichtechnik anwenden. Hierzu einfach eine Malerbürste leicht angefeuchtet in die verdünnte Wandlasur tauchen, gut ausschlagen (abstreifen) und in zügigen kreisenden Bewegungen (am besten in Form einer liegenden Acht) auf die Wand auftragen. Wiederholt man diesen Vorgang mehrmals, so erzielt man unterschiedliche Farbtöne, die fast schon dreidimensional wirken. Auch die sogenannte Stupftechnik ist mit solch einer Wandlasur durchführbar. Bei dieser Technik wird die Wandlasur mit einem leicht angefeuchteten Schwamm auf die Wand aufgetupft. Es ergibt sich hierbei eine punktartige Struktur, die nach dem Austrocknen mehrmals wiederholt in ihrer optischen Wirkung verstärkt werden kann. Sehr ähnlich zur Stupftechnik ist die sogenannte Wickeltechnik. Hierzu nimmt man ein ebenfalls leicht angefeuchtetes (fusselfreies) Leinen- oder Baumwolltuch – wahlweise klappt auch ein altes T-Shirt oder das Feinrippunterhemd vom Opa (das gibt interessante Strukturen) – benetzt das Tuch komplett mit Farbe, wringt es ordentlich aus und rollt es über die Wand- oder auch Deckenoberfläche. Wer kein Tuch zur Verfügung hat, kann auch im Handel eine Wickelrolle kaufen. Auch hier gilt, lässt man den ersten Auftrag austrocknen und wiederholt den Vorgang, ein oder mehrmals, ergeben sich intensivere Farbstrukturen.
Egal ob Wickel-, Stupf- oder auch Streichtechnik, all diese Auftragarten lassen sich auch mit anderen Farbtönen mischen, man muss nur darauf achten, dass die zuvor aufgetragene Schicht wirklich trocken ist, bevor eine neue aufgelegt wird. Sehr interessante Muster entstehen beispielsweise, wenn man bei der Wickeltechnik mehrere Farben übereinander anwendet. Vorteilig ist bei all diesen Methoden, wenn die Wand darunter weiß oder zumindest in einem sehr hellen Farbton vorgestrichen wurde – so kommen die Muster richtig schön zur Geltung.
Die Firma Auro bieten neben der Wandlasur aus Krapp natürlich auch weitere pflanzenbasierende Wandlasuren in diversen Farbtönen an. Gerade für die Sternchen, Blümchen oder Herzchen im Kinderzimmer vielleicht erwähnenswert, auch Schablonen- und Spritztechniken (mit Airbrush-Pistolen) sind mit solchen Wandlasuren möglich. Man kann also durchaus schreiben, dass man hier seiner Phantasie freien Lauf lassen kann. Wer sich nicht traut, direkt an der Wand oder Decke zu beginnen, kann natürlich auch auf einer Gipskartonplatte üben und wer handwerklich so ganz und gar nicht begabt ist, der hat am Ende immer noch die Möglichkeit den Maler seines Vertrauens für solche Arbeiten zu beauftragen. Die genannten Techniken gehören zur Grundausbildung eines Malers, somit kann es im Grunde auch jeder Fachmann. Gehören Sie zu den experimentierfreudigen Hobbygärtnern und Heimwerkern, können Sie den winterharten Krapp auch im eigenen Garten anpflanzen und Ihre eigene Wandfarbe damit selbst herstellen. Wie das klappt finden Sie im Sachbuch „Natürliche und pflanzliche Baustoffe“, welches Sie über jeden Buchhandel beziehen können.
Sollten Sie noch Fragen haben, so können Sie mich gerne im Sachverständigenbüro Holzmann-Bauberatung kontaktieren (Tel.: 0821 – 60 85 65 40). Bitte beachten Sie jedoch, dass wir als seriöses Sachverständigenbüro fernmündlich und ohne das Objekt gesehen/untersucht zu haben, keine Beratungen durchführen können.