In Zeiten des immer rapider anwachsenden Treibhauseffektes sollte auch beim Dämmstoff am eigenen Haus ein klimagünstiger Weg zum Wohle unserer Umwelt eingeschlagen werden. Denn was nützt es, wenn die Primärenergie (Herstellungsenergie) eines Dämmstoffes bald schon höher ist, als diejenige Energie, die man einzusparen versucht. Die Ernte und Produktion, inklusive der Lieferung vom österreichisch/ungarischen Grenzgebiet zum deutschen Großhandel, eines m2 Schilfdämmplatte mit einer Stärke von 5 cm, liegt mit ca. 6,00 Euro (Endverbraucherpreis in Deutschland ca. 10 Euro/m2) unschlagbar günstig. Dieser Preis kann mit der Weiterentwicklung des Erntevorgangs, der ca. 75 % der Herstellungskosten ausmacht (der Webeanteil liegt bei ca. 25 %), auch noch erheblich kostengünstiger gestaltet werden.
Schilf ist nicht nur der wahrscheinlich älteste Naturbaustoff für Vollwärmeschutz auf dieser Erde (erste Nutzung in der Jungsteinzeit), sondern auch, der in der Herstellung wohl Natürlichste. Das Schilf wird geschnitten und gebunden und kommt ohne Zusatz von chemischen Mitteln an die Wand. Schilf, welches zur Schonung und Erhaltung der Schilfbiotope ohnehin geschnitten werden soll, ist als Wasserpflanze natürlich wasserfest und wächst rasch wieder völlig selbstständig nach. Allerdings liegt der geschnittene Schilfhalm längere Zeit im Wasser, so zersetzt auch dieser sich. In Putzen ist dieser Naturbaustoff schon Hunderte von Jahren unbeschadet alt geworden. Schilfdämmsysteme, erhalten so gut wie immer eine Dickputzschale, das heißt die Putzfläche ist wesentlich stabiler, als bei herkömmlichen Dünnputzsystemen. Aufgrund dessen, dass die Dämmplatten, bzw. deren Schilfhalme, untereinander verschiebbar sind, können auch leichte Bewegungen im Untergrund problemlos überarbeitet werden.
Sie können gewiss sein, dass Sie hierbei keine schädlichen Fasern oder Kunststoffe im Dämmstoff haben.
Hier einige Fakten zum Dämmstoff Schilf:
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Sehr niedriger Primärenergieverbrauch. Schilf muss z.B. nicht unter hohem Energieverbrauch geschmolzen und aufgeschäumt werden, denn das natürliche Wachstum des Schilfrohres hat schon für reichlich „Porengehalt“ gesorgt. Das Rohr wird lediglich geschnitten, zusammengepresst und mit rostfreien Drähten gebunden.
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Da wir es hierbei mit einer Wasserpflanze zu tun haben, ist ebenso eine hohe Wasserbeständigkeit gegeben. Schön zu sehen ist die Verrottungsbeständigkeit, zum Beispiel in Putzen, bei welchen Schilfmatten als Putzträgermatten eingesetzt wurden und die oft mehrere hundert Jahre in den historischen Gebäuden verweilten. Einzig die damalige Flachsbindung ist über die Jahre verrottet, das Schilfrohr ist hierbei absolut unangegriffen.
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Der hohe Silikat-Gehalt des Schilfrohrhalmes bewirkt kein bemerkbares Schwinden und Quellen.
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Bei der Außendämmung ist keine Verklebung erforderlich, es wird nur gedübelt.
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Im Entsorgungsfall fällt kein naturfremder Abfall an. Den Verschnitt kann man frei von Bedenken häckseln und einfach kompostieren und als Dünger dem eigenen Garten zuführen. Sie werden sehen, Ihre Pflanzen werden es lieben. Versuche bei Rosen ergaben äußerst positive Ergebnisse.
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Durch die relativ hohe Eigendichte wird zugleich eine verbesserte Schalldämmung erreicht.
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Der Rohstoff Schilf ist ein ständig nachwachsender Dämmstoff. Durch die jährliche Ernte der Schilfgürtel wird ein erheblicher Beitrag zur Landschaftspflege geleistet und das Nachwachsen gesichert. Abgesehen davon, trägt man hierbei auch zur wirtschaftlichen Sicherung und Wachstum in manch ärmeren Ländern bei – wobei der Rohstoff natürlich auch vor unserer Haustüre wächst.
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Durch die grobflächige Oberflächenstruktur erreicht man eine hervorragende Putzhaftung.
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Altputze können direkt überarbeitet werden, historische Substanzen bleiben hierbei vollständig erhalten.
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Aufgrund dessen, dass die Schilfrohre in sich verschiebbar sind, können auch leichte Bewegungen im Untergrund problemlos überarbeitet werden.
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Als Innendämmung im Fachwerkbereich mit Lehm, zeigt die Schilfdämmung eine hervorragende Eignung und ist ebenso kombinierbar mit modernen Wandflächenheizungen.
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Im Brandfall werden keine giftigen Gase (z.B. Dioxin), wie z.B. bei Polystyrol oder Polyurethan Dämmstoffen abgegeben. Das Schilf im Putz ist schwer entflammbar. Selbst Versuche, die trockenen, gebündelten Schilfplatten zu verbrennen (Anzünden mit einem Feuerzeug) werden eher schlecht glücken, es kommt in diesem Falle zu einem Abglühen der äußeren Halme, i.d.R. erstickt sich die Glut selbst nach kurzer Zeit.
Im Allgemeinen werden Dämmmatten in Abmessungen von 1,25 * 1 m (da es sich um ein Naturprodukt handelt, weichen die Maße in aller Regel immer ein wenig ab) angeboten, dabei sind Dicken von 2, 5, 10 und auch 15 cm beziehbar.
Eingeordnet wird Schilf als Dämmstoff in die Wärmeleitfähigkeitsgruppe 055, wie nahezu alle Naturdämmstoffe.
Bei der Dübelung von den oben genannten Dämmstärken müssen Schraubdübel der Dübellastklassen 0,15 KN [hierbei ist in jedem Fall der Untergrund zu beachten (Beton = 0,5 KN; Vollstein = 0,25 KN; Lochstein = 0,20 KN; Porenbeton = 0,15 KN)] mit einem Tellerdurchmesser von 60 mm verwendet werden. Bei Gebäuden bis zu einer Höhe von 8 m werden in der Fläche 6 Dübel pro m2 verwendet und im Randbereich 10. Wie bei allen anderen Dämmungen müssen die Matten im Verband verlegt werden, mit der üblichen Verzahnung an Gebäudeecken. Plattenstöße dürfen auch hierbei nicht auf Öffnungsecken treffen. Bei einer zweilagigen Dämmung müssen in jedem Fall beide Lagen gedübelt werden, so als ob jede Lage für sich stehen bleiben muss. Man darf also keine Dübel in der unteren Lage einsparen.
Untergründe sollten frei von losen Teilen und eben egalisiert sein, Verschmutzungen in Form von Staub spielen hierbei keine große Rolle, da die Platten nicht verklebt werden.
Die Platten können aufgrund der Abrutschsicherung des Putzes (beim Aufbringen) mit waagerechter Schilfhalmanordung verlegt werden. Dies erleichtert den Putzauftrag, beeinträchtigt jedoch nicht das Dämmverhalten, wenn die Ausführung zum Dach- und Sockelanschluss luftdicht ist.
Bei den Systemaufbauten müssen die Herstellerangaben beachtet werden. Im Allgemeinen empfehlen wir ein mineralisches 3-lagiges Putzsystem mit einem hochreißfesten Armierungsgewebe, einer Oberputzlage und dem dementsprechenden (mineralischen) Anstrich.
In den Anschlussbereichen unterhalb der Fensterbänke und zu eventuellen Sparren oder Sichtpfetten-Anschlüssen etc., ist ein vorkomprimiertes Butylband als Abdichtung einzubringen.
Bei den Eckarmierungen wird zumeist ein gewinkeltes Panzergewebe mit einer zusätzlichen Verstärkung durch einen Drahtgewebewinkel empfohlen. Wir haben jedoch auch schon Eckverstärkungen mit Gewebeeckwinkel und Drahteckwinkeln durchgeführt, die ohne einem Schadensbild schon mehr als eine Dekade wunderbar bestehen.
Für Sockel (Spritzwasserschutzzone; 30 cm) und im erdberührten Bereich ist nur eine dafür zugelassene Perimeterdämmung mit der zusätzlichen Abdichtung erlaubt. Hierbei (wie bei allen Sockelputzen) ist auch die flexible Abdichtung auf dem Sockelputz durchzuführen. Die althergebrachte Meinung „ein Zementputz ist ausreichend“ ist überholt und bei weitem nicht mehr Stand der Technik (dies ist übrigens auch in der gültigen DIN festgelegt)! Bei Abstufung des Sockels zur Fassade sollte eine dafür entwickelte Sockelleiste mit Tropfnase eingesetzt werden.
Zusammenfassung und technische Daten:
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Niedrige Primärenergie für Schilf.
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Auch als Innendämmung im Fachwerkbereich mit Lehm hervorragend geeignet und kombinierbar mit Wandflächenheizungen.
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Wasserbeständigkeit ist gegeben – als Wasserpflanze nicht saugendes Verhalten und durch den hohen Silikat-Gehalt kein Schwind- und Quellverhalten.
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Hervorragende Putzhaftung durch grobflächige Oberflächenstruktur und Verkrallung in den Halmzwischenräumen.
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Jährliche Schilfernte trägt zum Landschaftsschutz bei.
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Verbesserung der Schalldämmung.
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Im WDV-System ist nur eine Dübelung notwendig, eine Verklebung ist nicht erforderlich.
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Die Entsorgung ist absolut umweltfreundlich durch das Verarbeiten von Verschnitt und Restmaterial durch Kompostierung.
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Für alle tragfähigen Untergründe geeignet bis max. 2 Vollgeschosse.
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Brandklasse nach DIN: B 2
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Wärmeleitfähigkeitsstufe: WLS 055
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Rechenwert Wärmeleitfähigkeit: 0,055 W/mK
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Diffusionswiderstandszahl: 1 – 2
Einige Bilder konnten aus rechtlichen Gründen hier nicht publiziert werden. Den Volltext inkl. vieler Konstruktionszeichnungen, Tabellen und Weiteres finden Sie im Buchwerk: „Natürliche und pflanzliche Baustoffe“ (ISBN: 978-3-8351-0153-1).