In der Vergangenheit wurde Bauten „Zeit zum Trocknen“ gelassen oder sie waren dermaßen undicht gebaut, dass ein Austausch der Raumluft schon durch die Fenster- und Türspalten möglich war. In der heutigen Baupraxis ist dies schon aus Kostengründen nicht mehr möglich, undichte Fenster und Türen bedeuten erhöhten Energieverbrauch und dies wiederum belastet, wie man heute sehr wohl weiß, die Umwelt extrem.
Im Zuge der Energieeinsparverordnung sind die Anforderungen in Bezug auf die Dämmeigenschaften und vor allem auch die Luftdichtigkeit stark gestiegen und steigen immer weiter, womit es in vielen Fällen nicht zur zu einer Verschlechterung des Wohnklimas, sondern oftmals auch zu bautechnischen Fehlausführungen kommt. Fairer Weise muss man hier erwähnen, dass die Energieeinsparverordnung aber auch von vielen einfach zu extrem gewertet wird. Wärmedämmung ist sinnvoll, das ist unstrittig, darf aber auch aus dem oben genannten Umweltschutzgrunde nicht übertrieben werden. Denn irgendwann ist die Steigerung des Dämmwertes durch einen immer dicker werdenden Querschnitt der Dämmlage selbst theoretisch nicht mehr möglich. Viel hilft viel, gilt hier in aller Regel und im Durchschnitt nur für die ersten 15 vielleicht 20 cm, je nach Dämmeigenschaft des genutzten Dämmstoffes, alles andere ist mehr oder weniger Unsinn. Aber durch dieses Dämmen in Zusammenhang mit der Luftdichtigkeit kommt es oft zu völlig neuen Problemen. Schimmelpilze wachsen zum Beispiel in versteckten Ecken und die Raumluftqualität fällt häufig extrem in negative Bereiche.
Gerade die Verbesserung des Wohnklimas rückt die letzten Jahre stark in das Bewusstsein der Menschen. Noch vor 20 Jahren war der Begriff „diffusionsoffenes Bauen“ nur im Bereich der Ökobewegung bekannt. Gestiegene Anforderungen bezüglich der Dämmeigenschaften und der Luftdichtheit von Gebäuden zwingen heute Hersteller und Handwerker dazu, sich genauer mit den bauphysikalischen Zusammenhängen auseinander zu setzen.
Viele Vorgaben haben sich die letzten Jahre hierzu angepasst. Ein Beispiel ist z.B. der chemische Holzschutz, den mittlerweile auch die DIN für Bereiche, die nicht dauerhaft mit Feuchtigkeit in Berührung kommen, berücksichtig und hier nicht mehr empfiehlt. Natürlich sind Holz und Holzwerkstoffe empfindlich gegen stehende Feuchtigkeit, aber hier gilt es konstruktiv das Holz aus dauerbelasteten Zonen zu holen, bzw. vor Feuchtigkeit zu schützen, denn auch der vorbeugende chemische Holzschutz bewahrt Holz bei dauerhafter Feuchteeinwirkung nicht vor Schädigungen. Bei modernen Holzhäusern wird mittlerweile grundsätzlich der chemische Holzschutz durch konstruktiven Holzschutz ersetzt. Dies nicht nur aufgrund der DIN Empfehlungen, sondern auch aufgrund der oftmals extrem gesundheitsschädlichen Zusatzstoffe in Holzschutzmitteln.
An eine derartige Konstruktion werden drei Grundanforderungen gestellt:
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Von außen muss das Eindringen von Wasser bzw. Wasserdampf verhindert werden
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Von innen muss das Einströmen von warmer Innenluft in die Konstruktion verhindert werden, da dies zu hohen Tauwassermengen an den kalten Stellen führt.
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Feuchtigkeit, die sich trotzdem in der Konstruktion befindet, muss schnell nach außen entweichen können
Da mittlerweile bekannt ist, dass die Belüftung von Dämmschichten mehr Feuchtigkeit in eine Konstruktion hinein bringen, als abgeführt wird, ist gerade bei einem Vollwärmeschutz auf eine luftdichte aber diffusionsoffene Konstruktionsweise zu achten. Die Industrie bietet hierzu vielerlei Produkte an, welche von paraffinierten, mitteldichten Faserplatten bis zu reisfesten diffusionsoffenen Folien und auch armierten Baupappen reichen.
Auch wenn es keine zuverlässigen Statistiken darüber gibt, so zeigt sich in der Praxis doch der Vorteil einer luftdichten aber diffusionsoffenen Konstruktion. Schäden, wie Schimmelpilzbildung aufgrund zu hoher Baufeuchten treten deutlich seltener auf, als bei innen dampfdicht ausgeführten aber belüfteten Konstruktionen. Dies bewirkt also auch eine deutliche Verbesserung des Wohnklimas
Natürlich spielt auch die Verarbeitung eine große Rolle. Hier steckt der Teufel oft im Detail. Vor allem wenn es um die Ausbildung von Anschlussfugen, wie z.b. an Türen und Fenstern, durchlaufende sichtbare Deckenbalken oder Installationsdurchbrüche handelt.
Ein unkontrollierter Luftaustausch bringt nicht nur direkte Wärmeverluste.
Bei einer Innentemperatur von 20°C und einer relativen Luftfeuchte von 50% liegt der Taupunkt bereits zwischen 9 und 10°C. Dringt Raumluft mit diesen Eigenschaften in die Konstruktion ein, so kommt es zu einer erheblichen Durchfeuchtung durch Tauwasser. Dies beeinträchtigt, auch das Dämmverhalten der Konstruktion insgesamt. Nasse oder feuchte Dämmstoffe erfüllen ihre Funktion als Wärmedämmstoff nicht mehr und sie sorgend dafür, dass z.B. bei Holzhäusern die Holzkonstruktion mit einem dauernassen Medium belastet wird. Feuchteschäden und daraus wiederum resultierender Schimmelpilzwachstum sind die Folge. Gerade an Fenster und Türanschlüsse oder auch Durchführungen u.ä., früher nicht selten einfach mit Montageschaum ausgeschäumt und mit Holzleisten o.ä. geschlossen, werden heute besondere Anforderungen gestellt.
So werden solche Anschlüsse grundsätzlich innen dampfdicht und außen diffusionsoffen ausgeführt. Dies verhindert das Eindringen von warmer und somit feuchter Raumluft in die Konstruktion und somit in der Regel in die Dämmlage und sorgt dafür, dass Feuchtigkeit, welche von außen eintritt, auch wieder schnell nach außen austritt. Um solche Anschlüsse auch wirklich nach diesen bauphysikalischen Eigenheiten auszuführen, bietet der Markt mittlerweile sehr einfach anzuwendende Klebebänder an – welche die für innen, die Dampfdicht und welche für außen, die diffusionsoffen sind.
Werden solch konstruktive Maßnahmen nicht beachtet, so kann es, wie nun mehrmals angedeutet zu Schimmelpilzwachstum kommen. Wobei hier oft erst dann der Schimmelbefall festgestellt wird, wenn die Raumluft schon eine deutlich erhöhte Konzentration von Schimmelpilzsporen beinhaltet und die Bewohner durch etwaige Krankheitssymptome (wie z.B. Reizung der Atemwege, Juckreiz, Augenbrennen und ähnliches) ihren Hausarzt aufsuchen, der vielleicht dazu rät, das Gebäude in dem man wohnt oder arbeitet in Bezug auf die Raumluft und/oder Bauschäden mit Schimmelpilzbefall begutachten zu lassen. In manchen Fällen werden Krankheitssymptome sogar so lange unterdrückt bis es zu sehr ernst zu nehmenden Krankheiten kommt. Einige Schimmelpilzsorten stehen nämlich im Verdacht krebserregend zu wirken und sie können Nieren- und Leberschäden aber auch Lungenblutungen hervorrufen.
Lassen Sie es nicht so weit kommen. Gerade bei Häusern die vor dem Jahr 2000 nachträglich gedämmt wurden, sind diese Maßnahmen noch nicht nach den obigen Gesichtspunkten ausgeführt worden. Hier liegt in nahezu jedem Gebäude die Gefahr von verstecktem Schimmelpilz vor, der Ihnen und Ihrer Familie einen erheblichen gesundheitlichen Schaden zufügen kann. Eine Vorsorgeuntersuchung durch einen Bausachverständigen kostet nicht die Welt und bringt Sicherheit bevor Sie krank werden. Wir führen als Sachverständigenbüro solche bautechnischen Voruntersuchungen in Deutschland durch, erstellen individuell zugeschnittene Sanierungsvorschläge und arbeiten auch bundesweit mit erfahrenen Baubiologen zusammen.