Grundsätzlich bin ich jemand, der beim Hausbau immer natürliche Baustoffe bevorzugt, ganz nach dem Prinzip, was ich am Ende nicht im Garten umweltgerecht entsorgen kann, dem weiche ich aus. Beim eigenen Haus sowieso, bei Kunden immer wenn es geht, gehen tut es aber nicht immer. Es gibt Sondersituationen, da ist jeder rein natürliche Dämmstoff zu dick oder dämmt einfach nicht so wie man es im Spezialfall benötigt. Ja – ich rede von Spezialfällen. Sonderfälle, die beim normalen Hausbau eigentlich nicht auftreten können, wenn die Kollegen aus dem Architekturbüro sauber und mit Blick nach Vorne geplant haben. Das nachfolgende Dämmprodukt ist also nichts für die normale Fassaden- oder Innendämmung. Die Materialzusammensetzung ist nicht wirklich umweltfreundlich und der Preis der Dämmplatten ist völlig utopisch. Hier bezahlt man entweder unheimlich hohe Lizenzgebühren, für die einzelnen Produktpatente, die verwendet werden oder die Hersteller sind einfach ähnlich raffgierig wie die Ölindustrie und lehnen Ihren Verkaufspreis an die gängigen Dämmstoffe an. Wir brauchen 20 cm weniger Dämmstoffstärke, deshalb sind wir mal 20 mal so teuer – übertrieben, aber so ähnlich könnte es laufen.
Gebäudeteile, die oft nur mit dünnen Dämmstärken gedämmt werden können, sind beispielsweise:
• Balkonplatten
• Decken von flachen Räumen (z.B. Kellerräume)
• Bestehende Fensterlaibungen
• Innendämmungen
• Wände und Decken von über- oder umbauten Durchfahrten/Tunnels
• Maschinen- bzw. Sondernutzräume
Der Problemlöser kann dann die sogenannte Vakuumisolationspaneele (Kurz: VIP) sein. Diese bestehen aus gepressten Pulverplatten, die mit einer Verbundfolie umgeben und anschließend evakuiert werden. Das Kernmaterial der Dämmplatten ist zumeist gefällte oder pyrogene Kieselsäure. Allerdings können und werden auch Faserplatten oder Schäume für das Innenleben der VIP-Elemente verarbeitet. Beim Herstellungsprozess garantiert eine ständige Qualitätsüberwachung mit speziellen Vakuumprüfgeräten eine gleichbleibende Qualität der Platten. Zu diesem werden i.d.R. alle VIP-Platten mit einem Barcodeaufkleber versehen, über welchen man das Herstellungsdatum und ähnliches abrufen kann.
Bisher wurden Vakuumdämmelemente mit den genannten Materialien vor allem bei Dämmungen von Kühl- und Gefriergeräten oder –behältern eingesetzt. In Kombination mit einer Umhüllung aus Aluminiumverbundfolie sind nach Forschungsergebnissen der EMPA, bei Füllungen mit mikroporösen Kieselsäuren, Standzeiten von mehreren Jahrzehnten zu erwarten, womit das Produkt auch im Baubereich interessant ist. Die Produktion der VIP-Platten ist mit wenigen Worten erklärbar. Die gepressten Kieselsäureplatten (bestehend aus ca. 85% Kieselsäurepulver und ca. 15% Titandioxid und/oder Siliziumcarbid als Trübungsmittel) werden zum Staubschutz in ein Vlies verpackt, danach mit einer Kontrollplatte (Metallscheibe mit einem Glasfaservlies) versehen und in metallisierte Polyesterfolien (luft- und wasserdampfdicht) eingepackt. Das Verpacken in die Polyesterfolie geschieht mittels einem Vakuumgerät, das prinzipiell das gleiche ist, wie solche die bei der Vakuumverpackung von Lebensmitteln verwendet werden.
Mit den evakuierten Dämmpaneelen erreicht man Wärmeleitfähigkeiten, die um den Faktor fünf bis zehn geringer sind, als jene von konventionellen Dämmstoffen, also rund 0,005 W/mK. Resultierend daraus können 2 cm Dämmstoffdicke der Vakuumdämmung bis zu 20 cm Polystyrol oder Mineralwolle ersetzen. Womit im Grunde sämtliche, platzbedingten Problemflächen, sauber gedämmt werden können und das Gebäude eine geschlossene, und vor allem, schwachstellenlose Dämmhülle erhält. Speziell für Fensterbrüstungen, schlanke Fassadenkonstruktionen, Fußbodendämmungen, bei Altbausanierungen oder Innendämmungen, bei denkmalgeschützten Fassaden und im Holzrahmenbau haben sich die Dämmpaneelen schon seit ein paar Jahren bewährt.
Besonderes zu beachten ist, dass ein Zuschnitt der Vakuumdämmplatten auf der Baustelle nicht möglich ist. Die Konfektionierung erfolgt werkseitig, kann dadurch aber auch, sofern sauber vermessen wurde, passgenau vorgefertigt werden. Auch ist es bis dato noch nicht möglich die Dämmplatten mit einem zementhaltigen, mineralischem Putzsystem zu überarbeiten, da die Gefahr besteht, dass durch die zementären Putze die Schweißnähte angegriffen werden und das Vakuum in der Platte zerstört wird. Bis dato wird für die Verklebung und Gewebespachtelung ein 2 komponentiger Dispersionskleber angeraten.
Die auf dem Markt angebotenen Maße liegen zwischen maximal 1200 x 1000 und minimal 400 x 300 mm.
Bei der Planung und späteren Verarbeitung sollte auf eine möglichst großflächige Auslegung der Vakuumpaneele geachtet werden, sodass die Wärmeleitung über die Aluminiumfolie am Rand der Paneele wenig oder gar nicht zur Geltung kommt. Kleinflächen, wie z.B. eine Fensterlaibung, sollten ohne Stückelung der Dämmplatten ausgeführt werden können.
Der Einbau der Dämmung ist speziell bei der Holzrahmenbauweise nahezu identisch mit dem der konventionellen Dämmstoffplatten. Die Vakuumpaneelen werden einfach zwischen die Holzständerbalken eingeklemmt. Um eventuelle Probleme mit Wärmebrücken der Aluminiumfolie zu vermeiden, können die Paneele auch in zwei Lagen versetzt in die Felder eingebracht werden.
Große Vorteile bietet die geringe Dämmstoffdicke bei der energetischen Sanierung bzw. nachträglichen Dämmung von Holzhäusern, da hierbei oft im Giebelbereich nur ein sehr geringer Dachüberstand vorhanden ist. Große Anbauten zur Erweiterung des Dachüberstandes sind in den meisten Fällen nicht mehr notwendig.
Durchschnittliche technische Daten der Vakuumisolationspaneele:
Wärmeleitfähigkeit: ≤ 0,0053 W/(mK) (Bemessungswert unter Berücksichtigung von Alterung und Randverlust: 0.0080)
Spez. Wärmekapazität Pulverplatte (bei Raumtemperatur): 0.8 kJ/(kg K)
Dichte (Rohplatte; DIN EN 1602): 180 bis 210 kg/m³
U-Wert (bei 20 mm Stärke): 0,25 W/(m²K) (Bemessungswert unter Berücksichtigung von Alterung und Randverlust: 0,4)
Schrumpfung: bis 1 % bei 120 °C
Temperaturbeständigkeit: -70 bis +80 °C
Feuchtebeständigkeit: 0 bis 60 %
Druckspannung σd10: > 150 kPa
Baustoffklasse nach DIN 4102-1: B2
Euroklasse nach DIN EN 13501-1: E
UPDATE:
Mittlerweile gibt es VIP-Dämmplatten auch mit Polystyrolummantelung u.ä. damit man sie z.B. auch mit mineralischen Klebern und Putzen überarbeiten kann.
Dieser Text wurde bereits im Jahr 2011 erstellt