Die Möglichkeiten, Fassaden zu dämmen sind vielseitiger als so manch einer denkt und sie gehen weit über das Kleben und/oder Schrauben von Dämmplatten hinaus. So können auch natürliche und synthetische Granulate oder Faserdämmstoffe maschinell in Hohlräume eingeblasen werden. Allerdings ist es bei all diesen Verfahren grundsätzlich anzuraten, sämtliche Arbeiten von erfahrenen Fachbetrieben ausführen zu lassen. Sehen die Maßnahmen auch noch so spartanisch für den Laien aus und klingen die Beschreibungen hierzu oft völlig simpel, so gibt es eine ganze Menge Details an die man denken muss. Da ist die langjährige Erfahrung, das handwerkliche Know-How und vor allem auch das Wissen um die jeweiligen Eigenschaften des gewählten Dämmstoffes schlicht essenziell, um auch eine über lange Jahre funktionierende Wärmedämmung erstellen zu können.
Es gibt allerdings auch die ein oder andere Möglichkeit, die es dem Bauherren erlaubt, unter Anleitung relativ viel Eigenleistung einbringen zu können, was unter dem Strich auch eine ganze Menge Geld sparen kann. Als mittlerweile recht häufig genutzte Methode sei hier die Schüttdämmung zu nennen. Der ein oder andere kennt diese Variante sicherlich, wenn es darum geht, den nicht begehbaren Dachboden oder eine offene Holzbalkendecken zu dämmen. Hier wird der Dämmstoff entweder auf die Betondecke oder eben in den, mit einer Dämpfsperre versehenen Raum, zwischen den Deckenbalken aufgeschüttet.
Ganz ähnlich funktioniert das auch an der Fassade. Im Groben erklärt, wird hierzu einfach eine Vorsatzschale an die Fassaden angebracht und der dadurch entstehende Hohlraum zwischen Fassade und Vorsatzschale mit Dämmstoff manuell verfüllt. Gleich vorab, ganz ohne Fachbetrieb und Anleitung sollte das natürlich auch nicht geschehen. Zumindest die Vorsatzschale, etwaige Anschlusselemente, elektrische Leitungen und Ähnliches sollte, bzw. muss von einem Fachbetrieb ausgeführt werden. Selbiges gilt auch für den Putz, der womöglich an die Vorsatzschale soll, sofern es sich nicht um eine Holz- oder Metallfassade handelt.
Die möglichen biologischen Dämmstoffe für solch Variante können beispielsweise Hanffasern, Flachsfasern, Korkgranulat, Kokosfasern, Holzfasern oder auch Hobelspäne mit Tonmehl und auch Seegras und einige weitere sein. Kurzum, alle losen Dämmstoffe, wobei es sinnvoll ist solche zu wählen, die auch eine gültige allgemeine bauaufsichtliche Zulassung haben. So kann man sicher sein, dass der Dämmstoff auch nach dem aktuellen Stand der Technik geprüft und getestet wurde und alle Anforderungen und nötigen Eigenschaften erfüllt, die ein Dämmstoff zur sicheren Nutzung aufweisen sollte.
Äußerst tiefgründige Erfahrung und Untersuchungen in Zusammenhang mit Schütt- bzw. Stopfdämmung kann der Karlsruher Professor Richard Meier mit dem von ihm hergestellten Dämmstoff aus dem Neptungras vorweisen. Das Neptungras ist eine Seegrassorte, die in diesem Fall von den Mittelmeerküsten kommt und dort in Form von Neptunbällen an die Strände gespült wird. Als Dämmstoff betrachtet, handelt es sich hierbei um ein naturreines Produkt, welches keinerlei Zusätze für die Nutzung als Baustoff benötigt und auch sonst keine bedenklichen Stoffe enthält. Neben diesem, ist der Primärenergieaufwand rekordverdächtig gering und dies auch trotz der Disposition vom Mittelmeer nach Deutschland. So liegt der Energiebedarf zur Herstellung (inkl. Rohstofftransport) von diesem Dämmstoff bei ca. 50 kW/m3. Zum Vergleich hierzu, Dämmprodukte aus Polystyrol (Styropor®) liegen ungefähr und je nach Art zwischen 200 und 1000 kW/m3, Produkte aus Polyurethan (PU) sogar zwischen ca. 800 und 1500 kW/m3. Diese Eigenschaften machen das Neptungras zu einem der umweltfreundlichsten Dämmstoffe, die es auf dem deutschen Markt gibt. Die Kosten, für eine Schüttdämmung mit diesem Produkt, hängen natürlich von der gewünschten Dämmstoffstärke, den nötigen Arbeiten an der Bestandsfassade und deren anschließenden Bauteile, dem Aufwand für das Erstellen und der Art der Vorsatzschale und dem tatsächlichen Umfang des möglichen Eigenleistungsanteiles ab und können daher nicht allgemeingültig angegeben werden. Der Systempreis (Materialpreis im Gesamten, inkl. verputzter Vorsatzschale), für eine Schüttdämmung aus dem Seegras liegt grob überschlagen zwischen ca. 90,00 €/m2 (123 mm Dämmstärke) und 140 €/m2 (358 mm Dämmstärke) und ist somit durchaus vergleichbar mit anderen gängigen Dämmprodukten. Um zu prüfen, wie Ihre Fassade gedämmt werden kann und welcher Aufwand zu erwarten ist, muss man das Objekt vor Ort besichtigen. Zu guter letzt sei noch erwähnt, es gibt auch Fälle und Umstände, zu denen man eine nachträgliche Wärmedämmung nicht empfehlen kann. Ergo lassen Sie sich vor jeder Sanierungsaktion zunächst neutral und unabhängig beraten.
Sollten Sie noch Fragen haben, so können Sie mich gerne im Sachverständigenbüro Holzmann-Bauberatung® kontaktieren (0821 – 60 85 65 40).