Aus Richards Händen in Wand, Dach und Boden
Der römische Gott Neptun war, so wird vermutet, der Gott der fließenden Gewässer, der springenden Quellen und des Wetters, als dieser wurde er dem griechischen Wassergott
Poseidon gleichgesetzt. Ein Gott also, der über das Wasser herrscht, die Macht über dessen Bewegungen und natürlich auch über die darin befindlichen Bewohner inne hat. Einer dieser Bewohner sind die, nach diesem Wassergott benannten, Seegräser aus der Familie Neptungrasgewächse (Posidoniaceae). Wobei wir im europäischen Baustoffwesen vor allem einen Blick auf die Pflanzenart Posidonia oceanica, ein Mitglied dieser Pflanzenfamilie, werfen sollten. Das Warum ist einfach erklärt. Während die anderen Neptungräser aus der Gruppe der Posidonia australis und Posidonia ostenfeldii nur im südlichen und westlichen Australien, bzw. in deren flachen bis subtropischen Meeresbereichen, gedeihen, wächst das Posidonia oceanica auch an den vielen küstennahen Bereichen des Mittelmeers. Aus europäischer Sicht also eine heimische Seegrassorte. Aber und das gilt es zu wissen, es handelt sich nicht nur um irgendeine Seegrassorte. Die durch sie gebildeten Seegraswiesen sind die Grundlage bedeutender mariner Ökosysteme im Mittelmeer und stehen daher auch unter besonderem Schutz. Sie sind z.B. Brutraum für viele Fische, Lebensraum für Schnecken, aber sie schützen die Küstenregionen auch vor Erosion. Das Pflücken von Souvenirs unterhalb des Meeresspiegels ist somit grundsätzlich zu unterlassen, gar großteils verboten. Für den Einsatz als Bau- bzw. Dämmstoff ist dies jedoch unbedeutend, denn dafür werden, die an die Küsten gespülten, abgestorbenen Pflanzenteile eingesammelt.
Diese abgestorbenen Pflanzenteilchen sind baustofflich nutzbar, wenn sie in Form von mehr oder weniger großen Bällchen am Strand liegen, die man auch als Neptunbälle oder noch vor einigen Jahrzehnten als Gamsballen betitelte. Für diese Ballform, kommt indirekt wieder Neptun, der eingangs erwähnte Wassergott, ins Spiel. Denn die Ballform wird durch die Bewegungen des Meerwassers geschaffen. Abgestorbene Pflanzenteile werden am Meeresboden durch die Bewegung des Wassers so lange hin und her bewegt, bis alle verrottbaren Teile der Laubblätter abgerieben und nur noch die stabilen Rippen des Blattes übrig bleiben. Diese Blattrippen werden über die Meeresbewegung dabei zu Bällchen geformt. Man kann sich das vorstellen, wie das Formen eines Semmelknödels zwischen den Händen. Wiederum durch das Meer, vor allem bei stürmischer See, werden die Bällchen dann an die Strände gespült.
Um nun aus den Bällchen einen Dämmstoff zu produzieren, muss man im Grunde nur noch selbige vom Strand aufsammeln, die Faserkugeln auseinander zupfen und diese von Sanden und anderen Fremdpartikeln säubern. Aus industrieller Sicht ist das zwar nicht ganz so einfach, aber so ungefähr könnte man das im Groben und allgemeinverständlich schildern.
Allergikergeeignet
Professor Richard Meier († November 2016) hat dieses Geschenk der Natur und vor allem die hohe Qualität der Neptunfaser erkannt und produziert seit jüngster Zeit einen, mittlerweile auch allgemein bauaufsichtlich zugelassenen, losen Dämmstoff aus den Neptunbällen. Zu diesen angesprochenen Qualitäten zählt vor allem der hohe Gehalt an mineralischen Stoffen (z.B. Silikat), was der Faser selbst einen von Natur gegebenen Brandschutz verleiht. NeptuTherm, wie der Dämmstoff betitelt wird, wird somit ohne weitere brand- und flammhemmende Zusätze angeboten. Es liegt in diesem Fall eine reine Naturware vor, die auch für starke Allergiker und Mitmenschen mit chemikalischen Unverträglichkeiten ohne weiteres genutzt werden kann.
Feuchtigkeit und Hitzeschutz
Weitere Vorteile sind, dass die aus dem Meer stammenden Fasern bei kurzzeitigem Wassereintritt (z.B. Havariefällen) nicht verrotten, gar Wasser aufnehmen und sehr schnell wieder abgeben kann, was der Bildung von Schimmelpilzen oder auch Wasserschäden an der Konstruktion selbst oftmals entgegen wirkt. So kann 1 kg Dämmstoff ca. 3,4 Liter Wasser aufnehmen und dieses fast schon in Rekordgeschwindigkeit wieder abgeben. Etwas das viele gängige Dämmstoffe so gar nicht leisten können. So halten die meisten synthetischen Produkte die Nässe lange „eingesperrt“, wodurch nicht selten (beispielsweise bei hölzernen Dachkonstruktionen u.ä.) eine Schädigung an der Konstruktion selbst eintritt. Andere Dämmstoffe, wie z.B. lose Dämmstoffe aus Altpapier, neigen bei Wassereintritt zum Verklumpen, wodurch auch und teils sogar erhebliche Nachteile entstehen. Ist solch ein Material einmal verklumpt, kann es die angedachte Dämmwirkung kaum mehr erreichen, selbst Fehlstellen in der Dämmlage mit daraus resultierenden Wärmebrücken können dadurch entstehen. Neben all diesem ist selbstverständlich auch bei diesem Naturmaterial aus dem Meer ein hervorragender sommerlicher Hitzeschutz gewährt, so bleiben Dachwohnungen, die damit gedämmt werden, auch bei sehr hohen Außentemperaturen, angenehm temperiert.
Ideallösung für verwinkelte Hohlräume
Als loser Dämmstoff kann Neptutherm in definierte Hohlräume geschüttet, gestopft oder auch geblasen werden. Egal ob offene Holzbalkendecke, Hohlräume in Holzständerkonstruktionen oder in Dachflächen, der Dämmstoff ist überall anwendbar, wo er vor Feuchtigkeit oder Nässe geschützt ist. Die Einbaumenge beträgt bei einer Wärmeleitzahl zwischen 0,041 und 0,044 W/mK (Bemessungswert 0,049 W/mK) ca. 65 bis 75 kg/m3 und die Verpackungseinheit ist mit 15 kg Säcken recht handlich gewählt. Nicht nur handlich auch praktisch, denn bei einer 20 cm dicken Dämmschicht benötigen Sie recht genau einen Sack pro Quadratmeter. Hervorzuheben ist, dass der lose Dämmstoff als Einblasdämmung hervorragend geeignet ist, um schlecht zugängliche verwinkelte Hohlräume zu dämmen. Gerade im Dach, wie z.B. um den First, ist es vielfach nicht einfach, überall hin zu kommen und eine geschlossene Dämmschicht zu erstellen. Hier ist die Einblasdämmung eine der idealsten Lösungen. Der Luftstrahl der Einblasmaschine sorgt dafür, dass selbst die kleinsten Eckchen vollständig mit Dämmstoff gefüllt sind. Wie erwähnt kann der Dämmstoff auch geschüttet oder gestopft werden. Das heißt, auch für den fleißigen Hobbyhandwerker ist die Möglichkeit geschaffen, selbst Hand anzulegen. Allerdings sei allgemein dringenst anzuraten, dass sich auch der geschickteste aller Heimwerker zunächst von einem ausgebildeten Fachmann/Sachverständigen beraten lässt. Das Dämmen an sich ist zwar kinderleicht, allerdings gibt es ein paar Dinge, die man, zum Beispiel aus bauphysikalischer Sicht, beachten muss, um auch wirklich lange Zeit Geld beim Heizen zu sparen und nicht bald schon wieder neu mit einer Sanierung beginnen zu müssen.
UPDATE 12. März 2014:
Das Fraunhofer IPB (Institut für Bauphysik) erstellte am 7. März 2014 einen Prüfbericht zur Bestimmung des Wärmedurchlasswiderstandes und der Wärmeleitfähigkeit nach DIN 12667 und Zulassung Z-23.11-1836 an dem Dämmstoff „NeptuTherm“ mit dem Ergebnis, dass bei einer Nennschüttdichte von 65 kg/m3 eine Wärmeleitfähigkeit von 0,0388 W/(mK) und bei einer Nennschüttdichte von 75 kg/m3 eine Wärmeleitfähigkeit von 0,0386 W/(mK) erreicht wird. Mit diesem Ergebnis wird wohl der Bemessungswert zur Wärmeleitfähigkeit in naher Zukunft auch in der Zulassung korrigiert werden. Sensationell in diesem Zusammenhang wäre, wenn das DIBt den hier absolut unsinnigen und von dem Großteil der Fachbranche ohnehin arg umstrittenen Feuchtebeiwert von 15% nicht zurechnen würde. Man kann zwar schon mit den neuen Messwerten schreiben, dass NeptuTherm nahezu genau so gut dämmt wie Polystyrol oder Mineralwolle (Durchschnittlich 0,035 W/(mK)), aber eben dieser Feuchtebeiwert wird den Naturdämmstoff im Bemessungswert künstlich wieder etwas schlechter darstellen.
Eine solche Beratung inkl. einer Verarbeitungseinweisung, ist für kleines Geld zu erhalten. Sie sollten nur darauf achten, dass Sie sich einen echten (ausgebildeten) Fachmann hierfür engagieren. Gerade im Bereich der Gebäudedämmung finden sich viele selbsternannte Fachleute, ohne jegliche Ausbildung. Ihnen wird ein reiner Kaufmann oder, wie auch schon erlebt, ein Sozialpädagoge mit nett klingenden Worten und dem selbstgeschaffenen Titel „Dämmstofffachmann“ nicht helfen. Für solch Beratungen ist ein berufserfahrener Handwerksmeister oder noch besser, da i.d.R. unabhängig und neutral, ein Bausachverständiger (Bautechniker, Bauingenieur) der bessere Ansprechpartner. Egal welchen Fachmann Sie konsultieren, er sollte Ihnen keine Waren oder Dienstleistungen abseits der Beratung verkaufen wollen und, wenn er denn wirklich neutral ist, so sollte er auch keine Firmen explizit empfehlen (Provisionsgeschäfte). Zur Prüfung hilft manchmal auch eine einfache Internetrecherche, da erkennt man ab und an schnell, was ein dubioser Berater noch so alles macht, in welche geschäftlichen Beziehungen er verwickelt ist und wie seriös selbiger tatsächlich ist. Den schwarze Schafe gibt es wie genannt viele, manche gründen gar eigens hierfür Institute, nicht um zu forschen, vielmehr um ganz andere Unternehmungen indirekt zu fördern.
Videos zum Dämmstoff
Filzbällchen am Strand:
http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/3517136?documentId=7050508
Einbau manuell:
http://www.youtube.com/watch?v=IiBJOF0HnIM
Einbau maschinell:
http://www.youtube.com/watch?v=nWb4y2Gukqw
UPDATE:
Mittlerweile ist Neptutherm auch mit der Allgemeinen Bauaufsichtlichen Zulassung als Einblasdämmstoff erhältlich. Klicken Sie hier um die Zulassung zu sehen: Link zur Zulassung
Als Sachverständiger, der mitunter Dämmstoffe und Dämmsysteme als einen seiner Schwerpunkte mit vielen Jahren der Erfahrung inne hat, stehe ich Ihnen gerne für Beratungen auch zu diesem Dämmstoff zu Verfügung. Rufen Sie mich einfach an und vereinbaren Sie einen Termin mit mir. Ich freue mich Ihnen helfen zu dürfen.