Hamburg will das Deutschlandhaus zerstören, eines der wichtigsten Bauwerke der zwanziger Jahre. Warum begehrt der Denkmalschutz nicht auf?
In Hamburg entstand 1929 das Deutschlandhaus, ein grandioses, republikweit bestauntes Beispiel der Vorwärts-und-voran-Baukunst, in dem es nicht nur etliche Büros, Läden und ein Automatenrestaurant gab, sondern auch das größte Kino Europas mit fast 3.000 Plätzen. Innen laufende Bilder, außen beschleunigte Formen – hier war Hamburg sich selbst voraus. Doch jetzt will die Stadt nichts mehr davon wissen. Das Deutschlandhaus soll abgerissen werden. Swing und Schwung, das war gestern.
Nun leidet Hamburg ja ohnehin nicht an einer Überfülle architektonischer Meisterwerke. Und wenn in dieser Stadt wirklich etwas eine Tradition hat, dann ist es der Hang zur systematischen Selbstzertrümmerung. Hamburg, das schrieb schon Alfred Lichtwark, der erste Direktor der Kunsthalle, “hätte die Stadt der Renaissance sein können, des Barock und des Rokoko. Doch alle diese Schätze wurden stets begeistert dem Kommerz geopfert.” Nur zehn Prozent aller Gebäude in Hamburg sind heute älter als hundert Jahre. Da scheint es auf das kurvenstarke Deutschlandhaus nun auch nicht mehr anzukommen. (…)
Schon seit Monaten rührt sich Protest, denn viele Hamburger sind es schlicht leid, sich von Kommerzinteressen diktieren zu lassen, was in ihrer Stadt bleiben darf und was nicht. Überall wütet die Abrissbirne, in nur einem Jahr, 2016, verschwanden 176 Gebäude allein im Bezirk Nord.
Quelle und Volltext: zeit.de