Lehmputz hat die Fähigkeit Luftfeuchtigkeit im Innenraum zu regulieren, Temperaturschwankungen auszugleichen, er bindet Staub, ist antistatisch, neutralisiert unangenehme Raumluft, absorbiert in Wasserdampf gelöste Schadstoffe, wirkt Elektrosmog entgegen und ist zudem noch ein Naturprodukt, das der Haut im Gegensatz zu manch anderem Putz schmeichelt, anstatt sie spröde und rissig zu machen. Vergleichen wir Lehmputze mit anderen Putzen kommt zusätzlich noch die sehr energiearme Produktion dazu, zu denen synthetische Verzögerer, Beschleuniger, Schaumbildner und einiges mehr, gar nicht erst benötigt werden. Ein Putz, der also nicht nur 1:1 vom Erdreich an die Wand geputzt, sondern eben auch völlig frei von bedenklichen Allergenen und anderen gesundheitsschädlichen oder –bedenklichen Stoffen genutzt werden kann.
Allgemein kann man schreiben, dass Lehm ein Gemisch aus Ton, Schluff, Sand und Kies ist. Wobei der Ton die Funktion des Bindemittels übernimmt und Schluff, Sand und Kies die Zuschlagstoffe darstellen. Je nachdem für welche Art von Putz man den Lehm verwendet, können auch weitere Zuschlagstoffe, wie zum Beispiel Stroh, enthalten sein. Es gibt aber auch, gerade im fernen Osten, traditionelle Lehmputze denen Seetang zugeführt wurde und wird. Ein Beispiel hierzu wäre der, immer noch in so manch japanischen Kaiserpalast sichtbare Marmorglanz-Lehmputz. Eine Putztechnik die schon damals so aufwändig war, dass nur die reichsten der Reichen sich solch edle Wandgestaltung leisten konnten. Wenn wir schon bei der Geschichte sind, Lehm ist als Baustoff einer der ältesten der Welt. Man mag es kaum glauben, aber etwa ein Drittel der Weltbevölkerung lebt in Gebäuden aus Lehm, selbst in Deutschland gibt es ungefähr 2,2 Mio. Gebäude aus diesem Naturbaustoff. Manch einer mag nun vielleicht denken, dass es sich hierbei nur um einfachste, einstöckige Behausungen handle, aber das ist nicht korrekt, denn mitunter in Nordafrika finden sich bis zu neunstöckige Gebäude, rein nur aus Lehm. So gibt es z.B. in Šibām der historischen Hauptstadt von Jemen, solch neunstöckige Häuser, die teilweise bis zu 30 m hoch sind und ein Alter von bis zu 500 Jahren aufweisen. Sie sehen, der Baustoff Lehm ist tatsächlich uralt. Die Vielzahl der Einsatzgebiete, ob als Schwerlehm (z.B. Stampfbau für Stützwände etc.), Massivlehm (z.B. Gewölbe, Fußböden etc.), Faserlehm (z.B. Lehmsteine, Lehmplatten etc.) , Leichtlehm (z.B. für unbelastete Wände etc.) oder auch Lehmstroh (z.B. für dämmende Ausfachungen) und einiges anderes.
Lehmputze werden allgemein gesehen im Innenwandbereich, an Wänden und Decken, aber auch an schlagregensicheren Fassaden eingesetzt. Es gibt sie grobkörnig mit kiesigem Zuschlag und/oder Strohanteil, o.ä., für Unterputze und in feiner Form als Oberputze (auch Dekorputze genannt). Was man dabei beachten sollte, Lehmputz ist ein konstruktiv haftender Putz, er klebt also nicht wie Gips, sondern benötigt immer einen entsprechend rauen Untergrund, vor allem wenn man ihn im System mit Unter- und Oberputz anwendet. Eine bewährte Methode ist das Aufbringen des Unterputzes in mehreren Schichten, wobei jede Schicht für sich vollkommen austrocknen muss. In die letzte Schicht vor dem Oberputz legt man ein Armierungsgewebe in das obere Drittel dieser Putzschicht ein. Dieses kann ein Juttegewebe oder auch ein gewöhnliches Putzarmierungsgewebe sein. Zweiteres ist für den Anfänger erheblich leichter zu verarbeiten. Man wird feststellen, dass die untere Putzlage beim Austrocknen Risse bildet und erst nach der zweiten oder dritten Lage nahezu rissfrei austrocknen. Dies ist ein ganz normaler Vorgang. Es empfiehlt sich, in Kantenbereichen (im Zuge der Gewebearmierung) Gewebeeckwinkel einzuputzen oder Ecken von Grund auf nicht zu scharfkantig auszuführen, im besten Fall abzurunden. Lehmputz ist ein relativ weicher Putz, daher kann eine zu scharfe Kante beim Anstoßen auch gerne mal abfallen. Solch ein Gewebeeckwinkel festigt den Eckbereich. Ist die oberste Unterputzlage ausgetrocknet, kann man den feinen Oberputz je nach Gusto aufziehen. Bei Mauerwerksecken an die man gerne öfter anstößt, wären auch auf den Oberputz aufgebrachte Eckschutzwinkel vorteilhaft. Fällt aber dennoch mal ein Eckchen weg, so kann man das abgefallene Stück befeuchten, die Abbruchstelle anfeuchten und erneut mit dem abgefallenen Material wieder reparieren.
Wer den langen Trocknungszeiten ausweichen möchte, für den bietet der Markt auch trockene Lehmbauplatten an. Diese werden einfach auf die Wand oder Rahmenkonstruktion geschraubt und dann direkt mit feinem Oberputz versehen.
Lehmoberputze erhält man im Übrigen in einer großen Farbpalette, da bleiben kaum Wünsche offen. Hersteller von qualitativ hochwertigen Lehmputzen sind beispielsweise die Firma Claytec im Nordrhein-Westfälischen Viersen oder auch die Firma Hock-Thermohanf im schwäbischen Nördlingen.