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Holzmann-Bauberatung

Sachverständigenbüro für Baumängel und Bauschäden

Anerkannte Bausachverständige
und Baugutachter bundesweit auch für Ihre Region
Tel.: 0821 - 60 85 65 40

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DIN EN ISO/ICE 17024 & DEKRA & Architektenkammer
zertifizierte Bausachverständige für Schäden an Gebäuden
mit 25 Jahren Sachverständigenerfahrung
national und international - wir sprechen deutsch und englisch

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Manuelles Lüften von Wohnraum

Schimmelpilze, Algen und Raumluft

Grundsätzlich ist das Lüften des Wohnraums zunächst einmal wichtig, um frische Luft in die Räume zu bekommen, denn seit 1995, das Jahr in welchem die ersten Luftdichtigkeitsrichtlinien in der DIN festgelegt wurden, werden Häuser immer dichter gebaut. Vor diesem Datum brachten, neben anderen, schon die undichten Fenster einen nicht unbedeutenden Luftwechsel im Raum zusammen. Danach wurden Wohnungen immer mehr abgedichtet. Heute leben wir so dicht, dass es für viele gesundheitliche Folgen hat. Schadstoffe, wie beispielsweise Benzol, Toluol, Formaldehyd, Pentachlorphenol, Lindan, Naphthalin, Phenanthren und viele andere, deren Ursprung in den Materialien unserer neuen und alten Einrichtungsgegenstände zu finden ist, machen immer mehr Menschen krank. Ob es sich um die Baustoffe, den Fußbodenbelag, den Teppich, das Möbel, die Tapete, das Reinigungsmittel, die diversen Körperpflegemittel, ja gar das Parfum, welches sich so manch ein Mensch täglich an den Körper spritzt, handelt, ist eigentlich fast egal. All diese Stoffe haben in aller Regel etwaige Inhaltsstoffe die alleine oder auch mit Bestandteilen anderer Produkte im Haushalt gesundheitliche Probleme auslösen können. Teilweise sind so manch alltäglichen Produkte gar als echtes Gift zu betrachten.

Organische Verbindungen

Flüchtige und schwer flüchtige organische Verbindungen kann man hierbei als zwei der vielen Oberbegriffe nennen. Diese können durch menschliche Aktivitäten, wie beispielsweise das Rauchen, aber auch durch Bauprodukte und Einrichtungen freigesetzt werden.

Emissionsquellen für flüchtige Verbindungen (kurz VOC für Volatile Organic Compounds) können beispielweise Styrol (z.B. Polystyrol, besser bekannt unter dem Markennamen „Styropor“), Polyurethan (PU-Schaum), Holzschutzmittel, diverse Lacke und Farben, Leime und Klebstoffe, Textilien, Wasch- und Putzmittel und ähnliches sein. Emissionsquellen für schwer flüchtige organische Verbindungen (kurz SVOC für  Semi Volatile Organic Compounds) können beispielweise Phthalate (Weichmacher in zahlreichen Kunststoffen), Topfkonservierer und andere Biozide (in Farben, Lacken, Kleber etc.), Pyrethroide (in Holzschutz, Insektensprays, Teppiche etc.) Glykolverbindungen (in Klebern, aber auch in lösemittelfreien Farben, etc.) und vieles mehr sein. Je nach Art und Menge  des Schadstoffes können die daraus erwachsenen gesundheitlichen Schäden auch sehr extreme Folgen – bis hin zum Tod – haben. Extrem gefährlich sind die kaum untersuchten Auswirkungen unterschiedlicher Stoffe miteinander (Kreuzverbindungen). Viele, naja eher ein paar, der bekannten gesundheitsschädlichen Stoffe unseres Alltags haben Grenzwerte bei deren Überschreitung man sicher weiß, dass gesundheitliche Probleme auftauchen, aber die Grenzwerte wiederum betrachten nur jeweils einen einzigen Stoff. Kreuzverbindungen und deren Auswirkungen können so vielfältig sein, dass solche Untersuchungen beinahe dem finden einer Nadel in einem gigantischen Heuhaufen gleichen.

Feuchtigkeit, Sauerstoff und Kohlendioxid

Das Lüften des Wohnraums dient aber natürlich auch dazu, die Kohlendioxidbelastung zu mindern, einer erhöhten Lüftfeuchtigkeit vorzubeugen und selbstverständlich auch Sauerstoff in den Lebensraum „Wohnung“ eindringen zu lassen.

Kohlendioxid entsteht beispielsweise beim Ausatmen von Luft. Der Mensch atmet mit der Luft Sauerstoff ein und gibt beim Ausatmen Kohlendioxid an die Raumluft ab. Hiermit reichert sich der Wohnraum selbst mit Kohlendioxid an und eine zu hohe Konzentration könnte beispielweise zu Ermüdungserscheinungen und Konzentrationsschwierig-keiten führen.

Häufig begutachteter Schimmelbefall in einer Fensterlaibung ursächlich ist hier oftmals eine Wärmebrücke und/oder falsches Lüftverhalten. Es gilt für uns als Bausachverständige zu klären, ob der Schimmelpilzbefall bauliche Ursachen hat oder ob der Nutzer seine Sorgfaltspflichten in Sachen Raumlüftung (und vielleicht weiterem) vernachlässigt hat. Sollten Sie selbiges Problem haben, kontaktieren Sie uns unter Tel.: 0821-60856540 (Sachverständigenbüro Holzmann-Bauberatung).

Aus einer zu hohen Feuchtigkeitsbelastung kann neben anderen baulichen Schäden auch eine  Schimmelpilzbildungen (nähere Info siehe ganz unten) resultieren. Durch die Nutzung von Wohnraum wird, abhängig von der Art der Nutzung, Feuchtigkeit in die Wohnräume eingebracht. Aus der Fachliteratur ist zu entnehmen, dass aus einem durchschnittlichen 4-Personen-Haushalt eine Feuchtebelastung von gut und gerne 9 kg (Liter) pro Tag und auch mehr hervorgehen kann. Hierzu ist anzumerken, dass bei einer 80 %igen relativen Luftfeuchtigkeit im Raum (entsprechend höher in schlecht belüfteten Ecken) in Verbindung mit organischen Bestandteilen auf der Wandoberfläche (z.B. Staub, Pollen, etc.) nahezu jeder Schimmelpilz einen idealen Nährboden findet. Schimmelpilze, deren Sporen zum Teil extrem giftig sind und nicht selten chronischen Erkrankungen der Atemwege wie auch Allergien auslösen können. Schimmelpilz bzw. eine erhöhte Luftfeuchtigkeit, zählt im Übrigen zu den Hauptproblemen europäischer Wohnungen. Laut aktuellen Studien sind ca. 16 % der europäischen Bevölkerung (ca. 80 Millionen Europäer) davon betroffen. Selbige Studien besagen auch, dass das Risiko in einer mit Schimmelpilzen kontaminierten Umgebung zu erkranken ungefähr doppelt so hoch ist, wie unter normalen Bedingungen. Studien gibt es natürlich viele und nicht selten sind selbige auch schön in eine bestimmte, zuvor schon angestrebte Richtung „gebogen“, aber in diesem Fall sind die Fakten schon länger bekannt und vermutet womit die Angaben wohl auch realitätsnah sind.

Wenn wir gerade bei Zahlen sind: Es gibt ungefähr 1 Million unterschiedlicher Schimmelpilzarten, welche in der Natur vorkommen. In der gewöhnlichen Innenraumluft ist mit dem Vorkommen von ca. 200 Schimmelpilzarten zu rechnen , wobei den nachfolgend Aufgezählten als Indikator für einen Feuchteschaden eine besondere Bedeutung zukommen (DIN 4108-8):

  • –Acremonium spp

  • Aspergillus penicillioides

  • Aspergillus restrictus

  • Chaetomium spp

  • Engyodontium (Tritirachium) album

  • Phialophora spp

  • Scopulariopsis brevicaulis

  • Scopulariopsis fusca

  • Stachybotrys chartarum

  • Trichoderma spp

Luftdichtigkeit ist heute ein wichtiger Aspekt beim Hausbau aber auch nicht immer unumstritten, denn die Normungen zum Wärmeschutz inkl. der Wohnungslüftung durchliefen die letzten Jahrzehnte einige Entwicklungsphasen. Wobei festzuhalten ist, dass das Nutzerverhalten der Bewohner sich wesentlich langsamer entwickelte. Als Beispiel, wer gerne Nachts bei offenem Fenster schläft, der schläft auch weiterhin bei offenem Fenster und nur in relativ wenigen Fällen wird das hier nachts gekippte Fenster über den Tag geschlossen oder gar tagsüber geheizt und stoßgelüftet. Spätestens bei einem solchen, weit verbreiteten Beispielverhalten spielt auch die Luftdichtigkeit des Gebäudes oder dessen Wärmedämmung so gar keine Rolle mehr. Ergo so manch Lebensgewohnheit wird auch durch die best durchdachten Normungen nicht so einfach abgestellt.

Hinzu kommt, dass das Fensteröffnen oder besser das allgemeine Lüftungsverhalten automotorisch nur dann geschieht, wenn etwas raucht oder unangenehm riecht, man die Nässe im Raum sieht (z.B. nach dem Duschen) oder bei anderen olfaktorisch oder visuell bemerkbaren Umständen. Riecht und sieht man nichts, kommt man allgemein kaum auf den Gedanken das Fenster mal zu öffnen.

Einflüsse auf das Lüftungs- und Heizverhalten

Im Fachbericht der DIN 4108-8 werden die Einflüsse auf das Lüftungs- oder auch Heizverhalten von Menschen wie folgt angegeben:

die Wetterfaktoren

(Außentemperatur, Windgeschwindigkeit, Windrichtung, Sonnenschein, Verschattung, Niderschlag)

die Lebensgewohnheiten

(Anwesenheit, Rauchen, Geruchsbelastung, Haushaltsaktivitäten, Wäsche trocknen im Raum, Einstellung zum Energiesparen (Raumtemperatur, Bekleidung), Feuchtequellen (Duschen, Baden, Wäschetrocknen etc.) zugestellte Fensterbänke, Pflanzen, Aquarien)

und den örtlichen Gegebenheiten

(Windexponiertheit der Wohnung, Qualtität der Bauausführung (Dichtheit), Raumfunktion, Fensterart-/anordnung (Öffnungsmöglichkeiten), Heizungssystem, Lüftungssystem, Immissionen (Allergene, Lärm, Staub, Gerüche)

Lüftungsklappen ins Fenster

Um eine bessere Luftqualität im Wohnraum zu erreichen, haben findige Unternehmer gar Lüftungsklappen erfunden, welche man in den Fenster- oder Türrahmen einbaut und eine Fensterdichtung abklemmt, damit der bewohnte Raum regelmäßig … eigentlich und bei genauerer Betrachtung fortlaufend, gelüftet wird. Luftdicht ist das Fenster danach so gar nicht mehr, aber diese Maßnahme soll beispielsweise helfen, Schimmel in Wohnungen zu vermeiden, in denen zu wenig gelüftet wird.  Argumentiert wird der Einsatz solch Fensterlüfter mit dem in DIN 1946-6 und der EnEV beschriebenem Mindestluftwechsel. Neben diesem wird die Aussage getroffen, dass solch Fensterlüfter nach DIN 1946-6 als Außenluftdurchlässe (ALD) eingesetzt werden können. Allerdings ist in den diversen Herstellerangaben nicht zu erkennen, dass diese Module überhaupt den Anforderungen der DIN 1946-6 Abs. 7.2.2. u.a. entsprechen, der Mindestluftwechsel auch wirklich in ausreichender Menge gewährleistet wird und – was womöglich besonders wichtig ist – die Luftdurchlässe im Bedarfsfall auch, wie ein Fenster mit funktionalen Fensterdichtung, dicht geschlossen werden können.

Es scheint paradox; Der Verbraucher, wie auch der Fensterbauer achten penibel darauf, dass das frisch eingebaute Fenster auch tatsächlich dicht ist. Lieber eine Dichtung mehr, als eine zu wenig, heißt es gerne einmal und dann kommt ein Produkt, das eben eine solche Dichtungsreihe einfach mal „abklemmt“. Im Schlafzimmer über die Nacht mag das völlig ok sein, aber spätestens tagsüber sollte auch in einem Schlafzimmer geheizt und stoßgelüftet werden, wie Sie weiter unten im Text erfahren werden. Dazu wäre es ein großer Vorteil, wenn die Fenster dicht sind – zumindest beim Aufheizen der Räume. Da jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit kaum einer die Einbauten tagsüber entfernt (vorliegendes Produktmuster wird im Fensterrahmen verschraubt), haben wir letztendlich ein „undichtes Fenster“ das gerade im Winter relativ viel Heizenergie kostet. Ich vertrete fest die Meinung, dass Mündige, in normalen Wohnungen oder eben auch kleinen Häusern lebende Bürger regelmäßig lüften können. Können sie das tatsächlich aus etwaigen Gründen nicht, dann scheint mir als Ingenieur eine automatische geregelte Raumluftanlage mit Wärmerückgewinnung wesentlich sinnvoller. Aber auch hier möchte ich die Betonung auf das „nicht können“ lenken, denn von allzu viel Technik im gewöhnlichen Wohnen bin ich bis dato wenig überzeugt.

Beispiel für eine Lüftungsklappe, die man in den
Fensterrahmen einbauen kann (verdeckte Herstellerkennung)
Lüftungsklappe nach ein paar Jahren mit deutlichen Ablagerungen…
… auch hier ist eine regelmäßige Reinigung anzuraten.

Wie oft muss man denn Lüften?

Nun noch die viel umstrittene Frage, wie viel man eigentlich lüften soll. Die wenigsten haben vollautomatische Raumluftanlagen, bei den meisten ist das auch völlig unnötig, ergo die Großzahl der Wohnenden öffnet nach wie vor das Fenster und das wird auch noch viele Jahre so bleiben. Zur Beantwortung der Lüftungsfrage gibt es sehr umfangreiche Studien, aber selbst die Fachliteratur ist sich dazu nicht allgemeingültig einig. Die einen beschreiben die nötige Lüftungsstrategie mit den Worten: „Um im Resultat einen etwas 0,5 bis 1,0-fachen Luftwechsel pro Stunden zu erreichen, müssen in einem typischen Wohnhaus etwa alle 2 Stunden alle Fenster (über Tag und Nacht) für 5 bis 10 Minuten geöffnet werden.“ Die Nächsten geben an, dass man 5  mal pro Tag für ungefähr 10 Minuten stoßlüften sollte.

Liest man nun noch die Gerichtsurteile zum zumutbaren Lüften eines Wohnraums, wird die Sachlage noch etwas verwirrender. Nachfolgend ein paar Beispiele:

BGH VII ZR 182/06:

„…Es ist Mietern zumutbar, eine etwa 30 qm große Wohnung bei Anwesenheit von zwei Personen während des Tages insgesamt vier Mal durch Kippen der Fenster für etwa drei bis acht Minuten zu lüften…“

OLG Frankfurt 19 U 7/99:

„…Zur ordnungsgemäßen Belüftung einer Wohnung reicht es aus, dass morgens zweimal und abends einmal quergelüftet wird…“

LG Dortmund 1 S 49/07:

„…7 mal täglich muss nichtgelüftet werden ..“

LG Konstanz 61 S 21/12 (A):

„…Hinsichtlich des Lüftungsverhaltens dürfte höchstens eine tägliche Lüftung von 3 Mal gefordert werden können …“

LG Hagen a S 53/12:

„…4- oder 5-malige Lüftung bei durchgängiger Anwesenheit aller Bewohner für notwendig angesehene Lüftungsverhalten ist zumutbar …“

AG Nürtingen 42 C 1905/09:

„…Dreimal tägliches Stoßlüften ist zumutbar…“

AG München 412 C 11503/09:

„..Durchgängiges Lüften kann nicht verlangt werden, auch nicht ein Nachtschlaf bei geöffneten Fenster …“

LG Frankfurt(Oder) 19 S 22/09:

„…Zweimaliges Stoßlüften am Tag für 10 bis 15 Minuten ausreichend…“

AG München 8 O 2699/10:

„..Eine Wohnung ist nicht gebrauchstauglich und damit mangelhaft, wenn der Erwerber seine Wohnung 7 – 10 mal pro Tag lüften muss…“

AG Berlin-Tempelhof-Kreuzberg 20 C 234/13:

„… sechs- bis achtmaliges Stoßlüften ist für den Wohnungsmieter unzumutbar, von dem Mieter kann lediglich ein deimaliges Stoßlüften verlangt werden…“

und so weiter und so weiter…

Aus unserer Sicht ist jedoch das am Landgericht Frankfurt (AZ 2 -17 S 89/11) im Februar 2012 gesprochene Urteil wohl am dichtesten an der Realität. Hier wird die Aussage getroffen, dass ein drei- bis viermaliges Stoßlüften pro Tag auch für einen berufstätigen Mieter zumutbar ist. Allerdings trifft das Gericht auch die Aussage, dass man vom Mieter nicht verlangen kann, seine Wohnung alle 3-4 Stunden täglich stoßzulüften um ein mangelfreies Raumklima herzustellen. Dies sei insbesondere einem berufstätigen Mieter nicht zumutbar, der zwangsläufig einen längeren Zeitraum abwesend ist. Das Stoßlüften könne lediglich zu den Anwesenheitszeiten des Mieters verlangt werden. Abgesehen davon stellt das Gericht fest, dass ein Bauwerk gegebenenfalls an die heutigen Anforderungen anzupassen ist.

Letzterer Satz ist aber mit äußerster Vorsicht zu genießen und trifft bei weitem nicht immer und bei jedem Sachverhalt zu. So hat beispielsweise der BGH in einem Urteil (AZ V ZR 195/11) zu dem ein Wohnungseigentümer vom anderen verlangte seinen Trittschall nach neuen Schallschutzbestimmungen nachzuarbeiten, deutlich gemacht, dass neue Schallschutzbestimmungen nur dann gelten, wenn bei Sanierungen alter Gebäude grundlegende Veränderungen vorgenommen werden oder neuer Wohnraum geschaffen wird. Ergo, so einfach kann man den Nachbarn aber auch dem Vermieter nicht zum Nachbessern zwingen.

Zurück zum Lüften und zum wohl wichtigsten Satz des ganzen Textes. Wie oft man Lüften muss hängt vom individuellen Nutzerverhalten des Wohnenden, dem Grundriss der Wohnung, Dem Gebäude selbst, den Einrichtungsgegenständen, den tierischen und pflanzlichen „Mitbewohnern“ und natürlich den eingesetzten Klima beeinträchtigenden Baustoffen sowie dem Klima der jeweiligen Region selbst ab.

Ein allgemein gültiges Rezept für die manuelle Fensterlüftung kann es aus diesem Zusammenhang  nicht geben! Das Erklären uns sogar die Autoren der DIN!

Ohne solch individuellen Angaben nützen dann auch die vielen Hinweise in der Literatur wenig, die angeben wie lange man beispielsweise auch in welcher Fensterstellung lüften sollte. Nachfolgend eine häufig in diversen Informationsbroschüren abgedruckte Tabelle, wobei – wie meistens – weder eine Raumgröße noch eine Fenstergröße angegeben wurde. Man also gar nicht sagen kann wieviel m3 Raumluft überhaupt getauscht werden und durch welchen Querschnitt das erfolgen sollte. Ebensowenig weiß man um die Umstände in Bezug auf die vorhandene Raumluftfeuchtigkeit, möglichen Schadstoffgehalt etc. pp. Zusammengefasst, man weiß nichts über das jeweilige Objek, die Fenster oder Raumgröße, will aber pauschal verlauten lassen wieviel Luft durch ein, auf die Größe bezogen unbestimmtes Fenster kommt, wenn es gekippt ist. Dass das nur Quatsch sein kann, dürfte schnell klar werden aber eben solch Quatsch publizieren tatsächlich auch augenscheinlich angesehene Institute bzw. deren Verlagstochter.

Viel publizierte aber völlig unbrauchbare, pauschale Gegenüberstellung von Fensterstellung und Dauer der Lüftung, ohne Abgabe von wichtigen individuellen Daten

Etwas realistischer wird dann doch wieder einmal die DIN, genauer die DIN 4108-8 aus dem Jahre 2010. Sie gibt folgendes für das Raumlüften vor:

Wohnzimmer

Im Wohnzimmer ist regelmäßiges Lüften erforderlich, um die Feuchtigkeit zu entfernen. Befinden sich im Wohnzimmer sehr viele Pflanzen oder andere Feuchtequellen (z.B. zum Trocknen aufgehängter Wäsche, Zimmerbrunnen), sollte besonderer Wert aus regelmäßiges Lüften gelegt werden. Spätestens wenn die Luftqualität als schlecht empfunden wird, sollte eine Stoßlüftung erfolgen

Schlafräume, nachts

Hinsichtlich der prinzipiellen Vermeidung gekippter Fenster während der Heizperiode stellt der Schlafraum eine Ausnahme dar. Aus praktischen Gesichtspunkten können Fenster über Nacht angekippt bleiben; diese nächtliche Grundlüftung ist tagsüber mit einer geeigneten Stoßlüftung zu kombinieren; Außerhalb der Stoßlüftung sind die Fenster tagsüber zu schließen. Durch die nächtliche Kipplüftung kann eine örtliche Auskühlung im bereich der Fensterlaibung im Winterfall auftreten. Dem Effekt der absenkenden Oberflächentemperatur steht dabei jedoch die gleichzeitig zu verzeichnende Austrocknung des Bauwerks entgegen. Die für Schimmelpilzwachstum erforderliche lange Zeitdauer des kritischen Feuchtezustandes schränkt die Wahrscheinlichkeit von Schimmelpilzwachstum durch lokale Auskühlung im Fensterbereich weiter ein. Unterbleibt jedoch die zusätzlich Stoßlüftung tagsüber, kann – abhängig vom Innenraumklima und der Beheizung des Schlafraums – in den ausgekühlten Fensterlaibungen Schimmelpilzwachstum auftreten. Bei ausschließlicher Fensterlüftung stellt die nächtliche Dauerkippstellung oder eine Spaltlüftung in den Schlafräumen die aus Sicht der Schimmelpilzwachstumsvermeidung günstigste Lüftungsvariante zur feuchtetechnischen Entlastung der Bauteile der Gebäudehülle dar. Vermeidbare energetische Nachteile entstehen durch dieses Verhalten nur, wenn das Fenster außerhalb der Schlafzeiten geöffnet bleibt.

Schlafräume, tagsüber

Nach dem Aufstehen sollten, auch bei nachts offenen oder gekippten Fenstern, eine oder mehrere intensive Stoßlüftung(en) mit weit geöffneten Fenstern erfolgen. Anschließend sollten im Winter die Fenster geschlossen werden und der Schlafraum tagsüber beheizt werden, um das Austrocknen der Feuchte zu ermöglichen, die während der Nacht in Stoffen, Matratzen, Teppiche, der Einrichtung und den obersten Bauteilschichten aufgenommen wurde.   Dieser Energieaufwand ist zugunsten der Feuchteabfuhr und Schimmelvermeidung in Kauf zu nehmen. Wenn möglich, sollte auch im Laufe des Tages mehrmals stoßgelüftet werden. Im Lauf eines Nachmittags oder frühen Abends (je nach Dämmstandard des Gebäudes) kann die Heizung im Schlafraum wieder abgedreht werden, um die Raumtemperatur bis zum Schlafengehen auf das gewünschte Temperaturniveau absinken zu lassen.

Kellerräume mit Kellernutzung

In Kellerräumen weisen die Außenwände oftmals nur niedrige Oberflächentemperaturen zur Raumseite hin auf. In solchen Räumen kann es im Sommer und vor allem in den Übergangszeiten im Herbst, wenn die warme Luft in den Keller gelangt, zu einem Niederschlag von Luftfeuchtigkeit an der kalten Kellerwand und zu Schimmelpilzwachstum kommen. Insbesondere bei Altbauten kann eine Abdichtung des Kellers fehlen und es zu einer Durchfeuchtung kommen. Im Winter ist in Kellerräumen eine gegenüber dem Sommer verstärkte Lüftung (mit der dann trockene Außenluft) sinnvoll. Ein „Trockenlüften“ feuchter Keller ist häufig nicht möglich.

Kellerräume mit Wohnnutzung

Hinsichtlich der Schimmelvermeidung sollten Kellerräume, sie zur dauerhaften Wohnnutzung vorgesehen sind, wärmegedämmt und beheizbar sein, vor Durchfeuchtung von außen geschützt und über mindestens eine Fensterlüftungsmöglichkeit verfügen. Genaueres regelt die Landesbauordnung.

Bitte bechten Sie, dass Sie in jedem Fall auch im Sommer den Keller lüften, kontrolliert und nicht dauerhaft. Sollten Sie Käsequatsch wie den folgenden in irgendeinem schlauen Ratgeber lesen, können Sie selbigen getrost in den Abfall werfen. Selbiges gilt natürlich auch, wenn Ihnen irgendjemand erzählen möchte, dass Lüftungsanlagen im energetischen Bauen unverzichtbar sind oder dass Wärmedämmung immer rentabel ist oder oder oder…. all dieser, zumeist viel verbreitete, pauschale Unsinn, kostet in der Regel nur viel Geld und hilft Ihnen kein bisschen.

Völliger Blödsinn, gefunden in einer Onlineausgabe einer Tageszeitung

DIN 4108 gibt in Teil 8 an, wie man grob den erforderlichen mittleren Luftvolumenstrom und Luftwechsel mittels den darin enthaltenen Grafiken ermitteln kann. Allerdings sind auch diese Angaben oder die daraus ermittelten Ergebnisse nur grobe Anhaltspunkte, denn die Individualität des Menschens bzw. Wohnenden ist damit immer noch nicht berücksichtigt, ebenso die tatsächlich vorhandene bautechnische Konstuktion. Schon in der Basis, zur Emittlung der Feuchtequellen und -mengen sind und können die Daten nur grobe Durchschnittswerte liefern. So ist beispielsweise die Feuchteabgabe eines Menschen selbstverständlich von seiner Statur und z.B. der jeweiligen Neigung zum Schwitzen abhängig. Ergo auch Nachfolgendes kann nur einen rudimentären Hinweis geben:

Typische Feuchtequellen in Wohnungen (Quelle: DIN 4108-8)
Beispiele für Feuchteabgaben bei üblichem Wohnverhalten aus der DIN 4108-8
Ist die Feuchtebelastung bekannt, so kann mit Hilfe der Raum- und Außenlufttemperatur der sogenannte Luftvolumenstrom ermittelt werden. Im Beispiel der DIN 4108-8 herrscht eine Feuchtebelastung von 40 kg/d (kg pro Tag) was einem Luftvolumenstrom von ca. 26 m3/h bei einer mittleren Innentemperatur von 20°C und einer mittleren Außentemperatur von -5 °C entspricht.
Ist Luftvolumenstrom und Wohnfläche bekannt, so kann man den Luftwechsel ermitteln. Im Beispiel aus der DIN 4108-8: 0,2/h (die gesamte Raumluft der 100 m2 Wohnung wird in einer Stunden 0,2 mal ausgetauscht)

Neubaufeuchtigkeit nie unterschätzen

Lüften ist jedoch ebenso wichtig, nachdem beispielsweise ein Neubau fertig gestellt wurde oder eine Sanierung/Modernisierung oder Instandsetzung abgeschlossen wurde. Ein Stichwort hierzu und wohl auch das wichtigste zugleich ist die Baufeuchte. Baufeuchte kann im Neubau oder auch nach Instandsetzungen und Modernisierungen bzw. Sanierungen auftreten. Gerade wenn man an die Menge von Wasser denkt, die Putze oder Estriche benötigen um verarbeitbar zu werden. Nachfolgend einfach einmal ein Beispiel:

30 Kg eines durchschnittlichen Kalkmörtels (Körnung 0-6 mm) der Putz/-Mörtelgruppe PIc (Mörtel mit hydraulischem Kalk)  benötigen ca. 6 Liter Wasser. Mit diesem Gemisch kommt man pro 30 Kg Trockenmaterial und einer Auftragsstärke von 8 mm genau 1 m2 weit.  Das heißt wird haben direkt nach dem Verputzen auf jedem Quadratmeter Putz 6 Liter Wasser, welches nahezu vollständig verdunsten soll. Sehen wir nun eine durchschnittliche 100 m2 Wohnung die mit wiederum durchschnittlichem Grundriss vielleicht 400 m2 Wand und Deckenfläche hat, welche verputzt wurden, so haben wir alleine im frischen Putz 2.400 Liter Wasser.

Bei z.B. Anhydritestrich ist das Mischungsverhältnis Trockenware : Wasser mit durchschnittlich 40 kg : 6,5 L recht ähnlich. Allerdings benötigt man grob überschlagen ca. 19 kg Trockenmasse pro m2 für 1 cm Estrichdicke. Gewöhnliche schwimmende Estriche  sind mindestens 3,50 cm dick, das heißt 66,5 kg Trockenware je Quadratmeter und somit über 10 Liter Wasser je Quadratmeter Estrich (3,5 cm dick). Ergo noch einmal 1.000 Liter Wasser im Haus bei einer 100 m2Wohnung.

Zusammengefasst erhielt unsere Beispielwohnung mit 100 m2 Wohnfläche 3.400 Liter Wasser nur durch Putz und Estrich. Nun dürfen wir aber nicht vergessen, dass im Massivbau auch Wasser im Mauermörtel, Fliesenkleber, Anstrichsfarbe und einigen anderen Produkten steckt, ergo Putz und Estrich bringen zunächst zwar viel Wasser ins Haus aber noch lange nicht alles. All diese Feuchte muss durch ein verstärktes Lüften und Heizen aller Räume aus dem Gebäude entfernt werden. Ein Neubau in Massivbauweise benötigt alleine für dieses Austrocknen ca. 2 Jahre (je nach Größe auch mehr). Geht man hier zu sparsam mit dem Lüften und Heizen um, dann hat man relativ schnell Feuchtigkeitsschäden (vor allem Schimmelschäden).

Neue Fenster, alte Wand

Wie erwähnt kann auch bei Instandsetzungs- und/oder Modernisierungsarbeiten eine kritische Feuchtesituation im Haus entstehen. Einer der bekanntesten Fehler ist wohl der Einbau von neuen Fenstern in ungedämmte Altbauten, gepaart mit einem nicht darauf hinweisen, dass nach solch Teilsanierungen ein erhöhten Lüftungsbedarf besteht.

Durch den Einbau von gut und besser isolierenden, dichten, mehrfachverglasten Fenstern anstelle der früher vorhandenen einscheibigen Verglasungen ohne Lippendichtungen wurde und wird oftmals sowohl der Transmissionswärmeverlust als auch der Lüftungswärmeverlust stark reduziert. Das ist eine tolle Sache, aber, wie zuvor beschrieben fehlt jedoch häufig die Aufklärung zu der nun notwendigen, gezielten Belüftung der Wohnung durch Stoßlüften. In diesem Zuge fehlt dann natürlich auch die Aufklärung über die physikalischen Zusammenhänge mit der Raumluftfeuchte. Die Folgen sind nahezu immer gleich: Die Raumluftfeuchte steigt erheblich und in aller Regel führt dies dann zum Tauwasserausfall auf den Wandinnenoberflächen der Außenwände und hier vor allem und auch beginnend in den kälteren Eckbereichen (meist in den Fensterlaibungen, und den zumeist schlecht belüfteten Raumecken links und rechts der Fenster). In selben Szenarium wird zusätzlich zu den bereits beschriebenen Vorgehensweisen noch viel zu wenig geheizt.

Da, wie auf dieser Internetseite zum Thema Schimmel bereits häufig beschrieben, die Tauwasserbildung mit sinkenden Raumtemperaturen  zunimmt, besteht vor allem in kaum oder gar nicht geheizten Schlafzimmern (u.ä.) die Gefahr von mehr oder weniger  auffälligem Schimmelpilzbewuchs. Manchmal schnell und leicht ersichtlich, manchmal aber auch versteckt hinter Schränken oder Verkleidungen oder wie auch immer. Verstärkt wird so etwas durch Temperaturabsenkungen in den Räumen. Auch wenn früher die Ärzte gerne dazu geraten haben, den Schlafraum möglichst kühl zu halten, so ist das heute in dieser Art sogar oft gefährlich für das Raumklima – zumindest bei abgedrehter Heizung im Winter und dicht geschlossenem Fenster. Dann nämlich erhöht sich die Luftfeuchtigkeit nicht nur durch das Abkühlen des Raumes sondern auch durch die abgegebene Feuchtigkeit des Menschen während dem Schlafen. Kommt dann möglicherweise noch eine offene Zimmertüre dazu, durch welche die warme Luft der beheizten Räume hineinströmt, somit Feuchtigkeit mitzieht, die im kühlen Schlafzimmer bzw. deren Wände und anderen kühlen Oberflächen auskondensiert, dann wird das Schlafzimmer schnell zum Vergnügungspark für eine Vielzahl von Schimmelpilzen.

Überbelegung von Wohnraum

Blickt man in ältere Fachliteratur, also so um die Zeiten, als wir noch keine Kunststoff-Lippendichtungen in den Fenstern kannten, so fällt natürlich auf, dass die heute dichten Fenster damals noch gar keine Rolle spielten. So um 1900 stand gar in den Fachbüchern, dass man solche Situationen nie ganz dicht bekommt – höchstens annähernd durch die Einlage bzw. das Aufnageln von Flanell, Filz, Guttaperchastreifen u.ä. in die Falze der Fenster. Diese Zeiten und auch die davor und eine Weile danach, brachten dann aber häufig das Problem der Überbelegung mit sich. Insbesondere während der Kriege war Wohnraum nicht selten knapp. Viele Bewohner auf relativ kleiner, oftmals auch viel zu kleiner Fläche, führten zu einer großen Wasserdampfproduktion (siehe oben 50 g/h bis 1.200 g/h gibt 1 Mensch durchschnittlich ab). Eine Situation, die eine viel zu hohe relative Luftfeuchtigkeit erzwungen hat womit auch hier das Schimmelpilzwachstum im Grunde unausweichlich war. Ich habe dieses Problem der Überbelegung nun als ein frühreres Problem im Zusammenhang mit Schimmelpilzen beschrieben, was nicht ganz richtig ist. Auch heute haben wir noch solche Probleme beispielsweise in überbelegten Asylheimen, manchmal auch im normalen sozialen Wohnungsbau und ähnlichen Gebäuden, die von vielen Menschen genutzt werden, leider aber – und das muss hier auch erwähnt werden –  nur selten auf dem neusten Stand der Technik sind.

Was heute mit Bundesverordnung geregelt und vorgeschrieben ist, galt 1883 noch als eines der noch nicht gelösten Problemen der Technik

Auch das Thema Mindestluftwechsel und  Luftdichtigkeit ist selbstverständlich geregelt, so gibt die EnEV 2014 in § 6 an:

(1) Zu errichtende Gebäude sind so auszuführen, dass die Wärme übertragende Umfassungsfläche einschließlich der Fugen dauerhaft luftundurchlässig entsprechend den anerkannten Regeln der Technik abgedichtet ist. Wird die Dichtheit nach  Satz 1 überprüft, kann der Nachweis der Luftdichtheit bei der nach § 3 Absatz 3 und § 4 Absatz 3 erforderlichen Berechnung berücksichtigt werden, wenn die Anforderungen nach Anlage 4 eingehalten sind.

(2) Zu errichtende Gebäude sind so auszuführen, dass der zum Zwecke der Gesundheit und Beheizung erforderliche Mindestluftwechsel sichergestellt ist.

§ 6 Abs. 2 der EnEV 2014 wird mit der DIN 1946 und dessen Teil 6 umfassend in Bezug auf die Raumlufttechnik detailliert. So wird hier nicht nur der geforderte Luftwechsel konkretisiert sondern eben auch vorgegeben, dass die Architekten oder ausführenden Handwerker ein Lüftungskonzept erstellen müssen. Nicht immer aber immer dann wenn ein Neubau erstellt wird oder mehr als 1/3 der vorhandenen Fenster (im MFH/Mehrfamilienhaus und EFH/Einfamilienhaus) ausgetauscht wird oder mehr als 1/3 (im EFH) der Dachfläche saniert wird. Dann, so die 1946, muss sichergestellt werden, dass die Anforderungen an den Mindestluftwechsel eingehalten werden.

Der exakte Wortlaut der DIN 1946 Abs. 4.1 lautet wie folgt:

…. Eine Instandsetzung/Modernisierung eines bestehenden Gebäudes ist dann lüftungstechnisch relevant, wenn ausgehend von einem für den Gebäudebestand anzusetzenden n50-Wert von 4,5 h-1

  • im MFH mehr als 1/3 der vorhandenen Fenster ausgetauscht wird

  • im EFH mehr als 1/3 der vorhandenen Fenster ausgetauscht bzw. mehr als 1/3 der Dachfläche abgedichtet werden…..

Das Lüftungskonzept selbst wird in Anhang B der DIN 1946 Teil 6 aufgezeigt. Nachfolgend das Ablaufschema zur Festlegung lüftungstechnischer Maßnahmen und Auslegungen von Lüftungssystemen und -komponenten. Die gesamte DIN 1946-6 gibt es natürlich beim Beuth-Verlag:

Lüftungskonzept DIN 1946-6-2009-05

Abschließend soll noch ein wenig gewarnt werden. Da hinreichend Grund zu der Annahme besteht, dass sich die allgemein anerkannten Regeln der Technik hinsichtlich der Wohnungslüftung derzeit noch in der Entwicklung befinden und sich damit auch weiterhin vielfach mehr oder weniger deutlich verändern, sollte man als Planer oder ausführender Handwerksunternehmer fortlaufend ein Auge auf die Fachregeln werfen.

Als Auftragnehmer haben Sie mindest nach BGB (falls vereinbart auch VOB) einer vertraglichen Leistungspflicht nachzukommen. § 633 Abs 2 BGB gibt zwar an, dass ein Werk frei von Sachmängeln ist, wenn es die vereinbarte vertragliche Beschaffenheit hat, aber das Werk muss natürlich auch den Regeln der Technik entsprechen. Eben genau dies steht zwar nicht im BGB unter den Sach- und Rechtsmängeln aber es wird – auch gestützt durch zahlreiche Urteile des BGH – vorausgesetzt. Ändern sich in der Zeit zwischen Angebotsabgabe und Abnahme die allgemein anerkannten Regeln der Technik könnte daraus ein nachzubessernder Mangel resultieren.

Dies alles geht beispielsweise aus folgendem Zitat eines BGH-Urteil hervor (vom 14.05.1998 AZ: ZR184/97):

„…. Der Besteller kann redlicherweise erwarten, dass das Werk zum Zeitpunkt der Fertigstellung und Abnahme diejenige Qualitäts- und Komfortstandards erfüllt, die auch vergleichbare andere zugleich fertig gestellte und abgenommene Bauwerke erfüllen. Der Unternehmer sichert üblicherweise stillschweigend bei Vertragsabschluss die Einhaltung dieses Standards zu. Es kommt deshalb im Allgemeinen auf den Stand der anerkannten Regeln der Technik zur Zeit der Abnahme an…“

Sollten Sie noch Fragen hierzu haben, dann können Sie sich gerne an das Sachverständigenbüro Holzmann-Bauberatung® wenden (Tel.: 0821 – 60 85 65 40).

Um die Luft zu reinigen braucht es keine Bürste

Reine Luft, die Staub-, Pollen- und Pilzsporenfrei ist, ist für einen Allergiker kaum in Gold aufzuwiegen. Vor allem da die Zahl der Allergiker weltweit kontinuierlich zunimmt. Betrachtet man die Tatsache, dass die meisten Menschen einen Großteil ihrer Lebenszeit in geschlossenen Räumen verbringen und gerade dort die Luft bis zu ca. 100 mal mehr mit etwaigen Schadstoffen belastet ist, als die Luft im Freien, wie die US-amerikanische Umweltbehörde EPA (Environmental Protection Agency) festgestellt hat, so erkennt man, dass fast immer Handlungsbedarf vorliegt. Nicht immer besteht die Möglichkeit Raumluftanlagen zu verbauen und noch viel häufiger sind die dafür nötigen monetären Mittel schlicht nicht vorhanden. In solchen Fällen bieten sich kleine Luftreiniger an, die in den Raum gestellt werden und in selbigem die Raumluft säubern. Preislich liegen solche Luftreiniger für den Hausgebrauch, je nach Größe, Leistung und Ausstattung (z.B. mit zusätzlicher Luftbefeuchtung und/oder Aktivkohlefilter), grob überblickt bei ca. 300 bis 800 Euro.

HEPA-Filter

Bei den Luftreinigern spielen vor allem die immer bekannter werdenden HEPA-Filter (Abkürzung für high efficienty partical absorption) oder die etwas weniger effizienten EPA-Filter (Abkürzung für efficienty partical absorption) eine große Rolle. Ob im Auto, im Staubsauger oder eben in speziellen Luftreinigungsgeräten und Klimaanlagen, immer mehr dieser Geräte/Anlagen arbeiten mit einem solchen HEPA-Filter und können so Raumluftbelastungen deutlich reduzieren. Die Filter selbst werden in sogenannten Abscheidegraden klassifiziert und finden neben den genannten Einsatzbereichen schon viele Jahre Anwendung in der Reinraumtechnik, in Krankenhäusern, Operationssälen, Laborräumen oder auch in der Produktion von hochsensibler Technik, wie beispielsweise bei Computerteilen und vielem mehr. Diese Abscheidegrade bei den EPA-/HEPA Filtern werden wie folgt unterteilt.

Abscheidegrade von HEPA-Filtern

Luftreiniger für den Hausgebrauch saugen über Ventilatoren verunreinigte Raumluft ein und führen diese über den Filter gereinigt wieder dem Raum zu. In diesem Zuge werden Staub-, Pollen- und Pilzsporen oder auch Tierhaare und Milbenallergene im Filter festgehalten. Der HEPA-Filter selbst besteht aus Glasfaser- oder auch Polypropylenfasermatten, deren Fasern einen Faserdurchmesser von ca. 1-10 µm besitzen.  Einige Geräte, wie beispielsweise die der 1996 von Bengt Rittri gegründete schwedischen Firma Blueair, haben zusätzliche Aktivkohlefilter und können damit sogar gasförmige Substanzen und Chemikalien wie beispielsweise Formaldehyd oder auch Zigarettenrauch aus der Raumluft filtern.

Kleines Gerät große Wirkung – Artikel aus der Augsburger-Allgmeinen

Groß oder klein

Bei der Vielzahl der Angebote zu Luftreinigern gibt es allerdings, wie bei vielen elektrischen Kleingeräten, einige Dinge zu beachten. Zunächst stellt sich in diesem Zuge natürlich die Frage, welche Schadstoffe über den Filter aus der Raumluft entnommen werden sollen und welche Partikelgröße zu eliminieren ist. Der nächste zu beachtende Punkt wäre der Wirkungsgrad des angedachten Gerätes. Günstige Modelle saugen hierzu ab und an auch Luft aufgrund Undichtigkeiten nicht durch den Filter, sondern eben durch etwaige undichte Ritzen, womit die eigentlich auszufilternden Partikel am Filter vorbei geleitet, wieder in den Raum zurückgeblasen werden. Auch die Luftleistung, ergo die Menge Luft (m3), die in einer definierten Zeit (meist pro Stunde) durch den Filter geleitet wird (Standartangabe: m3/h), muss an die tatsächliche Raumgröße angepasst werden. Um dies selbst zu prüfen, muss zunächst die Raumgröße ermittelt werden (Raumvolumen = Länge x Breite x Höhe des Raumes). Hiernach dividiert man die maximale Luftleistung des Gerätes durch 2. Ist der sich hierbei ergebende Wert gleich oder größer als das ermittelte Raumvolumen, wäre das Gerät von der Leistung betrachtet ausreichend. Mittlerweile geben manche Hersteller auch auf den Geräten an, für wie viele m2 das jeweilige Gerät geeignet ist. Allerdings wäre dann auch zu hinterfragen, zu welcher Raumhöhe das passt, denn wir reinigen ja mit solch Gerät keine Flächen, sondern Volumen und nicht alle Wohnungen haben eine Neubau-Standardraumhöhe von round about 2,50 m (je nach Landesbauordnung).

Laufgeräusche

Weitere Punkte, die zu beachten sind wären, neben der Größe/Leistungsfähigkeit des Gerätes („je größer der zu reinigende Raum, desto leistungsfähiger muss der Luftreiniger sein“), die Lautstärke und dass die Steuerungsmöglichkeiten einfach und gut zu handhaben sind (z.B. ein Timer um Strom zu sparen). Insbesondere die Lautstärke ist ein relativ wichtiger Aspekt. Auf kleinster Stufe sind nahezu alle Geräte kein Problem, allerdings steigt mit der genutzten Leistungsstufe auch der Geräuschpegel tendenziell nach oben (höhere Drehzahl des Motors und damit einher ein stärkerer Luftstrom).  So muss nicht, aber kann ein solch Gerät – je nach Raum und Bauweise  – nicht nur eine belästigende Lärmquelle für den Nutzer selbst darstellen, sondern auch für den Nachbarn. Durchaus möglich, dass so manch Gerät dann auch zum Ruhestörer werden kann.

Tauschbar, langlebig & bezahlbar

Ebenso müssen die eingebauten Filter hin und wieder getauscht werden, was heißt, man muss diese auch tauschen und bekommen können. Oftmals sind ja gerade die Ersatz- oder Zubehörteile nach einer Weile kaum oder nur noch schwer beziehbar. Dazu muss natürlich auch erwähnt werden, dass die immer mal wieder zu wechselnden Filter auch in einer Preisklasse liegen sollten, die man vertreten kann – das günstigste Gerät ist Unsinn, wenn der Filter utopisch teuer ist, wie beispielsweise Druckerpatronen bei Tintenstrahldrucker. Parallel dazu auch die Frage in welchen Intervallen der Filter gewechselt werden muss. Der günstigste Filter nützt wenig, wenn die nutzbare Laufzeit  kaum länger als die Lebenszeit einer Eintagsfliege ist. Unter Umständen kann beispielsweise auch ein auswaschbarer Filter Sinn machen. Solch ein Dauerfilter kann einfach mit Wasser gespült oder in der Spülmaschine gereinigt werden. Auf diese Weise entfallen die Folgekosten von zusätzlichen Filtern komplett. Geräte mit einem solchen Filter sind preislich oft wesentlich günstiger und schon ab ca. 100 Euro beziehbar, allerdings auch deutlich weniger effizient, als die Luftreiniger mit HEPA-Filter.

Prüfsiegel

Nicht ganz zu vernachlässigen sind auch angegebene Prüfungen der Geräte selbst durch diverse Institutionen. Das ist natürlich grundsätzlich mit Bedacht zu genießen, denn auch das neutralste und seriöseste aller Institute nimmt solche Prüfungsaufträge mit vordefinierten Prüfungsfragen an oder hat gar selbst einen Prüfungsstandard zu dem vordefinierte Aspekte geprüft werden. Ergo es ist nicht immer alles auf dem Prüfplan, was der jeweilige Verbraucher vielleicht wünscht oder denkt. Für den Verbraucher gilt also immer zu prüfen, was genau geprüft wurde, inklusive einem Blick auf die Unabhängigkeit und Neutralität des Institutes selbst – wie auch bei uns Sachverständigen, denn auch hier ist lange nicht jeder Kollege unabhängig und neutral.

Fachberatung

Viele Aspekte die zu beachten sind, von daher sollten Sie sich vor dem Kauf eines solchen Gerätes umfassend vom Anbieter beraten lassen. Was jedoch auch umständlich sein kann, denn gerade kleine, haushaltstaugliche Luftreiniger werden häufig von Versandhändlern angeboten, welche wiederum selten mit dem nötigen technischen Fachwissen behaftet sind. Ein positives Beispiel bietet der Onlineversandhandel Pure Nature Products Versand GmbH aus Idar-Oberstein. Der seit 1996 erfolgreich am Markt agierende Handel wurde aufgrund eines akuten Krankheitsfalls in der Familie gegründet, handelt ausschließlich mit allergieverträglichen Produkten und bietet dazu auch eine umfassende und gewissenhafte Allergieberatung durch fortlaufend geschultes Fachpersonal.

Auch das gibt es

Last but not least gibt es neben den auf den vorgenannten HEPA-Filter basierenden Luftreinigern auch Geräte zur Ionisation der Raumluft. Dieses Funktionsprinzip ist jedoch wissenschaftlich nicht nachgewiesen. Problematisch ist hier auch, dass das bei der Raumluft-Ionisation entstehende Ozon eine Spaltung geruchsbildender Moleküle einleitet und eben genau hier Abbauprodukte, neben dem Ozon selbst, teils hohe gesundheitliche Risiken bergen, wovor auch die Deutsche Lungenstiftung warnt. Ozon selbst ist ein hoch reaktives Gas (Verflüssigung beginnt ab ca. -110,5 °C, Feststoff ab ca. -192,5 °C), welches u.a. keimtötend wirkt aber auch in sehr geringer Konzentration und vor allem in Räumen die Atemwege von Mensch und Tier reizt. Somit kann auch allgemein nur empfohlen werden, solche Geräte in Wohnräumen nicht zu nutzen.

Construction and other influences which promote the growth of mold

Mold needs nutrients and moisture to grow. As always, building nutrients are present and readily available in various forms, but the moisture in a building will play a crucial role. The moisture threshold is about 70% and below relative humidity at the surface which no growth from mold to materials will occur. As the moisture content increases so will the likelihood of mold growth. At 80% relative humidity at the surface, the growing conditions for almost all indoor air mold species are reached. At even higher surface moisture all mold and bacteria can grow. However it must be noted that the growth conditions of humidity and temperature cannot be considered separately, since the position of the minimum and optimum moisture can move at different temperatures. The minimum values of relative humidity which are necessary for germination or mycelium growth can be achieved only at optimal temperatures. When these optimal temperatures are there, germination or mycelial growth takes place only at higher humidity.

Conditions for mold growth

In addition to the interaction of moisture and temperature, the pH range for growth of mold is also important. The optimum growth range is between pH 5 and pH 7, taking into account that some species of mold grow are in a pH range from 2 to 11. Wallpaper and paint, for example, often have a pH of 5 to 8. Calcareous materials, like plaster for example, or concrete can have pH values above 12. Nevertheless, even then there can be mold growth if, for example, thin biofilms were formed on the material. This medium is due to dust or trapped grease, deposits, etc. available in sufficient quantity on all component surfaces.

Mold is formed only under certain conditions

Basically, mold growth can occur only if the above growth conditions are met. Moisture plays a significant role. This is important to note that hot air – with the same relative humidity – contains more moisture than cold air. This moisture can come from the structure itself or introduced by the room users.

The factors that may be responsible for increased moisture in the building can be summarized as follows:

  • Inadequate insulation and low heat storage
  • Thermal bridges
  • Increased heat transfer resistance
  • Insufficient or inadequate heating
  • Increased production of moisture in the interior
  • Inadequate or improper ventilation
  • Poor moisture buffering of building materials
  • Moisture in the building construction
  • Thermal bridging, insulation

In winter the building can be well dried at low temperatures by venting the air. The cold outside air is heated in the apartment and takes on additional moisture that is transported with the fan to the outside. On the other hand, it can be critical in warm humid places in the apartment to cool the air. For example, this is important in cooler areas like bedrooms or for thermal bridges like corners. In general, it can be assumed that is achieved at a room temperature averaging 21 ° C and a surface temperature of the inner surface of the outer wall of 11 ° C dew point. When below this 11 ° C, the state of the air runs along the saturation line, it creates condensation on the cooler surface. In this case it is necessary to perform thermal insulation of the walls to the interior wall surface to increase temperature.

It must be noted however, that the insulation may be confused with the heat storage. A higher heat storage capacity for heavy building materials (solid walls) can compensate for temperature fluctuations better than lightweight structures and thus also provide a better buffer of the air.  Sufficient insulation, proper ventilation, and heating are crucial for the prevention of mold.

Furniture, curtains, and the like are hardly resistant to humidity, like the indoor humidity which penetrates behind the furniture to the walls. At the same time the heat gets into a space by a reduced convective, and then radiating heat is transferred behind furniture and curtains. The wall along such areas means the relative indoor humidity is increased and can lead to mold growth. Therefore, care should be taken to have sufficient convection behind such furnishings.

Temperature regulation, moisture reduction

An increase in air temperature is caused by heat – at the same absolute water content of the air – a decrease of relative air humidity. It also is increased by heating the room, the surface temperature of the inner walls. Both effects contribute to a reduction in the risk of mold growth. If single rooms are not heated or even less, rises in reverse, there is the risk of mold growth. This is particularly true in areas (like bedrooms) that may be used for many hours. A lot of moisture is produced, and it increases the humidity and cold walls are at the risk of condensation. Therefore, unused or little used rooms should be heated slightly over a longer period. Doors to seldom used rooms should be closed. It does not make sense to control the temperature of cool rooms with air from warmer areas. This means consumers will not only heat them, but also the moisture is carried into the cooler room. If the air then cools, the relative air humidity changes and turns on the risk of mold growth. Here, too, it is important to note that the surface moisture on the inner surfaces of outer components is not only related to the ambient humidity, but also is dependent on temperature differences between air and surface. This is significantly influenced by the moisture production in the living room. A high moisture production leads to higher air humidity and thus to higher surface moisture. The ventilation is the most effective means to remove moisture from the home. An exchange of air from the interior to the outside walls of the structure is often mistakenly believed there but it is not the case. The term used in this context, like the “breathing wall” is only seen in connection with the regulation of humidity (moisture buffering).

The moisture regulation will change according to the wall’s ability to take in or release water into the room’s air. As mentioned, solid walls usually have a stronger buffering effect than lightweight structures. The speed and possibility of compensation for the absorption depends strongly on the porosity and the ab-and desorption of the building materials used. A brick has a higher porosity than many natural stones and is therefore cheaper in the humidity regulation.

Proper ventilation

The ventilation of living spaces means the actual exchange of air. Convection (air movement) can only come through different air temperature states. If one allows the windows to remain open in the wintertime with the radiators turned off, then the air exchange isn’t as efficient.  A temperature balance between outdoor and indoor air leads to the stoppage of ventilation. If the radiators are turned off near the titled windows, airflow is stagnant and there is not a good air exchange.

Therefore it doesn’t make any sense to open all windows before leaving the house in the morning. Make sure the heating is off before leaving the house.  On behalf of the Federal Environmental Agency in relation to the proper ventilation of the living space, see the following information:

The most effective way to remove moisture from the living space is by doing cross ventilation several times a day.  This short-term procedure (5-10 mins., depending on the number and arrangement of windows) will help to remove moisture. If this moisture can only be released in the morning after rising, according to season, room size and air temperature, etc. it is best to ventilate for 30-40 mins. (shock and / or cross ventilation). Only ventilating at night is not a good idea.  Then the room must be aired for a longer time (1 hour and longer), because the moisture has been fixed in the walls and furniture, and only slowly escapes. During the ventilation, the heating shouldn’t be stopped completely.  In this regard, noted that on a long term ventilation is not recommended because of the tilted windows which are associated with high heating costs. Also the removal of the corpus lip seals in newer, thick windows is not recommended in any case.

It is recommended if one cannot ventilate correctly, to then install a ventilation and air-conditioning (HVAC system) in the house. HVAC systems provide fully automatic proper ventilation and heating exchange due to their characteristics (the exhaust heat warms the fresh air) and it also contributes to energy conservation.

Conclusion

Mold on interior walls have at least one adverse health effect, contrary to many opinions. The causes of mold growth can be discovered by examining the civil engineering of the building. It is therefore recommended always to seek professional advice directly at the scene. Experts in evaluation would include a biological and building surveyor.

Author:

Mr. Gerhard Holzmann

Sachverständigenbüro Holzmann-Bauberatung

  • Construction Engineer (Building Construction)
  • Master Craftsman (Stuccoer)
  • Certified Expert Office & International Construction Consultant

Phone: +49 – 821 – 60 85 65 40

Translation: Christi Howarth for CSN – Chemical Sensitivity Network

Tausende von Wohnhäusern erlitten die letzten Wochen einen Hochwasserschaden und viele der Besitzer dieser Häuser stehen leider mit blanken Füssen im Wasser. Manchmal besteht von Grund auf kein Versicherungsschutz, manchmal reicht die Entschädigung der Versicherung von vorn herein nicht und manchmal, ja manchmal sind laut gerufene monetäre Sofortmaßnahmen zur Hilfe nicht mehr als zwei, drei Mittagessen mit der Familie. Es heißt also in sehr vielen, vielleicht sogar den meisten Schadensfällen: „Selbst Hand anlegen“.

Aber ist dies so einfach? Kann man einfach mal die geliebte Wohnung oder das hart erarbeitete Einfamilienhaus in einen Rohbauzustand versetzen und dann wieder aufbauen? Vor allem kann man das auch wirklich selbst machen?

Nun, vieles kann man tatsächlich selbst erledigen. Möbel und andere Gegenstände aus dem Haus schaffen, Teppiche und Parkette entfernen, gequollene Türblätter und Türstöcke entfernen, schwimmende Estriche heraus brechen etc. etc.. All das benötigt zwar teils einen nicht unerheblichen körperlichen und zeitlichen Einsatz aber es ist, bestenfalls mit Nachbarschaftshilfe, machbar. Viel kann man beim Rausbrechen nicht falsch machen, wenn man vorsichtig und bedacht an die Sache geht und nicht gerade mit schwerstem Gerät gleich noch sämtliche Versorgungsleitungen zerstört und ganze Wände zum Einsturz bringt.

Sind die Wohn- und Nutzräume erst mal leer, sämtliche geschädigten und nicht mehr sanierbaren Einbauten entfernt, läuft die eigentlich Sanierung relativ schnell und auch  in vielen Bereichen einfach in Eigenleistung. Zumindest teilweise und eben dieses „Teilweise“ spart am Ende viel Geld. Denn ob Sie selbst den Unrat beseitigen und dem nachfolgendem Fachmann diverse Vorarbeiten abnehmen, damit auch freie Bahn für seine Arbeit liefern, oder ob er das alles selbst macht, ist ein bedeutender Unterschied. Alleine schon das Freiräumen bringt schon einige Kostenersparnis, legen Sie dann auch noch im Bereich der einfacheren Vorarbeiten selbst Hand an, können viele tausend Euro gespart werden.

Zu prüfen wäre aber immer auch ob denn tatsächlich alles raus muss. Gerade Dinge wie zum Beispiel ein schwimmender Zementestrich u.ä. muss nicht immer gleich radikal herausgebrochen werden. Für einige Bauteile gibt es heutzutage sehr gute technische Trocknungsmöglichkeiten. Nicht immer aber dennoch in einigen Fällen ist dieses technische Trocknen dann doch weit günstiger als das Zurückbauen mit anschließendem Neueinbau. Wobei hier jedoch nicht nur die Machbarkeit zu prüfen wäre, sondern auch ob durch die Fluten etwaige Schadstoffe in die Baustoffe gelangten. Man schreibt ja immer schnell und gerne, dass das Wasser eines der größten Feinde eines Hauses ist aber das ist nicht ganz richtig. Größter Feind ist nicht das Wasser, wesentlicher sind in aller Regel die im Wasser enthaltenen Bestandteile wie diverse Salze, Umweltgifte, Bakterien, Viren, Chemikalien etc. pp. Erst diese sorgen in vielen Fällen für richtigen Schaden und eben solche Stoffe sind selbstverständlich auch in dem Wasser der Fluten. Man muss sich nur vorstellen, dass die Flut nicht nur das hygienisch saubere Badezimmer des Nachbarn eingenommen hat, sondern eben auch private wie gewerbliche Werkstätten, Industriestandorte, frisch gedüngte Felder, Öltanks, Tankstellen und vieles mehr. Und alle das vermengt sich bei einem Hochwasser zu einer teils akut gefährlichen Brühe, die, wie gesehen, durch die Straßen der Dörfer und Städte schwappt. Wer vor Ort ist bzw. war und den braunen Modder mit dem ölig  aufschwimmendem Schimmer gesehen hat, hat zumindest eine grobe Vorstellung, von was ich hier schreibe. Bevor man also die manchmal mögliche technische Trocknung in Erwägung zieht, wäre zunächst über ein Labor mittelst Probenahme zu prüfen ob die Sache auch mit Blick auf die Schadstoffe sinnvoll ist.

Ist der Schadstoffgehalt bedenklich, so kommen Sie natürlich nicht drum herum für ein in Zukunft gesundes Wohnen die entsprechenden Bauteile zu entfernen. Aber auch hier, blicken wir auf den oben angesprochenen schwimmenden (Fließ-) Estrich, so können Sie unter Anleitung eines Fachmanns solch Dinge wie die Feuchtigkeits- und Dampfsperre, die Trittschalldämmung, Sperrwinkel und die Trennlage (Schrenzlage) durchaus selbst einbauen, das spart gehörig Arbeitszeit durch den nachkommenden Handwerksbetrieb, denn der Estrichleger muss dann nur noch den Estrich selbst eingießen. Natürlich besteht hier ein kleines Risiko, denn der Estrichleger wird kaum die Garantie für den gesamten Estrich übernehmen, wenn er die Hälfte gar nicht ausführte, aber ein seriöser Bauberater oder Sachverständiger wird sie so umfassend beraten und Ihre Arbeiten akkurat und fortlaufend kontrollieren, so dass diese am Ende auch passt. Selbiges betrifft natürlich auch andere Schäden bei denen mindestens gewisse Vorbereitungsarbeiten für den später kommenden Fachbetrieb ausgeführt werden können.

Ich gebe solche Selbstbauhilfen seit vielen Jahren, einige Jahre als Mitarbeiter bei einem Trockenmörtelhersteller in der Bau- und Sanierberatung (auch in der Denkmalpflege) und seit etwas über 17 Jahren, genauer seit dem Jahr 2000 als selbstständiger Bauberater und Bausachverständiger. Hierbei kann ich guten Gewissens schreiben, dass selbst weit entfernte Projekte in fachlich betreuter Eigenleistung, immer noch finanziell weit günstiger sind, als jegliche Arbeit fremd zu vergeben. Dabei gebe ich aber nicht nur mündliche Ratschläge, ich koordiniere auch ihre Arbeit und die Arbeiten mit den von Ihnen ausgesuchten und später folgenden Fachbetrieben. Was nicht zu vergessen ist, Sie erhalten einen schriftlichen und individuell auf Ihr Projekt zusammen gestellten Saniervorschlag, für den ich als Bauingenieur natürlich auch die Haftung übernehme. Rufen Sie doch einfach mal an (Tel.: 0821 – 60 85 65 40) und informieren Sie sich zum Leistungsspektrum. Vielleicht können wir Ihren Fall ja doch auch zum Versicherungsfall machen und mit einem ausführlichen und neutralen Gutachten den Schadensersatz erreichen, den Sie auch tatsächlich benötigen. In solchen Fällen arbeite ich als Bausachverständiger natürlich auch bundesweit mit erfahrenen Rechtsanwälten zusammen, die nach meiner baufachlichen Begutachtung/Beurteilung genau wissen, wo sie den juristischen Hebel ansetzen müssen, um für Sie Erfolg zu haben. Denn eines ist bei jedem strittigen Bauschaden immer wieder das gleiche, Sie benötigen einen erfahrenen Fachmann aus dem Bauwesen und einen nicht minder erfahrenen Juristen um ihr gutes Recht am Ende auch durchsetzen zu können.

Kurze Zusammenfassung der wichtigsten Sofortmaßnahmen bei Hochwasser, inkl. einem Interview mit Hit-Radio Antenne Niedersachsen und Gerhard Holzmann vom Sachverständigenbüro Holzmann-Bauberatung aus Augsburg, dem bundesweit tätigen Sachverständigenbüro.

  • Eingedrungenes Wasser, das in Kellerräumen oder nicht unterkellerten Räumen steht, sollte erst nach Rückgang der Fluten ausgepumpt werden. Das eingedrungene Wasser bildet einen Gegendruck zum Wasser unter der Bodenplatte, pumpt man dieses ab, bevor der Grundwasserspiegel gesunken ist, kann dies zu Hebung der Bodenplatte und somit zur Schädigung selbiger führen.
  • Nachdem das Wasser abgeflossen und abgepumpt ist, sollten man für eine schnelle Trocknung des Gebäudes sorgen (Einsatz von Trocknungsgeräten). Feuchtigkeit und der durch das Hochwasser mitgezogenen Schlamm, etc., führen bei zu langsamen trocknen schnell zu Schimmelpilzen und diese wiederum in vielen Fällen zu gesundheitlichen Problemen.
  • Schäden am Gebäude sollten von entsprechenden Sachverständigen untersucht werden, in einigen Fällen ist auch die Statik des Gebäudes zu überprüfen.
  • Drainagerohre und sämtliche Anschlüsse an das öffentliche Abwassersystem (Gullys, Bodeneinläufe, etc.) sollten nach dem Rückgang der Fluten gereinigt werden.
  • Elektrische Geräte (auch die Heizung/Brenner, Schalt- und Verteilerkästen, etc.) unbedingt zunächst vom Stromnetz nehmen und bestenfalls von einem Elektriker bzw. dem entsprechenden Fachmann prüfen lassen, bevor diese wieder an das Stromnetz angeschlossen werden.
  • Schadstoffe, seien es etwaige in Werkstatt oder Keller gelagerte Lösemittel, Farben, Lacke, Putzmittel, Pflanzenschutzmittel, etc., oder auch Heizöl und andere Öle oder Schmiermittel, welche alle durch die Fluten ausgelaufen sein könnten, sollten dringendst von Fachfirmen entsorgt werden (inkl. der kontaminierten Gegenstände, auch Erdreich). Feuerwehren sind hier in aller Regel die ersten möglichen Ansprechpartner, es kann aber auch über das jeweilige Landratsamt oder das Amt für Landwirtschaft Rat und Hilfe erhältlich sein, wenn z.B. der Garten mit einer dicken Ölschlammschicht bedeckt ist. Denken Sie auch daran, dass bei der Flut nicht nur private Keller, sondern eben auch Handwerksbetriebe und Industrieunternehmen überflutet wurden. Das heisst, dass hier auch viele weitere Chemikalien im Flutwasser vorhanden sein können und selbstverständlich können auch tote Tiere darin schwimmen. Gerade letzteres sorgt auch dafür, dass das Wasser mit Bakterien und Viren verseucht sein kann. Es ist in diesem Zuge grundsätzlich anzuraten, sich gegen z.B. Tetanus impfen zu lassen.
  • Viele werden und müssen, gerade eingeschwemmten Schlamm selbst aus ihren Gebäuden oder Grundstücken schaufeln. Hier ist wasserfeste Schutzkleidung, inkl. wasserfester Handschuhe und Schuhwerk, dringendst anzuraten. Durch das Hochwasser können auch Chemikalien in Schlamm und Wasser enthalten sein, die auch über Hautkontakt gesundheitliche Probleme mit sich bringen. Besonders vorsichtig müssen alle Menschen sein, die ohnehin schon ein geschwächtes Immunsystem, diverse Allergien oder gar MCS, u.ä., haben.
  • Obst und Gemüse das im Hochwasser lag, kann mit Schadstoffen kontaminiert sein, somit sollte dies unbedingt entsorgt werden.
  • Einrichtungsgegenstände und andere wasseraufnehmende Gegenstände, die im Wasser standen, können auch durch die mit den Fluten verbreiteten Schadstoffe kontaminiert sein und muss fachgerecht entsorgt werden.
  • Schmutziges Wasser und hohe Feuchtigkeit, auch nach dem zurückgehen der Flut, sorgen für reichlich Insekten, vor allem auch Stechmücken und Co., somit ist entsprechender Schutz ratsam.

Am Ende sei noch erwähnt, dass Sie Ihre Schäden, gerade mit Blick auf den Versicherungsschutz, umfassend fotografisch und schriftlich dokumentieren sollten. Im besten Fall lassen Sie gleich einen unabhängigen und somit neutralen Sachverständigen eine Beweissicherung durchführen. Somit haben Sie nicht nur eine sichere Beweissicherung über den Schaden, sondern gleich auch eine Kostenschätzung und Hinweise, wie man in Ihrem speziellen Fall die Trockenlegung und/oder Sanierung angeht. Denken Sie aber daran, dass der Sachverständige auch tatsächlich neutral ist. Ein angestellter Ihrer Versicherung, der sich als Sachverständiger ausweist, kann, aber muss nicht, neutral sein und beurteilt somit auch gerne mal nach dem Gusto seines Arbeitgebers, der wiederum die Kosten für den Schadensersatz, schon im Eigeninteresse, möglichst gering halten möchte. Apropo gering halten, grundsätzlich hat jeder Versicherungsnehmer eine sogenannte Schadensminderungspflicht. Das bedeutet, dass Sie, wenn es vermeidbar ist und natürlich keine Gefahr für Leib und Leben besteht, nicht untätig dabei zusehen dürfen, wie das Wasser in Ihr Haus strömt.

Eine weitere Frage, die ich ab und an gestellt bekomme, wäre die Frage nach möglichem Sonderurlaub von angestellten Mitarbeitern. Ich bin natürlich kein Jurist und habe als Bausachverständiger nichts mit Gesetzen aus der Personalpolitik zu tun, aber allgemein wird hier des öfteren Folgendes zitiert:

„§ 616 BGB Vorübergehende Verhinderung:

Der zur Dienstleistung Verpflichtete wird des Anspruchs auf die Vergütung nicht dadurch verlustig, dass er für eine verhältnismäßig nicht erhebliche Zeit durch einen in seiner Person liegenden Grund ohne sein Verschulden an der Dienstleistung verhindert wird. Er muss sich jedoch den Betrag anrechnen lassen, welcher ihm für die Zeit der Verhinderung aus einer auf Grund gesetzlicher Verpflichtung bestehenden Kranken- oder Unfallversicherung zukommt.“

Bitte beachten Sie, dass Gesetze einfach zitiert sind, aber ab und an auch leicht missverstanden werden können. Von daher wäre es ratsam, sich bei Unsicherheiten bei einem ausgebildeten und selbstverständlich dafür zugelassenen Juristen zur Gesetzeslage beraten zu lassen.

Ich selbst biete als Bausachverständiger bundesweit Hilfe bei der Sanierung von Bauschäden durch Hochwasser an. Selbstverständlich beinhaltet das auch die Beweissicherung zu den Hochwasserschäden und schriftlich ausgearbeitete Saniervorschläge nach der Untersuchung vor Ort. Sollten Sie also Hilfe benötigen, kontaktieren Sie mich einfach unter den nachfolgenden Kontaktangaben.

Blicken Sie auch auf den Gastartikel unter http://blog.heimwerker.de/hochwasser-sofortmassnahmen-fuer-betroffene
Rote Verfärbungen an der Fassade

Mittlerweile begutachte ich im Schnitt jede zweite Woche eine Fassade, die mit Algen oder gar schon mit Pilzen behaftet ist. In aller Regel handelt es sich hierbei um Fassaden, die mit Kunstharzfarben gestrichen oder auch mit Kunstharzputzen versehen wurden. Meist liegt darunter ein Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS) aus Mineralwolle, Polyurethan oder auch Polystyrol (Markenbezeichnung Styropor) und Dachüberstände sind selten vorhanden. Äußerst selten sehe ich eine Bealgung auf rein mineralischen Systemen, hier zumeist auf sehr alten Fassaden (was wiederum weniger selten ist), die schon lange Zeit nicht mehr gestrichen wurden, deren bautechnische bzw. konstruktive Gesichtspunkte nicht ganz ideal sind oder auch die Lage selbst dazu beigetragen hat, dass die Fassaden schwarz, grün oder rot verfleckt sind.

Algen und Schwärzepilze (Cladosporium spec.) an den Fassaden mehrerer Mehrfamilienhäuser ca. 5 Jahre nach deren Erstellung. Die Veralgung selbst war jedoch schon 2 Jahre nach Erstellung sichtbar. Die Fassaden wurden mit Polystyrol gedämmt und mit Kunstharzputz verputzt

Auch wenn ich nun zum Einstieg die Sachlage zunächst relativiert habe, muss ich dennoch nochmals hervorheben, dass der Großteil der veralgten Hauswände, die ich die letzten Jahre untersuchte, Fassaden waren, die mit Polystyrol gedämmt waren und mit Kunstharzputzen versehen sowie mit Kunstharzfarben gestrichen wurden. Wenn also jemand behauptet, dass WDVS-Fassaden aus Polystyrol besonders zur Vergrünung bzw. Veralgung neigen, dann muss ich ihm Recht zusprechen. Die Systemanbieter oder auch industrienahe, bzw. industriegeführte Medien versuchen zwar mit aller Kraft gegen diese Tatsache zu sprechen aber das versuchten Sie auch als bekannt wurde, dass Polystyrolfassaden im Brandfall äußerst gefährlich sind oder dass mit Kleber und Putz behaftete Polystyrolplatten als Sondermüll zu werten sind. Beide Tatsachen sind unumgänglicher Fakt und mittlerweile auch mehrfach bestätigt. Häuser, die mit solch Dämmstoff gedämmt sind, sind schlicht qualitativ minderwertig.

Aber der Text soll nicht den Dämmstoffen, sondern vielmehr Algen, Pilzen und Flechten abarbeiten, von daher  – zumindest zunächst – weg vom Thema Polystyrol hin zu lebender Materie. Auch wenn Sie während dem Lesen sicher hier und da an den letzten Satz des letzten Absatzes denken werden.

Algen und Pilze in einem dauerbeschatteten Kellerabgang

Wie Sie nachfolgend sehen werden, gibt es eine Vielzahl von Erklärungen dafür, warum Algen, Pilze und Co. an Fassaden wachsen. Eine dieser Erklärungen findet sich in dem von Herstellern und Verarbeitern ganz gerne mal hervorgezogenen „Instandhaltungsleitfaden Beschichtungen und Verputze auf Fassaden und Wärmedämm-Verbundsysteme“. Ein Stück kostet 12,80 Euro, allerdings herrscht die Regel einer Mindestbestellung. Das heißt bei Bestellungen unter 20 Euro bezahlt man einen Mindermengenzuschlag von 5 Euro. Sprich der Leitfaden kostet dann einzeln gleich mal 17,80 Euro. 17,80 für 11 Seiten (ohne Inhaltsverzeichnis und Umschlagtext)! Bei einer DIN wäre das absolut günstig aber in diesem Fall könnte man den Preis auch als unverschämt hoch werten, denn für 17,80 Euro erhalten Sie folgende Information zu Algen an Fassaden:

Verschmutzungen von Oberflächen mit Algen, Pilzen und Flechten sind auf das Zusammenspiel vieler einzelner Faktoren zurückzuführen.

Nachfolgend werden Faktoren beschrieben, die Oberflächenbewuchs beeinflussen:

– Lage

Gewässernähe, Waldnähe, Staubbelastung

– Architektur

Bautechnik, erhöhte energetische Anforderungen an den Wandaufbau, konstruktiver Fassadenschutz, Eigenschaften der gewählten Materialien, fehlende Dachvorsprünge, mangelhafte Wasserführung, fehlende Horizontalabdeckungen, unzureichende Tropfkantenausbildung

– Klima

Nebel, Sonneneinstrahlung, Witterungseinflüsse wie Temperatur, Wind u.s.w.

– Umgebungseinflüsse

schattenspendende Bepflanzung, Emissionen, Ablagerungen

– Eigenschaften des Putzes/der Beschichtung

Feuchtigkeitsaufnahme und –abgabe, Zusammensetzung (z.B. Wasserabweisung), Zusätze, Schichtdicke, Struktur, Farbton

In durch Spritzwasser belasteten oder dauerfeuchten Bereichen ist ein besonderes Bewuchsrisiko immer vorhanden.

Fassadenoberflächen erfordern daher eine entsprechende Instandhaltung, denn Verschmutzungen an der Oberfläche bilden für die Mikroorganismen einen idealen Nährboden.

Für Fassadenflächen gilt: Was trocken bleibt, bleibt algenfrei. Daher sollte der konstruktive Witterungsschutz geplantund die Außenputze und Beschichtungen entsprechend gewählt werden. Putz- und Beschichtungsoberfläche können u.a. mit bioziden Zusätzen gegen Algen- und Pilzbewuchs geschützt werden. Diese Schutzwirkung ist zeitlich begrenzt.

Für die 17,80 Euro gibt es also nichts als Palaver – Palaver das zig fach irgendwo kostenfrei einlesbar ist. Kein Hinweis auf wichtige Punkte wie:

Wie lange hält die Schutzwirkung biozidhaltiger Farbe?

Welche Garantien gibt es?

In welchen Intervallen muss die Fassade gestrichen werden?

Welche Materialien sind besondern lukrativ für einen späteren Algenbewuchs?

Veralgung an einer Penthouse-Fassade

Fragen die der Bundesverband Farbe, Gestaltung, Bautenschutz und der Bundesverband Ausbau und Fassade – die Herausgeber des Leitfadens – schwammig oder gar ganz außen vor lassen. Schade eigentlich. Dass das Streichen einer Fassade grob durchschnittlich alle ca. 10 bis 12 Jahre mal Sinn macht (Durchschnitt wie geschrieben), dass auch biozidhaltige Farben in  sehr kurzer Zeit die bioziden Zusätze verlieren und schon nach 1,5 bis 3 Jahren wieder veralgen können, bleibt völlig außen vor. Auch dass Polystyrol- und Polyurethandämmsysteme aufgrund ihrer physikalischen Eigenschaften (Temperaturleitzahl und spezifische Wärmekapazität) besonders anfällig sind, bleibt verschwiegen und dass keiner Garantien geben will ist ohnehin schon klar. Ergo keinerlei nagelfeste Aussagen, dafür reihenweise Vermutungen.

Liebe Verbände seit mir nicht böse aber ich kann jedem nur raten für 17,80 Euro lieber mit der Frau ein Eis essen zu gehen, als sich solch Leitfaden zu kaufen. Aber es geht noch besser – viel besser, wie Sie nachfolgend erfahren werden.

Es wurde die letzten Jahre viel zu diesem Thema geschrieben. Manche Dinge sind rein nur Vermutungen, andere neigen in Richtung Aberglaube oder Werbegeschwafel, wiederum andere sind aber auch wissenschaftlich sauber belegt.

Typisches Bild einer Veralgung auf dem Putz im Abtropfbereich von Niederschlagswasser. Die Ziegel stehen ca. 5 cm über der Vorderkante der Mauer und schützen ca. 50 cm der Oberfläche vor Beregnung

So las man erst einen etwas seltsam anmutenden Text, in dem jemand darauf hinwies, dass Fassaden, ähnlich dem häuslichen Fußboden, auch regelmäßig gereinigt werden müssen. Klar kann man das und es wäre sicher auch nicht unsinnig alle paar Jahre, je nach Verschmutzung, auch mal die Fassade zu reinigen. Aber die angegebenen Zyklen und vor allem die Tatsache, dass ein Algenbewuchs schon nach sehr kurzer Zeit eintreten kann und nach dem „nur“ Reinigen (ohne Desinfektion) auch sehr schnell wieder kommt, würde bedeuten, dass man seine Fassade jedes Jahr reinigen muss. Was dann doch als völlig übertrieben gewertet werden muss.  Ein kleines Beispiel hierzu, bei einem 2,5 Jahre altem Neubau, trat der Algenwuchs 1,5 Jahren nach der Schlüsselübergabe auf. Die Fassade wurde darauf hin gereinigt, ein Jahr später waren die Algen wieder an der Fassade. Hier würde das tatsächlich bedeuten, dass man jedes Jahr ein Gerüst oder eine Hebebühne aufstellen sollte, um die Fassade zu reinigen. Der Verfasser des vorgenannten Vorschlages wird dies und auch die damit entstehenden Kosten kaum bedacht haben und somit ist dieser Vorschlag wohl eher unter dem Titel Phantasterei fern ab jeglicher Realität einzuordnen. Vor allem auch weil die Ursache selbst hierbei nie behoben ist.

Algenbildung gibt es auch an ungedämmten Gebäuden

Blicken wir uns doch mal an, warum Algen und später hierauf meistens auch Schimmelpilze überhaupt wachsen.

Algen zählen zu den ältesten Pflanzen dieser Welt. Schon weit bevor ein menschenähnliches Lebewesen durch die Wälder jagte und auch weit vor den heute, von den Kinderaugen so bestaunten Dinosauriern, gab es Algen auf unserem Planeten.  Die Biologie spricht bei der Blaualge von dem ersten grünen Lebewesen auf unserer Erde, die schon vor über 3 Milliarden Jahre gewachsen sein soll. Der hauptsächliche Lebensraum einer Alge allgemein ist das Wasser, was aber eben auch nicht heißt, dass die diversen Algenarten nur im Wasser wachsen. Es gibt auch einige Arten, die sich im Laufe ihrer Entwicklungsgeschichte an ein Leben an der Luft angepasst haben und überall dort wachsen, wo auch genug Feuchtigkeit, ergo Wasser vorhanden ist. Während die meisten  Schimmelpilze an den Wänden rund 70% Feuchtigkeit auf der Oberfläche benötigen (genauer: einige Pilze wachsen schon bei einer Ausgleichsfeuchte entsprechend 65 % rel. Luftfeuchtigkeit, sehr viele zwischen 70 % und 75 % und ca. 50 % aller Pilze in oder an Gebäuden wachsen ab ca. 85 %), brauchen die meisten Algen schon mindestens ca. 90 %. Neben dem Wasser benötigt eine Pflanze allgemein auch Nahrung. Den Algen, die wir hier ansprechen und die auch mit dem Oberbegriff Luftalgen betitelt werden, genügen hier ganz grob umschrieben Mineralien, die sie aus dem Wasser selbst oder in Wasser gelöster Form, aus dem Untergrund beziehen und durch ihre Zellmembrane aufnehmen.

Anmerkung: Flechten sind eine Symbiose von Algen und Pilzen. Algen produzieren durch Photosynthese organische Stoffe als Nahrung für den Pilzpartner und der Pilz bietet der Alge Schutz vor dem Austrocknen
Algenbefall in einer Kapelle auf dem nassen Sockelbereich

Aber warum wachsen Luftalgen nun so gerne an der Fassade? Vor allem warum ist die Alge an der Fassade erst die letzten Jahre so richtig zum Presseschlager geworden?

Dieses Haus wurde nie gedämmt und hat trotz allem Algen an der Wetterseite (Westseite), ergo nicht immer ist die Dämmlage Grund des Übels

Hierfür gibt es einige Theorien, wie oben beschrieben, teils merkwürdig, teils durchaus nachvollziehbar. Eine immer wieder zu lesende und auch nachvollziehbare Theorie ist, dass wir Jahrzehnte lang einer erhöhten Luftverschmutzung ausgesetzt waren. Das Stichwort „Sauerer Regen“ dürfte hier vielen noch ein Begriff sein. Diese Schadstoffbelastung sorgte dafür, dass durch Luft und Regen auch diverse Biozide an die Fassaden gelangten, womit ein Algenwachstum schon im Keim erstickt wurde. Aufgrund der umfangreichen und auch erfolgreichen Anstrengungen, die Luft, in der wir uns alle bewegen, sauberer zu bekommen, fiel der Schadstoffgehalt in den letzten 20 Jahren merklich ab, womit die Algen selbst wesentlich weniger Feinde in der Luft und dem Niederschlag haben und selbst wieder in „gesunder“ Umgebung wachsen konnten.

Auch auf diesem dachüberstandfreien Haus beginnen Algen an der Wetterseite zu wachsen, analog einem Baum der ebenfalls auf der Wetterseite bemoost und bealgt ist

Eine weitere Theorie ist, dass wir im Laufe der letzten Jahrzehnte immer mehr vom rein mineralischem Bauen abgekommen sind. Wir dämmen mit Kunststoffen, fügen den Außenputzen und Fassadenfarben reichlich Kunststoffe zu, um diverse Eigenschaften wie beispielsweise ein einfacheres Verarbeiten, eine längere Haltbarkeit, bessere oder knalligere Farben oder wie auch immer zu bekommen. Nun zeigen aber viele synthetische Produkte auf, dass gerade auf ihnen nach einer Zeit der Bewitterung gerne mal eine Alge oder auch (damit verbunden) ein Pilzwachstum festzustellen ist. Ich habe hierzu selbst einige Versuche unternommen. So habe ich beispielsweise synthetische Fugenfüller und auch andere Stoffe wie Polystyrol, Steinwolle, Glaswolle und andere Stoffe frei bewittern lassen und konnte teils schon nach wenigen Monaten einen akuten Algenbefall feststellen.

Versuchsobjekt: elastischer Fugen-/Rissfüller für den Außenbereich an einem Fassadeneck, aufgebracht nach Herstellerangaben. Die Veralgung und das Pilzwachstum zeigten sich bereits nach 8 Monaten und ausschließlich auf dem für den Außenbereich deklarierten, synthetischen Rissfüller, während das Dickputzsystem aus einem mineralisch eingefärbten Kalkzementputz (10 Jahre ohne zusätzlichem Fassadenanstrich) über sämtliche andere, unbehandelten Flächen, keinen Bewuchs aufzeigt. Das Objekt steht in direkter Nähe zu einem Wald und wurde nachträglich mit einem Naturdämmstoff gedämmt

Offensichtlich ist hier also, dass sich manche solcher Stoffe hervorragend als „Wohnraum“ für die eher ungewollten Pflanzen eignen.  Wobei man gleich vorweg nehmen muss, die Alge greift den Baustoff nach meiner Beobachtung nicht sofort an, sie belagert ihn erst einmal nur. Sieht man in die Fachliteratur, so liest man auf der einen Seite über mikrobiell verursachte Zerstörung mineralischer Baumaterialien, auf der anderen Seite aber auch, dass beispielsweise eine durch Flechten gebildete Biomatte die Materialoberfläche vor weiterem Schaden schützt.

Da jedoch Algen, wie auch die entfernt verwandten Flechten, als sogenannte Pionierpflanzen gelten, bilden sie die Grundlage für weitere unbeliebte Gewächse. Hier in der nächsten Stufe vor allem diverse Arten von Schimmelpilze und genau diese können dem Baustoff und nicht selten auch Mensch und Tier Schaden zufügen. Neben diesem darf man aber auch nicht vergessen, dass so eine Alge auch ein Feuchtespeicher ist und somit deren Untergrund auch feucht gehalten wird. Je nach Art des unter der Alge befindlichen Baustoffes kann es dadurch dann natürlich auch zu mehr oder weniger großen Schäden kommen. Es kommt also, wenngleich nicht sofort aber irgendwann definitiv zu einem Schaden und all die Unkerei von Herstellern, Lobbyisten oder etwaigen Medien, dass Algen rein nur ein optischer Mangel sind und bleiben ist schlicht falsch.

Die Reaktionen bzw. die zur Vermeidung von Algen- und Pilzbefall auf Baustoffen nötigen Schritte waren für die Hersteller das Beifügen von Bioziden in Dämmstoffen, Putzen, Farben und auch anderen Bauprodukten. Was jedoch den Nachteil mit sich zieht, dass diese werkseitig beigefügten Biozide keine Dauerlösung sind. Wirksame Biozide in diesem Bereich müssen wasserlöslich sein, damit eine Pflanze diese überhaupt aufnehmen kann und genau hier beginnt die moderne Bauprodukteherstellung ein akutes Problem für die Umwelt zu werden und dies auch dann, wenn moderne Biozidesich nur noch zu 50% auswaschen. Die Biozide werden, durch ihre Eigenschaft der Wasserlöslichkeit, natürlich nicht nur von den Algen, Pilzen oder Flechten etc. aufgenommen, sie werden auch durch Niederschläge aus den Produkten gelöst und gelangen somit in das Grundwasser. Hier reichern sich die, zu beginn sehr geringen Konzentrationen an und werden über die Zeit ein akutes Problem für uns alle, der Tier- aber auch Pflanzenwelt werden. Aber nicht nur über die Zeit, denn einige Wirkstoffe sind auch dafür bekannt, dass sie bereits in geringer Konzentration einen ökotoxischen Effekt aufweisen, der sich durch ein Zusammenwirken mit anderen Stoffen erheblich erhöhen kann.

Algenbildung gibt es auch auf mineralischem Putz

Oftmals liest man in diversen Produktdeklarationen nur von einem biozidarmen Filmkonservierer. Aber Biozide sind nicht nur als Filmkonservierer (ergo z.B. dem fertigen Anstrich an der Fassade) in den diversen Bauprodukten, sie sind ebenso  als Topfkonservierer vorhanden, der dann beispielsweise die Farbe oder den Fertigputz im Eimer (Gebinde) möglichst lange haltbar machen soll. Schwer wird es, hier nun alle in Baustoffen genutzten Bioziden aufzuführen, auch wenn das in der Landwirtschaft bereits verbotene Terbutryn sehr häufig bei Baustoffen zu finden ist (insbesondere Anstriche und Putze) so gibt es doch noch einige mehr Möglichkeiten, die auch genutzt werden. Manche sind mittlerweile in Putzen und Farben verboten, treten aber dennoch völlig legal in etwaigen Silikonen und anderen Produkten auf. Andere sind bis dato auch noch nicht wirklich auf ihre Langzeitwirkung über den Baustoff zur Umwelt untersucht worden.

Beispiele zu Bioziden in Baustoffen bzw. Bauprodukten:

Harnstoffderivate

Beispiel: Harnstoffformaldehyd

Isothiazol-Derivate

Beispiele: Methylisothiazolinon, Chlormethylisothiazolinon, Benzisothiazolinon, Octylisothiazolinon, Dichloroctylisothiazolinon, 

Dithiocarbamat-Derivate

Beispiele: Ferbam, Mancozeb, Maneb, Metam, Metiram, Nabam, Propineb, Zineb, Ziram

Benzimidazol- Derivate

Beispiele: Carbendazim, Thiophanatmethyl, Fuberidazol, Fenbendazol, Mebendazol, Thiabendazol

Triazin-Derivate

Beispiele: Atrazin, Simazin, Cyanurchlorid, Cyanursäure, Cyanurtriazid, Terbuthylazin, Melamin, Irgarol

Benzothiazol-Derivate

Beispiele: 1,3-Benzothiazol, 2-Methylbenzothiazol, 2-Chlorbenzothiazol, 2-Methylthiobenzothiazol

Carbamidsäure-Derivate

Beispiele: Bendiocarb, Carbamaten, Allophanaten, Harnstoff (Carbamidsäureamid), Guanidin, Carbaziden

Thiophthalimid-Derivate

Beispiele: FolpetCaptafol, Captan

Sulfensäure-Derivate

Beispiele: Dichlofluanid, Tolylfluanid

Sulfon-Derivate

Beispiel: Diiodmethyl-p-tolyl- sulfon

Triazol-Derivate

Beispiel: Propiconazol

Pyridin-N-oxid-Derivate

Beispiel: Zinkpyrithion

Vorsicht bei all zu deutlicher Antibiozidwerbung auch hierzu liegen Fälle im Sachverständigenbüro bei denen aus großen Werbesprüchen großes Algenwachstum resultierte

Sie sehen, schon dieser, bei weitem unvollständige Auszug von genutzten bioziden Wirkstoffen, ist umfangreicher als viele vielleicht annehmen möchten. Wenn Sie sich nun die Zeit nehmen und über den ein oder anderen Stoff genauer recherchieren, werden Sie feststellen, dass einige gesundheitlich äußert bedenklich, gar schädigend eingestuft  sind. Manche sogar Nervengifte darstellen und alle hier genannten als umweltgefährdend betrachtet und auch ausgezeichnet werden müssen. Man wird sich die wohl berechtigte Frage stellen müssen, wozu das alles? Nur wegen ein paar Algen? Nur weil das fertige Produkt 12 Monate und mehr in einem Lagerregel stehen können sollte? Geht das nicht auch anders?

Algenwachstum auf polystyrolgedämmter Fassade (umgspr. Styropordämmung)
Bewuchs begann bereits 1 Jahr nach Fertigstellung, genutzt wurde ein Wärmedämm-Verbundsystem eines namhaften Anbieters, welches sein System mit „optimierter Algenprävention“ bewarb….

Kurz und knapp: Ja es geht anders, es gibt auch einige Hersteller, die das anders machen und es gibt in vielen (nicht allen) Fällen hervorragende alternative Baustoffe, die eine Beigabe von Bioziden gar nicht benötigen. Zwei von vielen Varianten und hier auch nur Beispielsweise aus der Farben- und Putzecke wären Kalkputze und Kalkfarben.

Eine mittlerweile häufig anzutreffendes Angebot der Hersteller zum Schutze der Fassade vor Algen und Pilzen sind beispielsweise auch modifizierte Putze, denen etwas zugegeben wird, um den Feuchte- und Temperaturhaushalt positiv zu beeinflussen. So gibt es Fassadenputze die mit Mikrohohlglaskugeln ausgestattet sind. Diese Glaskügelchen sollen chemische Zusätze ersetzen oder weitestgehend vermeiden und am Ende und bildhaft beschrieben, wie eine moderne „Multifunktionsjacke“ für das Haus wirken. Laut Herstellerangaben perlen auch hier, ähnlich dem „Lotusblüteneffekt“, Regen und Schmutz von der Fassade ab und die Fassade trocknet in Nässefall sehr schnell ab. Ein Hersteller beschreibt gar einen Energiespareffekt über die umgangssprachlich als Solarfarben und Solarputze betitelten Baustoffe.

Kommen wir zurück zu den Theorien in Bezug auf Algen an der Fassade und gleich zu jener, der allein schon aus bauphysikalischen Gründen, kaum zu widersprechen ist. Beginnen wir bei „es war einmal“. Früher, in Zeiten vor dem großen Energiesparthema, wurde bei nur sehr wenigen Häusern auf eine Wärmedämmung geachtet. Natürlich machten sich schon die alten Römer Gedanken zum Festhalten der Wärme, so wurde in dieser Zeit ab und an auch schon Kork oder andere Produkte beim Hausbau genutzt. Im alten Deutschland wurden auch häufig Strohlehm, Schilf, Heu, Holzspäne und ähnliches verwendet, dies aber weniger im Sinne einer klassischen Wärmedämmung sondern viel mehr weil diese Baustoffe günstig und somit auch regional zu gewinnen waren. Selbstverständlich wusste man wohl auch, dass solche Produkte das Haus oder den Wohnraum auch nach einem Aufheizen schön warm hielten. Man darf wohl annehmen, dass das Augenmerk mehr auf der Eigenschaft lag, Wärme zu puffern, weniger dem Dämmen wie wir es heute kennen.  Selbstverständlich stopfte man Ritzen und Fugen gerne mal mit dem damals zur Verfügung stehenden Material zu aber an eine Luftdichtigkeit dachte man dabei wohl nicht so wirklich. Grob wollte man einfach, dass es nicht zieht, wenn draußen der Wind weht. Logischer Weise gab es natürlich keine vorkomprimierten Dichtbänder, Luftdichtigkeitsfolien etc. pp. Durch diese Bauweisen wurde nicht nur der Raum, sondern eben auch die Wände und Fassaden aufgeheizt. Die Eigenschaften der Baustoffe sorgten dafür, dass die Wände auch nachts nicht eisig kalt sondern relativ warm waren. Kondensat auf der Oberfläche der Fassaden trat dann beim gewöhnlichen Hausbau eher nicht oder nur sehr geringe Zeit auf. Trocknete aber ganz schnell wieder ab, da die erste Tat des Tages in der winterlichen Zeit ganz sicher das Anschüren des wärmenden Feuers war. Raum und Wand wurden gleich wieder erwärmt.

Heute haben wir gerne und häufig, auch aufgrund der gesetzlichen Vorgaben teils sehr hoch gedämmte Häuser. In der günstigsten Variante Häuser, die nur gedämmt sind, die Pufferung der Wärme spielt oft nur noch beim stylischen Kaminofen eine Rolle. Der soll und darf nach dem Erlischen des Feuers gerne noch stundenlang warm bleiben. Die Fassaden selbst sind, wiederum im günstigsten Fall, mit Kunststoffen gedämmt. Kostet kaum Geld, dämmt aber gut. Nur sind diese Kunststoffe eben auch Produkte, die sich relativ schnell erwärmen und teils noch viel schneller abkühlen. Das Resultat ist, dass kurz nach dem Sonnenuntergang die Fassade soweit abgekühlt ist, dass die Luftfeuchtigkeit der Umgebungsluft an den Oberflächen auskondensiert. Die Fassade wird, je nach Jahreszeit, sehr schnell feucht und diese Feuchtigkeit hält sich dort so lange, bis die Sonne und der Wind am nächsten Tag für eine Abtrocknung sorgen. Oftmals ist die Lage so dramatisch, dass die Trockenphase tagsüber gar nicht ausreicht, um die Fassade wirklich trocken zu bekommen. Gerade in Bereichen, wo eben keine Sonne hin scheint oder auch Regionen und Jahreszeiten, deren Witterungsbedingungen nur wenig Sonnenschein bieten. Nun neigen feuchte Flächen dazu, dass mit dem Wind herangetragene Stäube oder auch Pollen, gerne haften bleiben, womit wir die Idealbedingungen für Pionierpflanzen beisammen haben.

Algenwachstum auf polystyrolgedämmter Fassade (umgspr. Styropordämmung)
Bewuchs begann bereits 1 Jahr nach Fertigstellung, genutzt wurde ein Wärmedämm-Verbundsystem eines namhaften Anbieters, welcher sein System mit „optimierter Algenprävention“ bewarb. Nach der ersten Desinfektion ist direkt wieder ein Jahr später erneuter Algen- und Pilzbefall vorhanden. Der Hersteller hatte ein Einsehen und erstattete nach unserem Gutachten soweit bekannt vollumfänglich Schadensersatz

Wir haben ausreichend Feuchtigkeit, manchmal wie angesprochen sogar einen dauerfeuchten Untergrund und wir haben jede Menge Nahrung entweder aus dem was der Wind heranträgt oder auch aus dem Untergrund selbst. Es steht dem Algenwachstum nichts mehr entgegen, bis auf den weiter oben angesprochenen Biozidgehalt in den Baustoffen, welcher aber, wie ich Ihnen aufzeigte und je nach Feuchtigkeitsbelastung relativ flott ausgewaschen sein kann. Ist dieser Feind der Pflanzen erst mal weg, lebt es sich für diese wunderbar. Man kann schon von paradiesähnlichen Zuständen für die Algen sprechen. Da Pflanzenteile auch hin und wieder auf natürlichem Wege absterben und viele Nährstoffe für andere Pflanzen vorhanden sind, gedeiht dann irgendwann auch der erste Schimmelpilz, dessen Sporen natürlich auch reichhaltig in der Umgebungsluft vorhanden sind. Ach ja, die einzelnen Zellen der unterschiedlichen Algen gelangen natürlich auch über die Luft bzw. den Wind an unsere Fassaden. Die einzelnen Zellen sind ungefähr 10 µ groß (manche auch etwas größer) und man kann sie definitiv so nicht ohne Mikroskop erkennen. Je nach Art erkennen wir sie mit dem bloßen Auge erst nach dem sie sich über eine Zellteilung vermehrt haben und sich irgendwas zwischen 100 und 1000 Zellen überlagert haben. Das Minibiotop „Fassadengrün“ nimmt also in der Regel schon bevor wir es wirklich sehen Form und Gestalt an. Eine Gestalt die, nachdem wir sie sehen können, auch gerne mal sehr farbenfroh sein kann, denn Algen, wie auch Pilze, gibt es in vielen Farben, ob schwarz, grün, grau, rot, die Natur erzeugt ein reichhaltiges Couleur.

Sie sehen, Gründe für die vermehrte Sichtung von Algen an Fassaden gibt es viele und ich verdeutliche nochmals einige sind sehr weit hergeholt andere schlichte Tatsachen.

Beginnendes Algenwachstum vor allem an von oben betropften (Ablaufspuren) und somit häufig nassen Stellen und am Belüftungsauslass, der warme Raumluft ins Freie befördert, welche dort in kälterer Umgebung Feuchtigkeit abgibt

Nur wie könnte man dieser Algenbildung aus dem Weg gehen?

Auch hierzu gibt es wieder viele Theorien oder sagen wir mal Möglichkeiten. Gleich vor ab und da auch das die letzten Monate ein wenig durch die Medien gegangen ist. Mit etwaigen inhaltslosen Blechkästchen, dubiosen Kugeln oder wie auch immer, die angeblich mit bestimmten in der Natur vorkommenden Schwingungen Feuchtigkeit verdrängen sollen, klappt das ganz sicher nicht. Das ist und bleibt Humbug und dient höchstens dazu gutgläubigen Mitmenschen das Geld aus der Tasche zu ziehen, bestenfalls auch dazu die Fachkollegen zu belustigen. Ergo Finger weg von solch Dingen. Physik ist eine sehr einfache Wissenschaft und hat nichts mit Zauberei, Pendelschwingerei oder Regentänzen zu tun. Das was wir als Sachverständige und somit auch technisch-wissenschaftlich orientierte Fachleute beraten und vorschlagen ist belegbar, eindeutig mit Berechnungen und/oder Forschungen beweisbar. Kommt Sie jemand besuchen, der gleich mit etwaigen Geschichten von bestimmten in der Natur vorkommenden Kräften, Schwingungen oder wie auch immer argumentiert und dabei das „bestimmt“ nicht eindeutig bestimmen kann, tun Sie sich den besten Gefallen, wenn Sie sich von solch einer Person gleich wieder verabschieden und dann doch einen echten Fachmann zu rate ziehen.

Also, wie könnte man Algenbildungen vermeiden?

Eine funktionale Methode ist natürlich die chemische Keule. Man könnte regelmäßig mit Bioziden versetzte Farben über den zuvor gereinigten Untergrund aufbringen lassen. Das löste das Algenproblem, tut aber der Umwelt und auf Dauer auch Ihrem Geldbeutel, sicher nicht gut. Also gehen wir wieder weg hiervon.

Oft wurde festgestellt, dass moderne Putze an alten Bauwerken weniger bewuchsanfällig sind, wenn möglichst glatte Putze genutzt werden. Grund hierfür liegt in der Natur der Verbreitung. Ein Bewuchs beginnt mit einem Keim wie beispielsweise einem Algen- oder auch Flechtenfragment oder auch einer Pilzsporen. Das bleibt natürlich bei einem groben Untergrund wesentlich besser hängen. Allerdings sind all zu glatte Putze auf Dämmmaterialien bzw. Dämmsystemen häufig sehr rissanfällig und ein Bewuchs kann letztendlich auch durch ein Herunterschwemmen eines bestehenden Bewuchses entstehen (Veralgung an Ablaufspuren).

Noch eine Variante ist das Nutzen Farben (gibt auch schon Putze), die mit sogenannten Nanopartikeln versehen sind und somit mikroglatte Oberflächen schaffen, an denen der Schmutz mehr oder weniger bei Regen abperlt.  Da man aber allgemein noch nicht weiß welche Auswirkungen diese Feinstpartikel auf den Mensch und die Umwelt haben, kann man diese nicht wirklich empfehlen.

Anstatt vielen Bioziden und oft sehr kritisch beurteilten Nanopartikeln in Putzen und Farben, kann auch mit alkalischen Beschichtungssystemen gearbeitet werden. Wobei festzuhalten ist, dass die Alkalität bei beispielsweise Kalkhydrat- und Zementputzen und gerade bei geringen Beschichtungsdicken nicht besonders lange vorhanden ist. Aufgrund der Karbonatisierung neutralisieren sich solch Systeme im Dünnputzverfahren relativ schnell. Nutzt man sie aber im Dickputzsystem, so erhält man den Vorteil, dass der dicke Putz, die womöglich fehlende Speichermasse der synthetischen Wärmedämm-Verbundsysteme ausgleichen kann. Zu prüfen ist allerdings ob die Flächenlast des Putzes auch von den Dämmplatten getragen werden kann.

Flechten (helle Flecken) auf Pflastersteinen/H-Steine
Nahaufnahmen von nassen Flechten auf den zuvor aufgezeigten H-Steinen

Auch eine Art des Bewuchses mit zusätzlicher Verschmutzung aber nur im bewitterten Bereich der Terrasse, womit aufgezeigt werden kann, dass ein konstruktiver Witterungsschutz wichtiger ist als oft gedacht.

Sollten Sie neu bauen oder im größeren Stile sanieren bzw. umbauen. Empfiehlt es sich gewisse konstruktive Maßnahmen einzuplanen. Ein ordentlicher Dachüberstand, der die Fassade vor Niederschlägen schützt, wäre hier gleich vor ab zu erwähnen. Bei Attiken oder auch Gesimsen und ähnlichem währe es anzuraten Niederschlagswasser möglichst über geneigte Flächen, Bleche mit Tropfkanten etc. so abzuführen, dass das abtropfende Wasser nicht direkt an die Fassade gelangt. Putze und Farben sollten möglichst wenig Wasser aufnehmen können (sie sollten hydrophob ergo wasserabweisend sein), nehmen sie dennoch Wasser auf, dann sollten sie schnell in der Lage sein wieder abzutrocknen.

Erstellt man das Mauerwerk von vornherein mit Mauersteinen, die für sich schon ausreichend Dämmvermögen bieten und deren stoffliche Eigenschaft auch Wärme (z.B. aus der Sonneneinstrahlung) speichern kann, so erzielt man zusätzliche Vorteile. Der Markt bietet hierzu beispielsweise hochdämmende Ziegelsteine, welche sich auch als mit Dämmstoffen gefüllte Hochlochziegel darstellen. Allerdings wäre es wünschenswert, wenn diese Füllung auch als umweltgerecht zu beurteilen wäre, ergo ein Stoff ist, der sauber hergestellt und irgendwann auch frei von etwaigen Problemen entsorgt werden kann. In dieser Kombination ist der Ziegel das speichernde und der Dämmstoff das dämmende (u.U. auch das speichernde) Element. Solche Mauersteine bringen dann auch den Vorteil einer wesentlich festeren Fassadenoberfläche, zu der beispielsweise nicht für jedes schwere Stück, das an die Fassade geschraubt wird, gleich ein relativ teurer Montagezylinder vormontiert werden muss, der die wirkenden Kräfte flächig ableitet.

Faktoren die den Algen- und Pilzbefall an der Fassade beeinflussen

Um den Trocknungsprozess positiv zu beeinflussen, sind, wenn denn gedämmt werden soll, Dämmstoffe zu empfehlen, die Wärme nicht nur dämmen, sondern auch möglichst lange Zeit speichern können. Sie sehen ich wiederhole mich, denke aber, dass man die Eigenschaften der thermischen Dämmung und Pufferung für ein sicheres und algenfreies Bauen immer gemeinsam im Baustoff vorfinden sollte. Ganz klar im Vorteil sind hier sämtliche Dämmstoffe pflanzlichen Ursprungs, wie beispielsweise Holzfaserdämmplatten und andere (Beispiele finden Sie im Buch „Natürliche und pflanzliche Baustoffe“ – ISBN 978-3-8348-1321-3 vom Springer Vieweg Verlag). Sollte schon ein Wärmedämm-Verbundsystem mit synthetischen Stoffen aufgebaut sein, so kann das nachträglich beschichten mit einem gut wärmespeichernden Material eine Lösung darstellen.  Hier bietet der Markt zum Beispiel eine auf Acrylbasis hergestellte Korkfarbe an, die einen Korkanteil von ca. 90% aufweist. Vorteil ist hierbei, dass es solche Beschichtungen auch in wasserdichten Ausführungen gibt.

Neben all diesem liest man auch oft, dass die Oberflächen mit dunklen Farben gestrichen werden sollen, womit die Bildung von Tauwasser durch die Strahlungsenergie der Sonne stark verringert und die Nässezeiten verkürzt werden. Allerdings besteht hierbei das Problem, dass die Oberflächenspannungen erhöht und dadurch Putzrisse gefördert werden. Die Hersteller von Wärmedämm-Verbundsystemen grenzen diese Gefahr ein, in dem sie maximale Hellbezugswerte für ihre Systeme vorgeben.

Beschichtungssysteme mit sogenannten Latenwärmespeicher, die die Wärme durch eine Veränderung des Aggregatzustandes speichern, sind, wie auch Infrarot reflektierende Anstriche, weitere Varianten um die Feuchtigkeit von den Fassaden weg zu bekommen.

Eine bereits entwickelte aber nicht am Markt erhältliche Möglichkeit wäre auch eine Art Flächenheizung, welche grob umschrieben wie die Heckscheibenheizung eines Autos funktioniert. Ähnliches, im erweiterten Sinne, gibt es auch in der Denkmalpflege, wobei es sicher sinnlicher ist, Energie zur Erhaltung historischer Gebäude aufzubringen, als wenig erhaltungswürdige Neubauten ohne jeglichen künstlerischen oder kulturellen Wert zu schützen. Alleine schon der Gedanke daran, dass man eine neu gedämmte Fassade zur Energieeinsparung dämmt und zeitgleich – vor allem dauerhaft – zusätzliche Energie hineinstecken muss, um vor Algenbefall zu schützen, klingt äußerst abseitig.

Wobei man nun auch an einen Punkt gelangt, wo man vielleicht schreiben muss und darf, dass man bei all den System und Zusätzen das Bewusstsein entwickeln sollte, dass diese eben, das unter Umständen schon von Beginn an falsche System, retten sollen. Wenn ich sehe, welch Systeme sich über die fast vielen Jahre, die ich nun mit Baustoffen als Handwerker und Ingenieur zu tun habe, am besten bewährt haben, dann komme ich nicht drum herum gerade die einfachsten und damit auch natürlichsten Systeme zu empfehlen. Eine vernünftig ausgelegte und aus pflanzlichen Rohstoffen hergestellte Dämmung, die schon von Natur aus dazu geschaffen wurde Wärme zu dämmen und angenehme Temperaturen zu speichern und das in Verbindung mit einem ordentlichen Dachüberstand und einem dickem, robustem, mineralischem Putz, der dann auch noch mit einer mineralischen Farbe gestrichen wurde, bewährten sich als dauerhafteste und am günstigsten zu pflegendes System. Hier sind jegliche Art von zugefügten Schadstoffen oder Spezialausstattung schlicht unnötig. Allerdings wird der Bauherr hierfür natürlich zunächst auch tiefer in die Tasche greifen müssen. Ich schreibe bewusst „zunächst“, denn zieht man die nötigen Sanierungsschritte des geizigen Bauherrn mit ein, dann ist derjenige, der zunächst mehr Geld ausgegeben hat, später deutlich auf der Gewinnerseite, denn er wird langfristig wesentlich mehr sparen. Ich gebe hier nur mal den Hinweis, dass eine mit Putz verschmutzte Polystyrolplatte (Markenname Styropor) in der Entsorgung mittlerweile fast überall teurer ist, als der Einkaufspreis neuer Ware.

Flechten auf einer ungedämmten und im Sanierstau befindlichen Fassade

Oftmals, nur der Vollständigkeit wegen noch angefügt, werden auch die Bepflanzung und die Standortbedingungen in das Thema einbezogen. So soll die Nähe von Bäumen, Wasserflächen und landwirtschaftlichen Anbauflächen vermieden werden. Natürlich hat man hier ein erhöhtes Staub- und Pollenaufkommen, an Wasserflächen auch eine erhöhte Luftfeuchtigkeit aber leider kann man sich nicht immer Standtorte auswählen, die als ideal zu beschreiben sind. Somit kann man zwar den ein oder anderen Baum fällen aber dem Landwirt in der Nachbarschaft das Bestellen seines Feldes zu verbieten, wäre dann wohl des Guten zuviel – irgendwo sind wir ja alle auch dankbar, dass Felder bestellt werden und Kühe auf der Wiese weiden, bevor deren Milch oder Fleisch auf unseren Tellern landet.

Algenbefall tritt gerne an Gebäuden ohne Dachüberstand auf. Hier auch schön ersichtlich, dass häufig mit längzeitig gekippten Fenster gelüftet wurde. Warme Luft strömt aus den gekippten Fenstern. Hierbei kondensiert die mit der warmen Raumluft mitgebrachte Feuchtigkeit an den Fensterstürzen aus und bieten Haftgrundlage für Stäube, Pollen u.ä. und damit dann auch Grundlage für das Wachstum von Pionierpflanzen

Ganz am Ende nun noch eines; Algen, Pilze und Flechten sind ein fester und sehr wichtiger Bestandteil unserer Natur. Sie sind in winzig kleiner Form allgegenwärtig, wir atmen sie bzw. ihre einzelnen Zellen sogar ein. Sie sehen nicht schön auf unseren Fassaden aus aber sie gehören zu unserer Umwelt wie der Sauerstoff, den wir zum Leben benötigen. Hätten die Blaualgen vor Milliarden von Jahren durch ihre Pionierarbeit nicht dafür gesorgt, dass auch andere Pflanzen wachsen können, so gäbe es uns wohl alle nicht, denn ohne Sauerstoff wären wir Menschen wohl eher nicht Teil dieser Erde.

… auch hier lag ein Sanierstau vor

Von bautechnischer Seite ist eine reine Veralgung an der Fassade bis dato, auch wenn es wohl zu den Aufklärungs- und Hinweispflichten eines gewissenhaften Verarbeiters oder Herstellers gehört, dass diese auftreten können, leider noch nicht als ein technischer Baumangel, sondern nur als optischer Mangel zu werten. Allerdings führt eine Veralgung, wie oben erwähnt, über längere Zeit zu einem technischen Mangel, denn es können Feuchte- oder auch Bewuchsschäden resultieren. Abgesehen davon tritt die Alge an der Fassade meist mit Ihren Freunden den Schimmelpilzen zusammen auf und hieraus ergeben sich dann ganz andere, mitunter gesundheitliche Probleme.

Eine berechtigte Frage wäre allerdings, ob die häufig genutzten Biozide in Farben, Putzen und anderen Baustoffen, nicht auch juristische Probleme mit sich ziehen könnten, da sie sich unstrittig auswaschen und somit das Grundwasser verunreinigen. Sieht man sich das Bundes-Bodenschutzgesetz (BBodSchG) genauer an, so verstößt solch Nutzen wohl gegen das gültige Gesetz. Mir ist bis dato zwar noch kein Präzedenzfall bekannt aber würde ein solcher Fall tatsächlich vor Gericht kommen, könnte das vielleicht für viele Hausbesitzer bzw. Grundstückseigentümer ein Problem werden. Da diese wiederum und vielleicht Verarbeiter, Händler oder auch Hersteller in Regress nehmen könnten, würde einer solcher Fall sicherlich weitreichende Auswirkungen haben.

Aus gesundheitlicher Sicht lässt eine rein nur veralgte Fassade, sofern noch kein Pilz darauf wächst, nicht den Schluss zu, dass eine gesundheitliche Bedrohung vorliegt. Die Untersuchung sollte allerdings grundsätzlich von einem Fachmann durchgeführt werden, denn der Unterschied zwischen „nur Algen“ und „Algen mit Pilzen“ ist vom Laien in aller Regel erst dann erkennbar, wenn schon ein akuter Pilzbefall vorliegt und somit ist man schon äußerst spät dran. Abgesehen hiervon, und wie auch schon mehrmals erwähnt, ist die Alge an der Fassade nur relativ kurz alleine.

Sollten Sie Fragen oder gar schon Probleme mit Algen, Flechten oder auch Pilzen an der Fassade haben, kontaktieren Sie mich einfach über Tel.: 0821 – 60 85 65 40. Als Bausachverständiger berate und begutachte ich natürlich bundesweit. Fachbegriffe aus diesem Text können auch im Baulexikon bei ITunes nachgeschlagen werden.

Dieser Text wurde im Jahr 2006 gefertigt und über die Zeit mehrfach  erweitert. Kopien inkl. Downloads und Ausdrucke sind nicht gestatteten werden strafrechtlich verfolgt. Aufgrund der Vielzahl der Rechtsverstöße werden IP-Adressen in diesem Zusammenhang gespeichert.

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