Nachfolgend eine kleine Liste mit Tipps und Hinweisen für eine Untergrundvorbehandlung vor oder zu dem Aufbau eines Wärmedämm-Verbundsystemes (ohne Hinterlüftung, geklebt & gedübelt).
Bauteile
Regenrinnen, Tankentlüftungen, Fensterbretter und im Bedarfsfall auch Dachüberstände müssen der neuen fertigen Oberfläche der Fassade hinsichtlich der Mehrstärke angepasst werden.
Fenster
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Wird ein Neueinbau von Fenstern geplant, so sollten diese bündig mit der zu dämmenden Fläche gesetzt werden, damit die Fassadendämmung über den Bauteilübergang eingebaut werden kann (Verhinderung von Wärmebrücken).
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Werden alte Fenster erhalten, so muss die mögliche Leibungsdämmung (mögliche Dämmstärke) geprüft werden. Selbiges gilt für neue Fenster, die rückbleibend zur dämmenden Fläche gesetzt wurden/werden.
Gerüst
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Verankerungen an die Dämmstoffdicke anpassen.
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Gerüst so aufstellen, dass ein möglichst barrierefreier Arbeitsraum an der Fassade entsteht.
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Verankerung leicht schräg von unten nach oben setzen (um das Eindringen von Wasser zu verhindern).
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Vorhandener Putz, Fliesen o.ä. Bekleidungen/Beschichtungen zählen nicht als Verankerungsgrund für die Dübel.
Reinigung
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Die zu dämmenden Flächen sind grundsätzlich zu reinigen, hierbei sind Verunreinigungen und trennend wirkende Substanzen (Schmutz/Schalöl) zu entfernen.
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Lose Teile sind zu entfernen und ggf. mit Putz und/oder Mauersteinen wieder tragfähig auszugleichen.
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Der Untergrund muss bei den meisten WDVS fest, trocken und staubfrei sein.
Risse
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Oberflächenschwundrisse bei Beton und Putz können einfach überarbeitet werden.
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Gebäudesetzrisse und statisch bedingte Abrisse können nur dann überarbeitet werden, wenn keine Bewegungen mehr auftreten (im Zweifel Gipsmarke „Kontrollplombe“ setzen und mind. 4 Wochen beobachten).
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Thermisch bedingte Risse durch andauernde, unterschiedliche Ausdehnung der verschiedenen Wandbaustoffe können i.d.R. überarbeitet werden (durch die Dämmung wird die thermische Einwirkung auf das Gebäude reduziert). In Härtefällen ist eine in sich bewegliche Dämmung zu empfehlen wie z.B. Schilf.
Altanstriche
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Dispersionsanstriche oder andere dampfdruckbeeinträchtigende Schichten sind mindestens zu 70% der Fassadenoberfläche (zu dämmenden Fläche) zu entfernen.
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Schadhafte, blätternde Altanstriche sind komplett zu entfernen.
Altputze
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Kunstharzputze oder andere dampfbeeinträchtigende Schichten sind mindestens zu 70% der Fassadenoberfläche (zu dämmenden Fläche) zu entfernen.
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Schadhafte Kunstharzputze sind komplett zu entfernen.
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Putzhohlstellen sowie auch die Bereiche, die an solche Stellen angrenzen sind abzuschlagen und flächenbündig beizuputzen.
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Stark saugende Untergründe sind komplett mechanisch zu reinigen und mit einer Aufbrennsperre zu grundieren.
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Sandende oder mehlende Oberflächen sind komplett mechanisch zu reinigen und mit einem geeigneten Verfestiger zu grundieren.
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Unebenheiten sind für nahezu alle WDVS Produkte (außer Schienensystemen) zu egalisieren.
Untergrundprüfung
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Wischprobe: Dient zur Prüfung der Staubfreiheit und schädlicher Ausblühungen. Zur Prüfung wird mit der flachen Hand über den Untergrund gestrichen.
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Kratz- oder Ritzprobe: Dient zur Prüfung der Festigkeit und Tragfähigkeit. Zur Prüfung wird mit einem harten, spitzen Gegenstand auf dem Untergrund gekratzt.
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Benetzungsprobe: Dient zur Prüfung der Saugfähigkeit und Feuchtigkeit des Untergrundes. Zur Prüfung wird mit einer Malerbürste (Grundierungsbürste) Wasser auf den Untergrund gespritzt.
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Haftzugfestigkeit: Dient zur Prüfung von Versteifungsfestigkeiten und Abreißfestigkeiten. Die Prüfung erfolgt nach DIN, i.d.R. wird Armierungsputz mit einem eingelegten Armierungsgewebe aufgebracht und nach dem Austrocknen abgerissen.
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Ebenheitsprobe: Dient zur Prüfung größerer Unebenheiten bzw. der Lothaftigkeit. Es wird hierbei eine Meßlatte an den Untergrund angelegt.
Untergrund
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Bei den meisten Dämmplatten können i.d.R. Untergrundtoleranzen bis > 10 mm (max. 20 mm) im bzw. mit dem Kleberbett ausgeglichen werden. Nicht selten macht es bei sehr unebenen Wänden Sinn, mit einem einfachen Kalkzementputz flächig und eben einen Grundputz aufzutragen (Kalkzementputz ist günstiger als WDVS-Kleber). Es gibt aber bereits Holzfaserplatten, welche einen weichen Hintergrund haben um damit Unebenheiten ausgleichen zu können.
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Bei einigen Dämmplatten wird eine Ebenheit des Untergrundes benötigt, die den Anforderungen der DIN 18202 an nicht flächenfertige Wände entspricht. Allgemein gilt: je ebener die Wand desto ebener die fertige Oberfläche.
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Größere Unebenheiten sind mit einem geeigneten Grundputz oder auch Ziegeln und Grundputz zu egalisieren.
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Überstehende Mörtelnasen oder Ziegel sind abzuschlagen und flächenbündig auszugleichen.
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Die Standsicherheit des Untergrundes, d.h. der vorhandenen Wandkonstruktion, muss hinsichtlich der zusätzlich aufzunehmenden Lasten gegeben sein.
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Grundsätzliche Prüfung der Fassade durch Augenschein (Risse, Algenbefall, Abplatzungen etc.) und Wisch- bzw. Kratzprobe (Kreidung/Tragfähigkeit).
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Die Mindesthaftzugfestigkeit des Untergrundes sollte bei den meisten WDVS bei 0,08 N/mm² liegen.
Weitere Informationen zur Untergrundvorbereitung für Dämmmaßnahmen finden Sie im „Baulexikon von Gerhard Holzmann“ oder im Sachbuch „Natürliche und pflanzliche Baustoffe“.