Grundsätzlich bildet sich Tauwasser an Oberflächen, deren Temperaturen unter der Taupunkttemperatur der angrenzenden Räume liegt. Die DIN 4108 gibt hierzu durchgerechneten Beispiele vor:
Das markierte Beispiel (nicht typisch, aber einfacher zu erklären) zeigt, dass bei einer Raumlufttemperatur von 30 °C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 30 % ein Tauwasserausfall bei einer Oberflächentemperatur von 10,5 °C und niedriger an eben jener Oberfläche auftritt. Das heißt nichts anderes, als dass es dann an selbiger Stelle feucht oder nass wird. Diese Feuchtigkeit mit allgegenwärtigem Staub bildet dabei die Lebensgrundlage für Schimmelpilze nahezu aller Art.
Feuchte und nasse Fensterscheiben
Dieses Prinzip des Tauwasserausfalls ist bei Mauerwerk genau das Gleiche wie auch bei Metall- oder Glasoberflächen. Die Oberflächentemperaturen im Bereich von Fenstern sind im Wesentlichen von folgenden Faktoren abhängig:
- den Wärmeübergangskoeffizienten (U-Wert) des Fensters (Rahmen und Verglasung)
- den Wärmeübergangswiderständen (Rsi, Rse) und
- den Raum- und Außenlufttemperaturen
Diese drei Faktoren sind jedoch nicht konstant, weshalb Tauwasser bei Fenstern in aller Regel zuerst im Randbereich der Verglasung auftritt. In eben diesem Randbereich stellen beispielsweise die metallischen Abstandhalter eine zusätzliche Wärmebrücke dar, so ergeben sich hier in den Wintermonaten oft tiefere Oberflächentemperaturen, welche den Tauwasserausfall begünstigen.
Undichtigkeiten der Fensterdichtungen
Selbiges tritt auf, wenn beispielsweise die umlaufenden Fensterdichtungen nicht wirklich eine umlaufende Dichtebene bilden und zwischen Fensterrahmen und Fensterflügel kalte Luft einzieht.
„…Ja, ja, nun werden viele, die das lesen argumentieren, dass man früher weniger Schimmel hatte, weil die Fenster undicht waren und praktisch immer gelüftet wurde, warum soll das dann nun ….. Zur Information: Fenster waren früher im Winter immer innenseitig nass am Morgen (manchmal auch den ganzen Tag, je nach Nutzung der Räume) und nicht selten auch noch innenseitig gefroren. Dass durch ein undichtes Fenster im und um den Einzugsbereich eine kühlere Oberfläche geschaffen wird, dürfte unstrittig sein. Dass an kühlen Oberfläche ein Tauwasserausfall auftritt ebenso und schon dürfte die Situation erklärt sein. Ergo die Aussage, dass ein undichtes Fenster nicht ursächlich für nasse Fenster oder oft auch Schimmelwachstum sein kann, ist schlicht falsch.“
Natürlich kann das Problem der feuchten Fenster auch durch eine Kombination beider Beispiele entstehen oder durch weitere Probleme, wie ungünstigen Fensterkonstruktionen und einigem mehr. Wie so oft, sollte daher bei Klärungsbedarf auch immer ein Fachmann (neutraler und unabhängiger Sachverständiger) befragt werden. Allgemein muss man sagen, dass es nahezu an jedem Fenster Tauwasserausfälle geben kann, je nachdem, wie tief die Außentemperaturen und wie hoch die Raumtemperatur und deren Feuchtigkeitsgehalt in der Raumluft ist.
Nutzerverhalten
Zusätzlich zu den genannten Parametern spielt selbstverständlich auch immer die bauliche Begebenheit und das Nutzerverhalten selbst eine beeinflussende Rolle. Schließen wenig oder unbeheizte Räume nicht dicht getrennt an beheizte Räume an (z.B. keine dichten Türen, offene Türen, gar keine Türen), so zieht die warme und mit Feuchtigkeit angereicherte Luft in die kalten Zonen und an den dort vorhandenen kalten Oberflächen (Fenster, Raumecken etc.) findet der Tauwasserausfall statt.
Wäsche im Raum trocknen
Oftmals reichen minimale Temperaturveränderungen, um nasse Fenster und auch damit oft einhergehendes Pilzwachstum durch Tauwasserausfall zu vermeiden. Kürzlich begutachtete ich einen Schimmelschaden in einem Dachspitz einer Maisonettewohnung einer jungen Familie mit einem Baby. Ein sehr klassischer Fall. Unten wurde geheizt oben nur recht wenig, da dort der Freizeitraum von dem Mann des Hauses war und dieser nicht so sehr oft da oben ist. Wärme steigt zwar nach oben, aber wenn „oben“ sehr verwinkelt und großräumig ist und unten nur eine Fußbodenheizung auf mittlerer Stufe läuft, ist es oben eben auch kühler – nicht kalt aber etwas kühler. Die allgemeinen Klimadaten waren eigentlich nicht zu bemängeln, aber im Gespräch kam dann auf, dass beispielsweise und neben anderem die Wäsche im Raum getrocknet wurde. Wäscheraum gab es nicht und der Balkon war nicht überdacht. Da eine Familie mit einem oder mehreren Kleinkinder/-n auch relativ viel Wäsche hat – ja der Autor hatte auch mal kleine Kinder – muss die Waschmaschine natürlich recht oft laufen. Nicht jede Familie hat Kleidung fürs Kind im Überfluss, so muss die Wäsche auch möglichst schnell trocknen und eben das geschieht in vorgenanntem Beispiel dann eben in der warmen, niederschlagsfreien Wohnung. By the Way, man geht allgemein davon aus, dass 1 kg frisch gewaschene und geschleuderte Wäsche ungefähr 500 Gramm Feuchtigkeit ( 0,5 Liter Wasser) an die Umgebungsluft abgeben.
Die im wohl temperierten, unteren Bereich der Maisonettewohnung trocknende Wäsche gibt (neben anderem) entsprechend viel Feuchtigkeit ab und diese Feuchtigkeit zieht mit der warmen Luft nach oben. Nachts kühlt es draußen im Winter richtig ab und die Fensteroberflächen sind somit aufgrund der oben angesprochenen Umstände entsprechend kalt. So kam es, dass im Dachspitz die Fenster jeden Morgen und das schon bei Außentemperaturen knapp unter der Frostgrenze, innenseitig nass waren und unten ums Fenster rum Schimmelpilze zu sehen waren. Durch den gegebenen Ablauf am Morgen mit einem Baby, hat die Mutter (der Vater war ganztägig in der Arbeit und verließ früh die Wohnung) das Trocknen der nassen Fenster öfter vergessen, womöglich war sie selbst oftmals mehrere Tage nicht in dem Dachspitz.
Fachliche Schlaumeierei oder menschlicher Rat?
Selbstverständlich verwies ich darauf, dass man etwas mehr lüften und auch im Dachspitz etwas mehr heizen müsse. Bestenfalls die Wäsche, wann immer es geht, auf dem nicht überdachten Balkon trocknen lässt. Wohl wissend, dass man das Wäschetrocknen auf dem Balkon einem Mieter nicht pauschal vorschreiben kann.
Am Ende ist dies eine fachlich sicher korrekte, aber in gehabten Fall vielleicht auch zu distanzierte Aussage. Ich hätte vielleicht besser deutlich gesagt, dass die Art der Wohnung in vorliegendem Fall völlig falsch gewählt wurde. Das ist wie ein dicker, alter, spritfressender Mercedes bei einem armen Studenten. Solche zweistöckigen, offenen Wohnräume müssen unabdinglich gleichmäßig beheizt und belüftet werden und eben das Heizen von solch großem zusammenhängendem Raumvolumen verusacht auch Kosten, die insbesondere für eine junge Familie überlastend sein können. Natürlich spart die Familie bei den Heizkosten dadurch, dass nicht benutzte Räume auch nicht geheizt werden. Für diese Erkenntnis muss man nicht wirklich studiert, nur selbst einmal eine junge Familie gehabt haben. Jedoch kann genau dieses Sparverhalten im Resultat ursächlich für feuchte Fenster am Morgen sein.
Wie Sie sehen, können feuchte Fenster somit durch einen Mangel, Schaden oder auch durch Nutzerverhalten entstehen. Wobei das Nutzerverhalten noch nicht einmal vorsätzlich, böswillig oder gar extrem falsch sein muss. Manchmal genügt es nur haarfein nachzustellen und schon ist der Schaden vermieden. Aber manchmal, und das ist vielleicht besonders wichtig zu schreiben, ist es auch gar nicht zu vermeiden, dass ein Fensterglas feucht anläuft. Rufen Sie doch einfach mal an, wenn Sie ein Problem mit nassen Fenstern, Ihrem Mieter oder Vermieter haben (Tel.: 0821 – 60 85 65 40).