Das Märchenschloss wird aufpoliert
Die Prunkräume von Neuschwanstein werden in den nächsten Jahren grundlegend restauriert. Und Ludwigs ausrangierte Heizung hilft, ein zentrales Problem zu lösen
Hohenschwangau: Eva Höfle ist hart im Nehmen. Bewaffnet mit Klemmbrett, Heizlüfter und einer Thermoskanne Tee sitzt die Restauratorin in einem Erker des Sängersaals und kartiert Schäden an Decken und Wänden. Das Thermometer kennt an diesem bitterkalten Vormittag kein Erbarmen: Minus 14 Grad sind es draußen, drinnen stehen mangels Heizung gerade mal 1,5 Grad auf der digitalen Anzeige. Und dennoch widmet sich Eva Höfle unverdrossen ihrer filigranen Aufgabe in einem der schönsten Prunkräume von Schloss Neuschwanstein.
„Fast jeder Quadratzentimeter in diesem Saal ist bemalt, schabloniert oder vergoldet“, erläutert sie. Die Ornamente und Malereien zeigen mittelalterliche Szenen aus den Opern Richard Wagners. Sie sind charakteristisch für die verklärte Fantasiewelt, die König Ludwig II. hoch über Hohenschwangau im Ostallgäu erschaffen wollte. Doch der Stein gewordene Traum hat seit seiner Fertigstellung 1892 Risse bekommen – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Mit geballten Kräften will die Bayerische Schlösserverwaltung die Schäden in den nächsten Jahren beseitigen. Eine Mammutaufgabe – auch finanziell: Stolze 20 Millionen Euro sind für das Vorhaben veranschlagt, erläutert der Projektverantwortliche Heiko Oehme….