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Holzmann-Bauberatung

Sachverständigenbüro für Baumängel und Bauschäden

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Korkfarbe für Innenwände, Fassaden und mehr

Baustoffe

Korkfarben in unterschiedlichen Farbtönen

Von der Antike bis zu Beginn des 20. Jhd. wurde das Holz und die Rinde der Korkeiche, vor allem im nordafrikanischen Raum, häufig im Wagen- oder Schiffsbau, für Unterwasserarbeiten, allgemeinen Tischlerarbeiten, als Gefäßverschluss oder auch als Grundstoff für Schuhwerk und vielem anderen, verwendet. Bereits 116 bis 27 v. Chr. hatte Terentius Varro den Kork zur Verwendung als Wärmeisolator vorgeschlagen. Schon seit mehreren hundert Jahren wird die Korkrinde auch als Schwimmhilfe und zum Erlernen des Schwimmens genutzt. Quasi als der Vorreiter der heutigen Schwimmflügel oder auch Rettungswesten. Dr. Georg Rudolph Böhmer schreibt hierzu 1794:

„… in den Seestädten pflegen junge Leute sich etliche Stücke Kork auf die Brust zu binden, die sie vor dem Untergehen sichern sollen, bis sie mehr Übung erlangt haben. Dieser Gebrauch war auch schon in den ältesten Zeiten bekannt…“

Heute treffen wir Kork nicht nur in der Wärme- oder Schallisolierung, bei Flaschenverschlüssen, Dichtungen oder auch bei Fahrrad- oder Messergriffen an, nein, wir finden ihn sogar als Farbe zum Aufspritzen oder Aufspachteln für unterschiedlichste Oberflächen. Keine wirklich neue Erfindung, ganz im Gegenteil, im Süden Europas sieht man Korkfarben relativ oft, aber bei uns in Deutschland ist dieses Produkt noch sehr jung und wenig bekannt. Wobei es bei uns auch den sogenannten Spritzkork gibt, womit beispielsweise Fugen bei Korkböden zugespritzt werden. Die Korkfarbe stellt ein ähnliches Material dar.

Allgemein besteht Korkfarbe aus 90% Korkgranulat und wasserbasierendem, lösungsmittelfreiem Acrylharz, das für eine ordentliche Bindung und zur Verbesserung der Materialeigenschaften dient. Neben diesem können, je nach Kundenwunsch, auch noch diverse Pigmente zur Farbgebung beigemischt werden. Die hieraus naszierende  Beschichtung fühlt sich dann sehr weich und vor allem auch warm an. Fast so wie die bekannten Gummibeläge von diversen Freilandsportflächen, nur ist das Weiche im Produkt nicht der Kunststoff, sondern das Naturprodukt Kork.

Schon beim Anfassen einer mit Korkfarbe beschichteten Oberfläche erkennt man einige der Vorteile des Produktes, wie beispielsweise die wärmedämmenden Eigenschaften, die auch bei Wärmedämmmaßnahmen mit Korkdämmplatten oder Korkgranulat genutzt werden. Neben der Wärmedämmung erreicht man durch die Beschaffenheit des Materials aber auch eine schalldämmende Wirkung, womit man Schallübertragungen, Aufschlaggeräusche, Vibrationen aber auch Echo verhindern, bzw. deutlichst eindämmen, kann. Eine spezielle Mischung mit besonders porösem Kork erhöht die Schalldämmung zusätzlich. Durch die Rezeptur Kork + Acrylkunstharz kommt oben drauf auch eine relativ diffusionsoffene, aber durchaus abdichtende und je nach Mischverhältnis, sogar eine versiegelnde Eigenschaft hinzu. Grob zusammengefasst isoliert das Produkt Wärme, Kälte, Nässe und den Schall und das völlig, ohne die bei synthetischen Dämmstoffen und Farben oft beinhalteten umweltschädlichen Biozide.

Viele Vorteile, wobei die wärmedämmende Eigenschaft sicher als besonders favorable für das Bauwesen zu werten ist. Es handelt sich bei einer solchen Beschichtung zwar nur um eine wenige Millimeter dicke Schicht, jedoch ist schon diese in der Lage die Oberflächentemperatur einer Wand durch die naturgegebene hervorragende Wärmepufferung des Korks zu erhöhen und somit einen Kondensatausfall mit anschließender Schimmelpilzbildung zu verhindern. Dabei kann der Korkanstrich auf Innen- wie auch Außenwänden und diverse andere Oberflächen aufgetragen werden.

Ansicht im Querschnitt, luftig und weich, fast wie Schaumstoff

Im Innenbereich ist die Kork-Spritzfarbe durch eine ansehnliche Farbpalette auch sehr schön für dekorative Zwecke nutzbar, egal ob im Geschäfts- oder auch nur im einfachen Wohnbereich. Man muss aber die Korkfarbe dadurch nicht offen lassen, wenn man möchte ist die Farbe auch mit den auf dem Markt angebotenen gängigen Putzen überputzbar.

Auch auf Außenstuck

Im Außenbereich ist selbst ein Auftrag auf stuckdekorierte Fassaden möglich, womit das Fassadenbild selbst nicht dermaßen gestört wird, wie es beispielsweise bei gängigen Wärmedämm-Verbundsystemen der Fall ist. Wenngleich die Beschichtung aus Kork natürlich eine gewisse Körnung aufweist, womit Ecken und Kanten von Gesimsen u.ä. nicht dermaßen scharf, wie bei frisch gezogenem Stuck, sind. Die hierfür angebotene wasserfeste Variante kann nach Herstellerangaben sogar ins Erdreich geführt werden, ohne zusätzlich eine Abdichtung aufbringen zu müssen. Zu beachten ist jedoch, dass Nässe bei dunklen Farbtönen eine temporäre Aufhellung mit sich bringen kann, die nach dem Abtrocknen wieder verschwindet. Es versteht sich von selbst, dass das Produkt eine sehr hohe Widerstandskraft gegen Sonnenbestrahlung, Insektenbefall, Chemikalien (bis hin zum sauren Regen) aufweisen kann und somit eine Fassade über Jahrzehnte schützt.

Schönes Gefühl

Aber nicht nur für Außen- oder Innenwände kann die Korkfarbe Verwendung finden. Da das Produkt auf eine Vielzahl von Untergründen, wie auf diversen Metallen, Holz und vielem anderen möglich ist, wird es auch gerne im Bootsbau und hier beispielsweise für Bootdecks genutzt.  Rutschhemmend, trittschalldämmend, wasserfest und selbst bei großer Hitze barfuß begehbar, scheint das Material auch hierfür äußerst ideal zu sein. Dazu kämen selbstverständlich auch der Wellnessbereich eines Hotels oder ähnliche Räumlichkeiten hinzu. Ergo egal ob man sich mit nackter Haut an die mit Korkfarbe bespritze Fläche anlehnt oder eben darauf mit unbekleidetem Fuße läuft, es resultiert immer eine angenehme haptische Wahrnehmung. Aber Vorsicht, soll das Material auf einen Boden, so ist darauf zu achten, dass der Boden mit Korkfarbe nicht zu sehr mechanisch beansprucht wird. Ein Rutschen von spitzen und scharfkantigen Gegenständen (z.B. Stühle, Tische etc.) kann zu Schaden führen. Bei dunkler oder farblich naturbelassener, brauner Korkfarbe kann länger stehende Feuchtigkeit zu hellen Flecken führen. Alsbald die Feuchtigkeit jedoch ausgetrocknet ist, verschwindet diese Fleckenbildung auch wieder. Sollte dennoch ein grauer Schleier zurückbleiben, so kann es sich hier um einen Kalkflecken oder ähnliches handeln, dieser ist mit einem Hochdruckreiniger, einer nassen Bürste oder Ähnlichem auch wieder entfernbar.

Untergrundvorbereitung

Von der Verarbeitung gesehen ist das Produkt sehr einfach zu handhaben. Grob beschrieben wird der Untergrund gereinigt, Türen, Fenster und Ähnliches abgeklebt und die Korkfarbe dann mit einer Farbspritze oder eben einer Traufel auf den jeweiligen Untergrund aufgetragen.

Größere Unebenheiten und Löcher auf der Oberfläche sollten vorab geschlossen bzw. verspachtelt werden. Lose Teile, wie lockerer Putz oder abblätternde Farben, müssen selbstverständlich entfernt werden, damit die Haftung auf dem Untergrund dauerhaft gewährleistet werden kann.

Zur Verarbeitung selbst, kann die Korkfarbe mit bis zu 5 % mit Wasser verdünnt werden. Da die Standardgebinde mit 8 kg Material gefüllt sind, kann hier bis zu 400 ml Wasser beigemischt werden. Wie die meisten Materialien, muss das Produkt vor der Verarbeitung ordentlich und homogen aufgerührt werden. Vorteilhaft ist auch das Umtopfen nach dem ersten Rühren, worauf dann ein erneutes Rühren erfolgt. Bei einem schlechten Aufrühren, kann es später zu Fleckenbildungen kommen. Für das Aufrühren selbst empfiehlt es sich einen größeren Farbenquirl oder auch einen kleineren Putzquirl zu nutzen. Nach dem Rühren ist es anzuraten, den Quirl sofort in Wasser zu reinigen, bzw. hierin zur Reinigung laufen zu lassen. Vorsorglich wird beim Rühren also gleich ein Eimer mit Wasser an den Arbeitsplatz gestellt.

Bei der Verarbeitung (und auch Lagerung) sollte eine Temperatur von 5°C nicht unterschritten und 35°C nicht überschritten werden. Die Idealbedingung zur Verarbeitung liegen wohl in einem Bereich von ca. 20°C. Es versteht sich von selbst, dass bei Regen Schutzmaßnahmen, wie das Abhängen des Gerüstes mit Folien, vollzogen werden müssen. Ist im Laufe der nächsten 24 Stunden Regen zu erwarten, dann sollten auch hier solche Schutzmaßnahmen ergriffen werden. Es ist auch davon abzuraten, die Verarbeitung in Form von Aufspritzen bei stärkerem Wind anzugehen.

Gepritzt

Das Aufspritzen wird mit einer Trichterspritze mit einer 8 mm großen Düse empfohlen, zu der ein Arbeitsdruck zwischen 2,5 und 3,5 Bar gewählt werden sollte. Die Spritzdistanz zur beschichtenden Oberfläche ist am Besten zwischen ungefähr 50 bis 60 cm gewählt. Der Materialbedarf liegt je nach Gesamtschichtdicke bei ca. 2 bis 3 kg pro Quadratmeter. Es ist ratsam, beim Spritzen einen angemessenen Atemschutz zu tragen, nicht weil das Material selbst sehr giftig ist, sondern weil durch den Spritzvorgang ein sehr feiner Partikelstaub entsteht, den man einatmen könnte. Das Material hat die positive Eigenschaft, dass es sehr gut auf unterschiedlichen Untergründen haftet und das zählt natürlich auch für die Hände – von daher sind Handschuhe (Gummihandschuhe o.ä.) unausweichlich, wenn man sich die Folgetage nicht damit beschäftigen will, die Hände ständig zu schrubben. Nach der Verarbeitung sollte aber auch das Werkzeug umgehend mit Wasser gereinigt werden. Unterlässt man dies, wird die Reinigung nach dem Trocknen des Materials aufwändig, bei Düsen u.ä. nicht mehr möglich.

Korkfarbe in dunklem Grün, die beziehbaren Farben erfüllen jeden Farbwunsch

Gespachtelt

Aber das Material kann nicht nur mit der Trichterspritze verarbeitet werden, man kann es auch mit Kelle und Traufel auf den Untergrund auftragen. Vor dieser Verarbeitungsmethode vollzieht man die gleichen Schritte wie beim Spritzen. Ergo, den Untergrund vorbereiten und alle nicht zu beschichtenden Oberflächen und Gegenstände ordentlich abkleben – nötigenfalls auch die Verdünnung mit bis zu 5% Wasser. Ein Nässen von Kelle und Traufel, bevor man ins Material eintaucht, ist sehr hilfreich. Danach empfiehlt es sich, die Korkfarbe erst ganz dünn aufzuziehen, quasi eine Grundierung zu schaffen. Zieht man gleich bei der ersten Lage zu viel Material auf, so stellt man fest, dass sich dieses beim Aufziehen aufrollt und nur schlecht haftet.  Ist die Grundierungslage aufgezogen und völlig ausgehärtet (ca. 24 Stunden warten), so kann man die nächste Lage deckend auftragen und nachdem diese auch völlig trocken ist und je nach gewünschter Auftragsstärke (insgesamt max. 5 mm) eine weitere Lage aufziehen. Zieht man das Material nach der Grundierungslage zu dick auf, so können beim Abtrocknen deutliche Unebenheiten oder auch kleinere Löcher entstehen, somit ist es in jedem Fall sinnvoller, mehrere dünne Lagen als eine zu dicke aufzuarbeiten (ähnlich wie beim Lackieren). Man kann die letzte Lage abglätten, jedoch wird die Ebene nicht wirklich glatt, dafür ist das Material auch in feinster Körnung zu grob. Es wird also immer eine gewisse Rauheit vorhanden sein. Ein Versuch, die Fläche mit einem Schwammhobel oder direkt mit der Traufel einzureiben, zeigte, dass man damit eine schöne gleichmäßige Struktur bekommt. Beim Schwamm etwas rauer, mit der Traufel (oder dem auch Plastikhobel) etwas glatter.

Trocknung und Reinigung

Egal ob gespritzt oder manuell mit der Traufel aufgetragen, zu Beginn zeigt das Material immer einen weißlichen Schimmer durch das Bindemittel auf. Nicht erschrecken, das ist völlig normal und verschwindet im Laufe des Trocknungsprozesses. Wählt man die Verarbeitungsmethode mit Kelle und Traufel, so ist es ratsam, kein pigmentiertes Material zu verwenden, denn durch den Kellenzug kann ein Entmischen zwischen Pigmenten und Kork resultieren. Kurz, es kann zur Fleckenbildung kommen. Der Trocknungsprozess dauert pro Schicht, in Abhängigkeit der Umgebungstemperatur und des Untergrundes, etwa 24 Std. bei 20°C, wobei das Material in aller Regel schon nach ca. 2 Stunden angefasst werden kann ohne dass es an den Fingern klebt (Berührungstrocken). Möchte man die Oberfläche mit einem Dampfstrahler, Hochdruckreiniger  oder Ähnlichem reinigen bzw. abwaschen, so sollten nach dem Auftrag des Materials auf die Oberfläche mind. 21 Tage vergangen sein.

Eigenversuch: vor Ort betonierter Waschtisch mit erster Lage Korkfarbe, noch frisch aufgetragen zeigt sich ein weißer Schleier
Nach der Trocknung des Materials entsteht eine gleichmäßige Färbung

Technische Daten

Kork selbst, ist ein sehr guter Dämmstoff, von daher werden auch Wärmedämm-Verbundsysteme mit Korkdämmplatten ausgeführt, wie ich bereits weiter oben andeutete. Allgemein und je nach natürlichem Wuchs zeigt die Rinde der Korkeiche eine Wärmeleitfähigkeit zwischen 0,039 und 0,050 W/mK auf. Die Korkfarbe liegt nach Herstellerangaben in einem Bereich von 0,039 W/mK, womit bei einer 5 mm dicken Schicht zwar sicher keine klassische Wärmedämmung aufgebaut werden kann aber dennoch ein, wen auch kleiner, Dämmwert vorhanden ist.

Viel vorteilhafter ist jedoch, die von Natur gegebene Eigenschaft von Kork, Wärme sehr gut speichern zu können. Hierdurch bietet sich dann die Möglichkeit, durch einen Auftrag dieses Produktes, an kalten Wandoberflächen, in Räumen die auch geheizt werden, bzw. Fassaden die durch die Sonne tagsüber aufgewärmt werden, den Tauwasserausfall auf der Oberfläche zu vermeiden, bzw. deutlich zu verzögern. Womit man wiederum Veralgungen oder gar den Wuchs von Schimmelpilzen im besten Fall vermeiden könnte. Gerade Fassaden, die mit einem Wärmedämm-Verbundsystem überarbeitet wurden, deren künstliche Dämmstoffe keine Wärme speichern, können hier mit einer wärmepuffernden Beschichtung wohl aufgewertet werden. Es liegen Beispiele und Aussagen des Hersteller vor, die das auch tatsächlich bestätigen, allerdings kann ich an dieser Stelle nicht mit Zeugnissen neutraler Prüfinstitute aufwarten, was wohl auch daran liegt, dass das Produkt in Deutschland noch nicht all zu lang auf dem Markt ist. Hier wäre es also sicherlich lohnenswert, diese und auch andere mögliche Eigenschaften, tiefergehend und neutral zu untersuchen, denn gerade die zeitliche Verschiebung eines Tauwasserausfalls oder gar das Vermeiden selbigen auf den Oberflächen synthetisch gedämmter Fassaden, kann bei den ca. 70 % allein nur mit Polystyrol gedämmten Fassaden, eine hervorragende Lösung sein, um dem immer häufiger anzutreffenden pflanzlichen Befall auf solchen Fassaden vorzubeugen.

Nun haben wir zwei Vorteile des Korkes genannt. Wichtige Vorteile, aber noch lange nicht alles. So kann Kork auch recht gut schalldämmend wirken. Laut Herstellerangaben können akustische Übertragungen von 6 dB gedämmt werden, was durchaus nicht nur den in einem Raum entstehenden Schall relativ gut „schluckt“, sondern auch im Bereich der Trittschalldämmung nützlich sein kann.

Extra porös zur Schalldämmung

Last but not least, wir haben es bei der Korkfarbe nach den Angaben des Herstellers mit einem auf Wasserbasis (Acrylbindemittel) gebundenen Material zu tun, welches nicht toxisch wirkt und keine Lösungsmittel oder Silikone beinhaltet. Dennoch ist das Material verrottungsfest, resistent gegenüber Insektenbefall, witterungsbeständig (je nach gewählter Art des Produktes) und widerstandsfähig gegenüber Sonneneinstrahlung, vielen Chemikalien und Säuren. Das alles heißt aber nicht, dass Korkfarbe gegessen oder getrunken werden kann, denn auch hier gibt es Gefahren und Sicherheitshinweise, die eingehalten werden sollten und selbstverständlich dem Produkt beigegeben werden.

Korkfarbe „Natur“ als Pinnwand auf einer Blechtüre eines Verteilerkastens – nicht nur nützlich und schön, auch das Geratter der Zeitschaltuhren ist nicht mehr zu hören.

Eine weitere Möglichkeit, die eine schon länger bekannte Art zu Dämmen mit dieser Korkfarbe verbindet, wäre das Kork-WDVS, welches mit der Korkfarbe überarbeitet wird. Auf diese Weise erhält man ein Wärmedämm-Verbundsystem das zu ca. 99 % aus Kork besteht. Ein Video hierzu finden Sie bei YouTube.

Habe ich Ihr Interesse geweckt? Verkaufen werde ich Ihnen das Produkt als neutraler Bausachverständiger nicht, aber ich informiere Sie gerne zur Bezugsquelle oder den weiteren Vor- und auch Nachteilen von Korkprodukten, egal ob als Farbe oder Dämmstoff. Ebenso prüfe ich natürlich gerne bei Ihnen vor Ort, ob der Einsatz dieses Produktes machbar ist.

Wenn der Pilz zur Ente wird ist der Weg zum nutzbaren Dämmstoff im Bauwesen vielleicht nicht mehr weit

Eigentlich möchte man grundsätzlich keine Pilze an Gebäudeteilen, weder an Innenwänden, noch in der Dach- oder Fassadendämmung. Denn viele der Pilzkulturen sind hierbei Schimmelpilzarten, deren Sporen gesundheitsschädlich sind. Sie wirken reizend, allergen oder toxisch auf den menschlichen Körper, teilweise gelten sie gar als Krebs erregend. So sind mitunter Nierenschäden, Lungenblutungen, Leberschäden oder allgemein Lungen- und Atemwegserkrankungen als Krankheitsbilder, verursacht durch die Sporen diverse Aspergillusarten, keine Seltenheit mehr. Es verwundert also nicht wirklich, wenn man Pilzkulturen im oder am Haus möglichst schnell beseitigen möchte. Auf die Idee Pilze bewusst in die Konstruktion einbauen zu lassen, käme wohl gegenwärtig kaum ein Bauherr, geschweige denn ein Planer oder Handwerker. Zumindest nicht, bis vor ein paar Monaten, denn das könnte sich bald ändern.

Der US-Amerikaner Eben Bayer erkannte, dass manche Pilze eine äußerst interessante Struktur im Inneren aufweisen. Schaumig und leicht, Eigenschaften die eigentlich ideal für einen Dämmstoff oder auch Verpackungen wären. Er experimentierte 4 Jahre lang mit diesen eukaryotischen  Lebewesen bis er einen Weg gefunden hat, aus Getreideabfällen, die er mit Pilzen infizierte, ein Produkt herzustellen, das fast ein bisschen nach „Styropor“ aussieht.

Herstellen ist hierbei jedoch ein völlig falsches Wort. Er stellt nicht her, er lässt das Produkt wachsen. Produziert also mit einem wachsenden Organismus, dem Pilz und Abfällen aus Landwirtschaft (Samenschalen von z.B. Reis, Weizen oder auch Baumwolle) einen kunstschaumähnlichen Stoff. Der Clou an dieser Sache ist, dass er das Substrat in Formen wachsen lässt und somit tatsächlich eine Vielzahl unterschiedlicher Gegenstände herstellen kann. Von der passgenauen Verpackung für unterschiedliche Produkte bis hin zur Dämmplatte für die Gebäudedämmung. Das alles ohne auch nur einen Tropfen Erdöl oder gar etwaige Chemikalien in das Produkt zu binden. Ergo ein 100%iges Naturprodukt, das ohne Weiteres auf dem heimischen Kompost oder der braunen Tonne für Kompostabfälle entsorgt werden kann.

Das Pilzprodukt selbst, ist im nutzungsfähigen Zustand nicht mehr lebensfähig und gibt somit auch keine Sporen oder andere Allergene an die Umgebung ab. Um den Wachstumsprozess des Biomaterials nach der „Produktion“ zu stoppen, wird dem Material durch Erhitzung auf ca. 43 °C das Wasser entzogen. Auch hierbei wird umweltbewusst gehandelt, denn die hierfür benötigte Energie wird aus Niedrigenergiequellen durch Zwangskonvektion oder Solartechnik gewonnen.

Ebenso werden, im Gegensatz zu vielen anderen Stoffen im Bauwesen, keinerlei flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) aus dem Dämmstoff freigesetzt. Kurzum die Dämmplatte aus dem Pilz ist nicht nur umweltfreundlich in der Produktion, aus ihr resultieren auch keinerlei gesundheitlichen Gefahren für Mensch und Tier.

Wärmedämmplatten aus Pilzkulturen

Die Wärmedämmplatte mit dem bezeichnenden Namen Greensulate™ kann für alle Dämmvorhaben außerhalb des erdberührten Bereiches verwendet werden. So kann man Dachflächen, Fassaden oder auch Böden und Decken damit dämmen. Da die Dämmplatten in Formen wachsen, ist es auch möglich, selbige auf Maß wachsen zu lassen, wobei auch der Zuschnitt direkt im Zuge der Montage einfach möglich ist und keinerlei Spezialwerkzeug benötigt (ein gewöhnliches Dämmmesser reicht). Die Dichte des Materials wird durch Art und Menge der Pilznahrung (den Getreideabfälle) bestimmt. So liegt sie zwischen 48 kg/m³ und 176 kg/m³. Zum Vergleich; extrudierter Polystyrolhartschaum (XPS) liegt bei ca. 25-45 kg/m³ und expandierter Polystyrolpartikelschaum (EPS) bei ca. 10- 35 kg/m³. Rein vom Gewicht ist somit in leichtester Ausführung nur wenig Unterschied zu seinem Pendant aus dem Reagenzglas.

Greensulate™ ist eine klasse Produktidee, die sich zwar im Moment noch in der Entwicklungsphase befindet, aber schon jetzt aufzeigt, welche Möglichkeiten wir im Bereich der Dämmstoffe noch haben. Denkt man die Grundidee dieser Dämmplatte ein, zwei Schritte weiter, so könnte man sich auch vorstellen, das Pilzsubstrat direkt in der Baukonstruktion wachsen zu lassen. Stellen Sie sich nur vor, man streicht in der Rohbauphase Bauplatten mit einem Brei aus Pilzkultur und Getreideabfällen an und hat pünktlich zur Schlüsselübergabe vollständig gedämmte Hohlräume in Wänden, Decken und Fußböden. Montage- und Materialkosten für die Dämmung des gesamten Hauses sind dann womöglich günstiger, als der Wasserhahn im Badezimmer. Abfälle düngen die Rosen im Garten und Wärmebrücken durch etwaige Befestigungsmittel oder gar ungedämmte Hohlräume könnten dann bald Geschichte sein.

Magic Mushroom – Artikel aus der Augsburger-Allgemeinen

Da man als Sachverständiger solch Produkte immer genauer sehen und auch testen möchte, habe ich selbst diverse Versuche mit dem Dämmstoff durchgeführt. Mitunter habe ich hierzu Produktproben in unterschiedlichen, real auffindbaren Klimabereichen über einem Zeitraum von ca. 1 Jahr ungeschützt gelagert. Ich wollte wissen, ob denn tatsächlich kein Pilzwachstum mehr stattfindet. Das Resultat war durchweg positiv. Egal ob in warmer, feuchter Umgebung oder in kühlerem Raumklima, es konnten weder Pilzwachstum, noch haptisch oder visuell erkennbare Veränderungen  festgestellt werden. Somit kann man durchaus schreiben, dass dieses Produkt auch in unseren Klimaverhältnissen einsetzbar wäre, wenn es denn auch in Deutschland angeboten werden würde. Dies ist jedoch nach Angaben des Unternehmens bis dato noch nicht absehbar bzw. geplant.

Update (29.10.16) – Ein Blick auf die Pilz-Dämmplatte nach 4 Jahren

Nahezu exakt 4 Jahre, nachdem ich die ersten Versuche mit den „Pilz-Dämmplatten“ machte und diesen Text erstellte (Erstellungsdatum war der 21. November 2012), sehe ich mir die im trockenen und warmen Nebenraum (seit 4 Jahren) lagernden Dämmplatten erneut an. Die anfängliche Freude über die Beschaffenheit und das Verhalten in diversen Belastungssituationen verflog dabei recht schnell, denn die Platten wirken weit weniger stabil als zu Beginn. Neben diesem erweckt die Oberfläche und eine frische Bruchkante den Eindruck, als ob der oder ein anderer Pilz auf dem Produkt wächst. Die Platten selbst sind deutlich dunkler geworden. Es scheint sich demnach ein Prozess in Gang gesetzt zu haben, der die anfänglichen Eigenschaften zunichte macht. Dieser offensichtliche, durch haptische und optische Wahrnehmung beobachtete „Abbauprozess“ verdeutlicht, dass dieses Produkt so noch nicht für unsere Klimaverhältnisse nützlich sein kann. Ergo hier bedarf es weiterer Forschungsarbeit….

Dämmplatte aus Pilzkulturen nach 4 Jahren

Es gibt blaue Wände, grüne Wände, violette Wände, Wände mit groben Putzmuster, welche mit spiegelglatten Flächen, welche mit bunten Steinchen und es gibt auch schon welche aus Glas- bzw. Kunststoffflaschen oder Autoreifen, aber was man wahrscheinlich noch nicht gesehen hat, sind Wände an deren Oberfläche Lebensmittel aufgebracht sind. Genau das bietet nun der Chemnitzer Bodenleger und Spezialist für Intarsienarbeiten Roy Irrgang mit einer sehr atypischen Dekorspachtelmasse an.

Stellen Sie sich Wände vor, an deren Oberflächen Linsen, Mais, Bohnen, Kaffee oder Reis zu sehen sind. Das mag nun sicher seltsam anmuten, ist jedoch am Ende eine auffallende und auch exklusive Variante der Wandgestaltung, die völlig neue gestalterische Perspektiven eröffnet. Im Groben erklärt erhält man damit eine Dekorationsmöglichkeit, die den besser bekannten Buntsteinputzen ähnelt, nur eben ohne Steine, dafür mit Körnern diverser Pflanzen. Die Naturware ist hierbei mit einem lösemittelfreien PU-Bindemittel gebunden und kann mit herkömmlichem Werkzeug, wie Kelle und Traufel, auf die Wände aufgebracht werden. Nach einem sauberen Abziehen des Wandspachtels erhält man, je nach Kornzugabe, eine fein oder eben grob gekörnte Oberfläche. Wie bei allen Dekorputzen sind auch hier fugenlose Spachtelungen möglich, solange aus technischer Sicht keine Bewegungsfugen in die Wandoberfläche übernommen werden müssen.

Von der Bohnenwand zum Linsenspiegel – Artikel aus der Augsburger-Allgemeinen

Sehr angenehm ist hierbei die haptische Wahrnehmung. Da die Körner der Natur nicht wirklich spitzkantig sind, sondern vielmehr rundlich, fühlt sich die Wandfläche nach dem Auftrag des Wandspachtels sehr angenehm an. Auch die gefühlte Temperatur der Wandoberfläche wirkt warm und vertraut. Kein Wunder, denn die Naturware ist auch in diesem Fall sehr gut in der Lage Wärme zu speichern und sie nur langsam abzugeben, ähnlich wie bei Dämmstoffen aus Pflanzen, die gegenüber ihren künstlichen Pendants hervorragende Wärmespeicherkapazitäten aufweisen und hierzu auch von Kritikern immer wieder Elogen erfahren.

Über die Farbgebung der Naturware muss man wenig schreiben, sind doch die Farben der Natur und die Musterung diverser Pflanzenteile immer schon Vorbild für die Kunst an sich und künstlich erzeugte Farbsurrogate gewesen. Hierzu kann noch erwähnt werden, dass das ausgewählte organische Material in der genutzten Form lichtecht und UV–beständig ist, ergo der aufgebrachte Wandspachtel durch Sonneneinstrahlung o.ä. nicht zu Verfärbungen und Ausbleichungen neigt.

Der Gedanke, dass bei solch natürlichem Wandspachtel sehr schnell auch Schimmelpilze entstehen müssten, ist unberechtigt, denn die Rohware ist zweifelsohne gut ausgetrocknet und durch das Mischen mit dem Bindemittel auch nicht mehr in der Lage Feuchtigkeit in schimmelbedrohlichem Maße aufzunehmen.

Es bleibt selbstverständlich die kritische Frage, ob man Lebensmittel nicht besser in Form von Nahrung auf dem Markt belässt und eben nicht über die technische Nutzung das Angebot zur Ernährung am Markt einschränkt. Aber ein solcher Dekorspachtel ist kein Erzeugnis einer Massenproduktion und wird somit auch kaum in einer Menge genutzt, die Menschen oder Tieren in spürbarem Umfang Nahrung nimmt. Vielmehr gibt dieser Dekorspachtel Möglichkeiten, Akzente zu setzen, Teilflächen, Logos oder andere Details auf Wände zu bringen, die als Eyecatcher oder auch zur Identifikation dienen können und dabei einen Hauch an Exklusivität bieten, was durchaus auch als Spezifikum gelten kann. Man denke hierbei an ein Kaffeehaus, das hinter der Verkaufstheke oder im Gastraum eine Wand mit einem Kaffeespachtel hat oder einen Feinkosthändler der in seinem Verkaufsraum ein dekoratives Putzbild, wie beispielsweise sein Unternehmenslogo, aus Mais, Linsen und/oder Bohnen gefertigt an der Wand hat. Gerade als repräsentatives Wandelement in Kundenräumen scheint das Produkt ein sehr witziger Einfall zu sein.

Auch im privaten Wohnbereich ist dieser Spachtel eine nette Idee. Dadurch, dass er relativ einfach an die Wand aufzubringen ist, wird hier auch Heimwerkern ein Material zur Verfügung gestellt, mit welchem selbige schnell und simpel Wände gestalten können. Ob in der häuslichen Küche, dem Wohnzimmer oder wie auch immer, die machbaren Farbkombinationen sind derart vielfältig, dass man seiner Phantasie kaum eine Grenze setzen muss, zumal bei einigen dieser Wandspachtel auf den ersten Blick nicht ersichtlich ist, aus was selbiger denn nun besteht. Da bis dato nur Wände erwähnt waren, man kann mit dem Material auch Glasscheiben, Plexiglas und viele weitere Untergründe verschönern und weil die fertige Oberfläche leicht zu reinigen ist, sind auch Fliesenspiegel in Küchen, Tischplatten u.v.m. damit bearbeitbar. Der einfachste Weg zum selbstgeputzten „Wandtattoo“ aus Linsen, Mais, Bohnen, Kaffee oder Reis wäre, sich mit Bleistift oder Kreide die gewollte Struktur an die Wand zu zeichnen, die Kanten mit einem Klebeband abzukleben und dann die Leerräume dazwischen mit dem entsprechenden Wandspachtel zu füllen. Ziehen Sie das Klebeband ab, bevor der Wandspachtel trocken ist, so bleiben die Kanten und Ecken auch schön an der Wand. Für aufwändigere Verziehrungen empfiehlt sich, die Beauftragung eines entsprechenden Fachmanns, der in diesem Falle mit einem Experten für dekorative Putze, also dem Stuckateur, wohl am besten gewählt ist. Man kann sich aber auch direkt an Herrn Irrgang wenden.

Lehmputze gibt es vielen Farbentönen

Lehmputz hat die Fähigkeit Luftfeuchtigkeit im Innenraum zu regulieren, Temperaturschwankungen auszugleichen, er bindet Staub, ist antistatisch, neutralisiert unangenehme Raumluft, absorbiert in Wasserdampf gelöste Schadstoffe, wirkt Elektrosmog entgegen und ist zudem noch ein Naturprodukt, das der Haut im Gegensatz zu manch anderem Putz schmeichelt, anstatt sie spröde und rissig zu machen. Vergleichen wir Lehmputze mit anderen Putzen kommt zusätzlich noch die sehr energiearme Produktion dazu, zu denen synthetische Verzögerer, Beschleuniger, Schaumbildner und einiges mehr, gar nicht erst benötigt werden. Ein Putz, der also nicht nur 1:1 vom Erdreich an die Wand geputzt, sondern eben auch völlig frei von bedenklichen Allergenen und anderen gesundheitsschädlichen oder –bedenklichen Stoffen genutzt werden kann.

Allgemein kann man schreiben, dass Lehm ein Gemisch aus Ton, Schluff, Sand und Kies ist. Wobei der Ton die Funktion des Bindemittels übernimmt und Schluff, Sand und Kies die Zuschlagstoffe darstellen. Je nachdem für welche Art von Putz man den Lehm verwendet, können auch weitere Zuschlagstoffe, wie zum Beispiel Stroh, enthalten sein. Es gibt aber auch, gerade im fernen Osten, traditionelle Lehmputze denen Seetang zugeführt wurde und wird. Ein Beispiel hierzu wäre der, immer noch in so manch  japanischen Kaiserpalast sichtbare Marmorglanz-Lehmputz. Eine Putztechnik die schon damals so aufwändig war, dass nur die reichsten der Reichen sich solch edle Wandgestaltung leisten konnten. Wenn wir schon bei der Geschichte sind, Lehm ist als Baustoff einer der ältesten der Welt. Man mag es kaum glauben, aber etwa ein Drittel der Weltbevölkerung lebt in Gebäuden aus Lehm, selbst in Deutschland gibt es ungefähr 2,2 Mio. Gebäude aus diesem Naturbaustoff. Manch einer mag nun vielleicht denken, dass es sich hierbei nur um einfachste, einstöckige Behausungen handle, aber das ist nicht korrekt, denn mitunter in Nordafrika finden sich bis zu neunstöckige Gebäude, rein nur aus Lehm. So gibt es  z.B. in Šibām der historischen Hauptstadt von Jemen, solch neunstöckige Häuser, die teilweise bis zu 30 m hoch sind und ein Alter von bis zu 500 Jahren aufweisen. Sie sehen, der Baustoff Lehm ist tatsächlich uralt. Die Vielzahl der Einsatzgebiete, ob als Schwerlehm (z.B. Stampfbau für Stützwände etc.), Massivlehm (z.B. Gewölbe, Fußböden etc.), Faserlehm (z.B. Lehmsteine, Lehmplatten etc.) , Leichtlehm (z.B. für unbelastete Wände etc.) oder auch Lehmstroh (z.B. für dämmende Ausfachungen) und einiges anderes.

Lehmputze werden allgemein gesehen im Innenwandbereich, an Wänden und Decken, aber auch an schlagregensicheren Fassaden eingesetzt. Es gibt sie grobkörnig mit kiesigem Zuschlag und/oder Strohanteil, o.ä.,  für Unterputze und in feiner Form als Oberputze (auch Dekorputze genannt). Was man dabei beachten sollte, Lehmputz ist ein konstruktiv haftender Putz, er klebt also nicht wie Gips, sondern benötigt immer einen entsprechend rauen Untergrund, vor allem wenn man ihn im System mit Unter- und Oberputz anwendet. Eine bewährte Methode ist das Aufbringen des Unterputzes in mehreren Schichten, wobei jede Schicht für sich vollkommen austrocknen muss. In die letzte Schicht vor dem Oberputz legt man ein Armierungsgewebe in das obere Drittel dieser Putzschicht ein. Dieses kann ein Juttegewebe oder auch ein gewöhnliches Putzarmierungsgewebe sein. Zweiteres ist für den Anfänger erheblich leichter zu verarbeiten. Man wird feststellen, dass die untere Putzlage beim Austrocknen Risse bildet und erst nach der zweiten oder dritten Lage nahezu rissfrei austrocknen. Dies ist ein ganz normaler Vorgang. Es empfiehlt sich, in Kantenbereichen (im Zuge der Gewebearmierung) Gewebeeckwinkel einzuputzen oder Ecken von Grund auf nicht zu scharfkantig auszuführen, im besten Fall abzurunden. Lehmputz ist ein relativ weicher Putz, daher kann eine zu scharfe Kante beim Anstoßen auch gerne mal abfallen. Solch ein Gewebeeckwinkel festigt den Eckbereich. Ist die oberste Unterputzlage ausgetrocknet, kann man den feinen Oberputz je nach Gusto aufziehen. Bei Mauerwerksecken an die man gerne öfter anstößt, wären auch auf den Oberputz aufgebrachte Eckschutzwinkel vorteilhaft. Fällt aber dennoch mal ein Eckchen weg, so kann man das abgefallene Stück befeuchten, die Abbruchstelle anfeuchten und erneut mit dem abgefallenen Material wieder reparieren.

Lehm – der Fertigputz aus der Natur, Artikel aus der Augsburger-Allgemeinen

Wer den langen Trocknungszeiten ausweichen möchte, für den bietet der Markt auch trockene Lehmbauplatten an. Diese werden einfach auf die Wand oder Rahmenkonstruktion geschraubt und dann direkt mit feinem Oberputz versehen.

Lehmoberputze erhält man im Übrigen in einer großen Farbpalette, da bleiben kaum Wünsche offen. Hersteller von qualitativ hochwertigen Lehmputzen sind beispielsweise die Firma Claytec im Nordrhein-Westfälischen Viersen oder auch die Firma Hock-Thermohanf im schwäbischen Nördlingen.

… in Anlehnung an die DIN 55699

Das Wärmedämm-Verbundsystem (kurz WDVS) ist nichts anderes als ein Dämmsystem, welches aus werksmäßig hergestellten Produkten besteht, vollständig von einem Systemhersteller geliefert wird und aus folgenden Komponenten (siehe auch DIN EN 13499 und DIN EN 13500) besteht:

  • Klebemörtel/Klebemasse ggf. mit mechanischen Befestigungsmitteln  zum Befestigen des Wärmedämmstoffes auf dem Untergrund

  • Wärmedämmstoff

  • Unterputz mit einem Bewehrungs- bzw. Armierungsgewebe

  • Oberputz oder auch eine andere Schlussbeschichtung

Wärmedämm-Verbundsystem mit Mineralwolle-Dämmplatten als geklebt und gedübeltes System

Der Hersteller stimmt hierbei die Komponenten speziell zueinander und zu dem jeweiligen Untergrund ab. Das heißt auch, dass die fachgerechte Anwendung des WDVS grundsätzlich objektbezogen zu planen ist.  Befestigungsmittel, wie beispielsweise Dübel, Profile, Anschlussprofile, Dichtungsbänder, Zwischenbeschichtungen und Egalisationsanstriche sind immer nach den notwendigen Erfordernissen zu verwenden. Bevor das Dämmen aber beginnt, wäre es ratsam, die Dauer der Arbeiten, bzw. deren Beginn, genau zu planen. Ein wichtiger Grund hierfür ist die Verarbeitungstemperatur. Allgemein darf, sofern der Hersteller nichts anderes vorgibt, die Temperatur der Luft, des Untergrundes und der zu verarbeitenden Baustoffe während der Verarbeitung und während der Abbindezeit nicht unter +5°C fallen.

Lagerung

Die zu verarbeitenden Komponenten sind immer so zu transportieren und zu lagern, dass Schädigungen und Verschmutzungen vermieden werden. Hier sind vor allem zu beachten, dass flüssige oder pastöse Baustoffe keinen Frost erleiden, Trockenmörtel und Dämmstoffe nicht nass werden und Produkte, wie beispielsweise Polystyroldämmplatten, vor UV-Einstrahlung geschützt werden.

Untergrund

Allgemein muss der Untergrund selbstverständlich so beschaffen sein, dass er sich für das Aufbringen eines WDVS eignet. Er muss tragfähig, ausreichend trocken, in den vielen Fällen (geklebte WDVS) frei von losen Teilen, Staub und Fetten (z.B. Schalöl), sowie ausreichend eben sein. Ist der Untergrund zu uneben, so ist vor dem Aufkleben der Dämmstoffe eine Egalisation  mit einem Ausgleichsputz notwendig. Die Klebemasse bzw. der Klebemörtel muss natürlich mit dem Untergrund verträglich sein. Neben dieser Untergrundvorbereitung sind in aller Regel auch weitere Maßnahmen von Nöten. Zu nennen wären hierbei die im besten Fall vor Arbeitsbeginn vorhandenen Horizontalabdeckungen, wie beispielsweise Fensterbänke, Brüstungsabdeckungen, Dachabschlüsse und Ähnliches. Auch sollte das Niederschlagswasser der Regenrinnen kontrolliert abgeleitet werden, mögliche Durchdringungen wie Wasserleitungen, Unterputzdosen, etc., verlängert oder vorgesetzt werden.

Anschlüsse an angrenzende Bauteile

Sehr wichtig sind bei WDVS die Ausbildungen der Anschlüsse an angrenzende Bauteile. Diese sind so auszubilden, dass Bewegungen zwischen den Grenzflächen keinen Schaden auslösen. Schlagregenbeanspruchte Anschlüsse sind mit Bändern, Profilen oder geeigneten Dichtstoffen entsprechend der zu erwartenden Belastung abzudichten. So gehören zwischen Dämmplatten und z.B. Fensterbrettern immer auch vorkomprimierte Bänder und zwischen Putz und Holzteilen (z.B. Sichtsparren, Traufschalungen, etc.) systemgerechte Füllstreifen.

Füllstreifen zwischen Putz und Holzbauteilen
Laibungsanschlussprofil (auch Putzanschlussleiste genannt) mit elastischer Schutzlippe und Gewebestreifen

Im Untergrund planmäßig angelegte Gebäudetrennfugen müssen in das WDVS übernommen und entsprechend ausgebildet werden. Die Fugen können mit geeigneten Bändern Profilen oder Dichtstoffen verschlossen werden.

Wärmedämmstoffe

Allgemein betrachtet bietet der Markt eine große Bandbreite von Wärmedämmstoffen. Angefangen mit synthetischen Produkten, wie beispielsweise Polystyrol oder Polyurethandämmplatten, über mineralische Dämmstoffplatten aus Glas- oder Steinwolle (oder einem Gemisch von beiden), Kalziumsilikatprodukte, aber auch mehrere Variationen von umweltverträglicheren Dämmstoffen, wie beispielsweise welche aus Kork, Holzfasern, Schilf etc. ( siehe „Natürliche und pflanzliche Baustoffe“ ISBN 978-3-8348-1321-3) an.

Befestigung

Die Befestigungsmöglichkeiten der Dämmstoffe werden allgemein in 3 Variationen unterschieden, wobei neben diesen dreien auch andere Befestigungsmittel möglich wären, sofern diese bauaufsichtlich zugelassen sind.

Die Hauptvarianten der Befestigung sind:

  • WDVS ausschließlich geklebt ggf. mit einer konstruktiven Dübelung

  • WDVS geklebt und gedübelt unter Verwendung bauaufsichtlich zugelassener Dübel

  • WDVS mit Profilbefestigung, z.B. durch Halte- und Verbindungsprofilen

Für das genannte Kleben der Dämmstoffplatten gibt es auch wieder mehrere Möglichkeiten, die jedoch vom Hersteller immer angegeben werden. Es gibt hierbei das Randwulst-Punkt-Verfahren, das maschinelle Wulstverfahren oder den ganzflächigen Auftrag des Klebematerials mittels einer Zahntraufel.

Wie oben schon angesprochen, sind größere Unebenheiten mit einem Ausgleichsputz zu egalisieren. Man kann Unebenheiten im Untergrund bis zu 1 cm (einzelne Stellen bis 2 cm) mit dem Klebemörtel ausgleichen, ist es jedoch mehr, empfiehlt sich immer der Ausgleichsputz. Abgesehen davon ist ein Ausgleichsputz (z.B. Kalkzementputz) auch preislich günstiger, als die Klebematerialien.

Die Verlegung der Platten erfolgt generell im Verband (ohne Kreuzfugen) und hierbei müssen die Platten auch fugendicht gestoßen, aufgebracht werden. Fugen und Fehlstellen sind immer eine Abschwächung der Dämmebene und als diese nicht zulässig. Selbiges gilt für Fehlstellen und Fugen die mit Klebemörtel verschlossen sind. Sind Fehlstellen oder Fugen unvermeidbar, so sind diese mit artgleichem Dämmstoff zu schließen. Ausnahmen bilden hierbei Fugen die kleiner als 5 mm sind, diese können mit einem geeigneten Füllschaum (Dämmschaum, nicht Montageschaum) entsprechend den Verarbeitungslinien des Systemherstellers geschlossen werden. An Gebäudeecken sind die Dämmstoffplatten in aller Regel eckverzahnt anzuordnen. Dämmt man mit Polystyroldämmstoffen (Polystyrol-Hartschaumplatten), die eine Dicke > 10 cm aufweisen, so können aus brandschutztechnischen Gründen besondere Maßnahmen erforderlich sein. Hierzu gehört zum Beispiel das Anordnen von Brandbarrieren (Brandriegeln) oberhalb von Öffnungen aus nichtbrennbaren Mineralwollstoffen. Besonderheiten gibt es auch bei der Ausführung von WDVS im Bereich von Brandschutzwänden, diese sind mitunter in den jeweiligen Landesbauordnungen zu finden.

Weist der Untergrund für eine alleinige Dübelung nicht die notwendige Abreißfestigkeit auf oder schreibt der Systemhersteller vor, zusätzlich zu dübeln, so sind die geklebten Dämmstoffplatten zusätzlich mit Hilfe von, für das jeweilige System zugelassenen, Dübeln zu befestigen. Hierzu ist es erforderlich, dass das Klebematerial unter den Dämmstoffplatten ausreichend verfestigt ist. Ein Austausch der vorgeschriebenen Dübel ist nicht zulässig. Bei der Dübelung selbst, sind in aller Regel die Dübelteller flächenbündig auf die Dämmstoffplatten zu setzen. Ausnahmen sind hier z.B., wenn der Systemhersteller andere Ausführungen ermöglicht.

Die Anordnung von Dübeln wird durch den Standsicherheitsnachweis bestimmt, welchen der Hersteller in aller Regel auch geführt hat. Als Wegweiser gibt hierbei die DIN 55699 folgende Beispiele:

Dübelanordnung nach DIN 55699; Anordnung der Dübel für Dämmstoffplattenformate 1000 mm x 500 mm (Polystyrol-Hartschaumplatten) und 800 mm x 652 mm (Mineralwolle-Platten)
Dübelanordnung nach DIN 55699; Anordnung der Dübel für Dämmstoffplattenformate 1200 mm x 200 mm (Mineralwolle-Platten)

Neben den zuvor aufgeführten Befestigungsarten gibt es auch Systeme, bei denen die Dämmstoffplatten mit Halte- und Verbindungsprofilen auf dem Untergrund befestigt werden.  Hierbei werden umlaufend genutete Dämmstoffplatten mittels Halteprofilen am Untergrund befestigt. Diese Profile können werksgefertigte Metallprofile, aber auch Holzlatten u.ä. sein. Wie und mit welchen Dübeln die Haltekonstruktion zu befestigen ist, gibt auch hier der Systemhersteller vor. Wichtig ist vor allem, dass die vorgeschrieben Dübelabstände eingehalten werden und die Profile selbst verwindungsfrei montiert werden. Der Vorteil solcher Systeme ist, dass der Untergrund nicht so sehr aufwendig aufbereitet werden muss, wie bei den geklebten Systemen und Unebenheiten, die bis zu 3 cm relativ einfach ausgeglichen werden können.  Bei einigen Systemen dieser Art ist es aber dennoch nötig, einen Klebemörtel hinter die Dämmstoffplatten einzubringen. Dabei sind dann rückseitig Klebepunkte mit einem Flächenanteil von ca. 20 % aufzubringen. In Abhängigkeit von der Art der Dämmstoffplatte und vor allem auch der Gebäudehöhe, sind die Dämmstoffplatten, ggf. auch zusätzlich mit dafür zugelassenen Tellerdübeln zu befestigen.

Bei all diesen Dämmvarianten ist sicher zu stellen, dass Luft-Hinterströmungen vermieden werden. Dieses ist besonders im Sockelbereich und um Gebäudeöffnungen zu beachten.

Unterputz

Vor dem Aufbringen des Unterputzes auf die Dämmplatten, mit nachfolgend kurz erklärter Bewehrung/Armierung, müssen in jedem Fall folgende Punkte erfüllt sein:

  • Der Klebebaustoff muss ausreichend verfestigt sein.

  • Die Dämmoberfläche muss eben und frei von Verunreinigungen bzw. Beschädigungen sein.

  • Die Fugen zwischen den Dämmstoffplatten müssen dicht gestoßen sein.

  • Die Anschlüsse an andere Bauteile müssen hergestellt sein.

  • Die Dämmstoffplatten müssen ausreichend trocken sein.

  • Durch UV-Einwirkung vergilbte Polystyrol-Hartschaumplatten müssen abgeschliffen und der Schleifstaub entfernt werden.

Der Unterputz selbst wird vollflächig und gleichmäßig auf die Dämmstofffläche aufgezogen. Anschließend wird die Bewehrung/Armierung in den aufgetragenen Unterputz vollständig eingebettet.

Bewehrung/Armierung

Sprechen wir von Armierung oder Bewehrung im WDVS, dann ist hierbei das in den Unterputz eingelegte Gewebe zu verstehen. Dieses kann beispielsweise das häufig genutzte alkalibeständige Glasfasergewebe, aber auch ein Metallgewebe sein. Das Gewebe selbst wird in den Unterputz vollständig eingebettet. Ist der Unterputz bis zu 4 mm dick, so sollte die Einlage mittig im Putz angeordnet werden, ist der Unterputz dicker als 4 mm so gilt allgemein, dass das Gewebe in der oberen Hälfte eingebettet sein muss (besser im oberen Drittel der Putzschicht). An Ecken von Öffnungen, Aussparungen, Nischen und Ähnlichem, ist eine zusätzliche Diagonalbewehrung/-armierung einzubetten. Bei den Armierungseinlagen ist in jedem Fall auf eine ausreichende Überlappung der Gewebeeinlage zu achten, zumeist gibt der Hersteller eine Überlappung von mind. 10 cm vor.

Beispiele zur Diagonalbewehrung nach DIN 55699

Die Kanten des Wärmedämm-Verbundsystems werden beispielsweise durch folgende Varianten ausgebildet:

  • Putzprofile

  • Gewebewinkel

  • profilverstärkte Gewebewinkel

  • Doppelte Gewebeeinlage

Hierbei gilt, dass zusätzliche Gewebeeinlagen und Gewebeeckwinkel auch vollflächig überdeckt und somit nicht sichtbar in den Unterputz eingebettet werden. Tropfkanten sind mit entsprechenden, systemzugehörigen Profilen herzustellen. Bei dicklagigen, mineralischen Putzen können korrosionsbeständige Putzprofile auch sichbar in dem Unterputz angeordnet werden.

Einarbeiten von Armierungsgewebe

Es gibt WDVS, die durch ihren Aufbau eine erhöhte mechanische Belastbarkeit aufweisen. Hierzu gehören mitunter Dämmsysteme, die mit Dickputzsystemen beschichten werden (z.B. Schilf-WDVS). Hierfür werden besondere Aufbauten und unter Umständen auch andere Materialien von den Herstellern vorgegeben, die einzuhalten sind.

Oberputz

Bevor man den Oberputz auf das WDVS aufbringen kann, muss in jedem Fall der Unterputz mit der Armierung ausreichend durchgetrocknet sein. Auch hier muss der Untergrund sauber und tragfähig sein. Je nach System und Zeitspanne (zwischen Unterputz- und Oberputzauftrag) kann es nötig sein, dass der Unterputz vor dem Aufbringen des Oberputzes mit einer Haftgrundierung überarbeitet werden muss.

Mineralischer Oberputz auf einem WDVS

Bei der Wahl des Oberputzes ist der sogenannte Y-Wert zu beachten, welcher auch als Hellbezugswert bekannt ist. Nach DIN 5033-3 darf der Hellbezugswert des Oberputzes bzw. der Schlussbeschichtung den Wert 20 nicht unterschreiten. Es gibt aber auch hier Ausnahmen, wie z.B. bei Kleinflächen, Verschattungen und auch Nordfassaden. Diese Ausnahmen sind mit dem Systemhersteller in Bezug auf die Machbarkeit zu klären. Falls erforderlich, ist die fertig gestellte Oberfläche bis zum Erreichen einer ausreichenden Witterungsbeständigkeit zu schützen.

Da es immer wieder einmal in meiner beruflichen Praxis als Bausachverständiger vorkommt, dass Bauherren und auch Planer, jegliche Art von Rissbildungen reklamieren, möchte ich an dieser Stelle auch nicht außen vor lassen, dass allgemein Risse unter 0,2 mm (Haarrisse) nicht als wasserführende Risse zu bewerten sind. Aber hierbei gilt es zu beachten, dass, auch wenn nicht mit Schaden zu rechnen ist, Haarrisse dennoch  einen optischen Mangel darstellen können.

Gerade bei gefilzten oder dünn geriebenen Oberflächen kann eine Haarrissbildung nicht ausgeschlossen werden.

Um selbst kontrollieren zu können, wie breit der Riss ist, können Sie auch eine Risslehre nutzen. Aber bedenken Sie, dass die Rissbeurteilung keine Angelegenheit ist, die einfach mal so von einem Laien beurteilt werden kann. Auch Haarrisse können aufgrund von mangelhafter Verarbeitung und/oder Material entstehen, von daher ist die Untersuchung durch einen neutralen Bausachverständigen immer anzuraten. Neutrale Sachverständige arbeiten im Übrigen nicht als Angestellte eines Herstellers, Händlers, Bauunternehmens u.ä., ist dies so, so ist jegliche neutrale Basis als obsolet einzustufen. Als Rat suchender Bauherr können Sie sich sicher vorstellen, zu wessen Gunsten der als Sachverständiger ausgewiesene Mitarbeiter eines Herstellers oder Händlers, etc., beurteilt – schwer vorstellbar, dass er einem Verarbeiter, der regelmäßig und auf lange Zeit Ware bei ihm bestellt, negativ vor einem Einmalkunden (dem Bauherrn) beurteilen wird.

Messwerkzeuge zum Messen der Rissbreiten: Risslupe und Risslehre

Auch Farbunterschiede bei getrockneten, eingefärbten, mineralischen Oberputzen sind nicht immer auszuschließen. Durch unterschiedliche Putzgrundtemperaturen oder infolge unterschiedlicher Saugfähigkeiten des Untergrundes können bei eingefärbten, mineralisch gebundenen Oberputzen, Farbton- und Glanzunterschiede auftreten. Diese stellen keine funktionelle Beeinträchtigung dar. Zum Erzielen einer gleichmäßigen Edelputzfläche (ausgenommen Kratzputze) muss grundsätzlich ein systemgeeigneter Egalisationsanstrich vorgesehen werden, der natürlich auch in die Leistungsbeschreibung aufgenommen werden muss.

Im Falle eines Kratzputzes gilt, dass die vorgeschriebenen Schichtdicken des Herstellers beachtet werden müssen, der Putz ebenflächig aufzubringen und nach dem  ausreichenden Erhärten der Oberfläche richtungsfrei abzukratzen ist. Kratzputz ist nach DIN 18550-2 nicht zu bemängeln, wenn sich einzelne Körner beim Abreiben mit der Hand lösen lassen.

Neben mineralischen, geriebenen oder gekratzten Putzen bietet der Markt auch Alternativen, wie beispielsweise Kunstharzputze, Dispersionssilikatputze, Silikonharzputze und andere an. Wer keine Putzoberfläche möchte, kann auch Flachverblender, z.B. mit klinkerartigem Aussehen oder diverse keramische Beläge als oberen Abschluss der Oberfläche wählen. Auch hier sind die Angaben des Systemanbieters zu beachten.

Sockel

Für den Sockelabschluss bieten die Systemhersteller Profile an, die einfach aufgebracht werden können. Diese Profile werden in aller Regel in einem Abstand von ca. 30 cm mit Dübeln an der Wand befestigt und an den Stößen mit entsprechenden Profilverbindern verbunden. Wichtig ist, dass die Lage der oberen Sockellinie vom Planer genau bestimmt ist. Im Sockelbereich selbst (Spritzwasserzone 30 cm oberhalb Oberfläche Terrain) und dem erdberührten Bereich sind spezielle Dämmplatten zu verwenden, die hierfür auch bauaufsichtlich zugelassen sind.

Sockeldämmung eines Balkons

Ich hoffe Ihnen, liebe Leser mit dieser Zusammenfassung ein wenig Einblick in das Wärmedämm-Verbundsystem gegeben zu haben, auch wenn dieser Text sicher keinen Anspruch auf Vollständigkeit hat. Sollten Sie noch fragen hierzu haben oder selbst Ihr Gebäude gerade dämmen oder dämmen lassen, rufen Sie mich einfach an. Als Stuckateur und Ingenieur beschäftige ich mich seit Beginn meiner beruflichen Laufbahn, vor etwas mehr als 20 Jahren, mit den unterschiedlichen Möglichkeiten und Varianten von Wärmedämmmaßnahmen an Gebäuden und stehe Ihnen hierbei auch als geprüfter Bausachverständiger gerne zur Verfügung.

Manchmal stellt man sich die Frage, warum wohl so manch traditionelle Nutzpflanze in der Gegenwart nahezu verschwunden ist, warum man sie nicht mehr auf den Feldern sieht, warum kaum ein Mensch mehr, die ehemals als Aushängeschild ganzer Landstriche bekannte Pflanze kennt.

So ergeht es mir beispielsweise mit dem Waid (Isatis tinctoria). Ursprünglich aus Westasien kommend, war der Waid im 9. Jhd. n. Chr. eine der wichtigsten Rohstoffpflanzen in Deutschland, Frankreich und auch England. Als das „Goldene Vlies Thüringens“ betitelte man mit Waid eingefärbte Stoffe. Der aus dem Französischen kommende Begriff „Pastell“ etwa, stammt keinesfalls vom italienischen Wort „Pasta“ ab, sondern tatsächlich von der Farbe des Waids. Waid sorgte bei vielen Menschen für Wohlstand. Schrieb Geschichte in der Leinenfärberei. Ja ist gar aus der Geschichte der Textilfärberei gar nicht mehr wegzudenken.

Artikel aus der Augsburger-Allgemeinen

Aber heute sieht man ihn kaum mehr. Bis auf eine Handvoll Menschen, die die Vorzüge des Waids kennen und selbigen für den Eigengebrauch im heimischen Garten kultivieren und zwei kleinen, kaum bekannten Produktionsstätten für Waidprodukte, ist die Pflanze unbekannt. Derweilen ist der Einsatzbereich der Pflanze unglaublich vielfältig. Tee, Pflegecreme, Imprägnierungen für mineralische Untergründe und biologisch unbedenklicher Holzschutz sind nur ein paar der Stichworte, die in Bezug auf die Nutzbarkeit des Waids, neben der Textilfärberei angesprochen werden können.  Bei solchen Einsatzgebieten werden in heutiger Zeit vor allem synthetische Mittel genutzt. Mittel die hier und da sicherlich einen höheren Wirkungsgrad aufzeigen, aber auch Mittel, die zur Herstellung, im Einsatz und in der Entsorgung nicht selten weitreichende Umweltprobleme mit sich bringen. Unter dem Strich mehr Probleme als Wohltat bereiten.

Die Universität Bayreuth, beziehungsweise der hier vorhandene Lehrstuhl für organische Chemie stellte Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts, die insektizide und fungizide Wirkung von isolierten Verbindungen des Färberwaids fest.  So ist im Bericht zu lesen:

„… Eine dieser Verbindungen führt im Termitentest bei einer Anwendungskonzentration von 1 % zu einer 100 %igen Mortalität  der Termiten, als auch deren Darmsymbionten. Für einen weiteren Naturstoff aus Isatis tinctoria kann eine sehr gute bekämpfende Wirkung auf mittelgroßen Larven des Hausbockkäfers (Hylotrupes bajulus) nachgewiesen werden …“

Gutachten von Dr. Karlheinz Seifert (Lehrstuhl für organische Chemie der Universität Bayreuth) über die insektizide und fungizide Wirkung von einigen Waidinhaltsstoffen.

Neben diesem, kann man aus dem Bericht, verfasst von Dr. Karlheinz Seifert, auch ersehen, dass drei Verbindungen des Färberwaids sogar dem Kellerschwamm entgegen wirken.  Dazu zeigt er zusätzlich auf, dass der Gärsaft, der fermentierte Blattmasse des Färberwaids bakterizide Wirkungen gegenüber diversen Bakterienarten, sowie wachstumsinhibitorische Wirkung  gegen phytopathogene Mikroorganismen als Erreger unterschiedlicher Pilzkrankheiten im Garten- und Zierpflanzenbau aufweist. Seifert erwähnt in seinem Bericht weiterhin, dass in den Blättern des Färberwaids 44 Naturstoffe nachgewiesen werden konnten, wobei er als Verbindung mit insektizider und fungizider Wirkung vor allem Tryptanthrin, Indolyl-3-acetonitril und p-Cumarsäuremethylester hervorhebt. Später stellte das Hans Knöll Institut in Jena fest, dass bei eigenen Untersuchungen nur in wenigen Fällen p-Cumarsäuremethylester nachgewiesen werden konnte und der Gehalt an Indolyl-3-acetonitril (IAN) und Tryptanthrin im frischen Blattmaterial sehr gering sei.

Diese Schwankungen der Untersuchungsergebnisse beruhen aber auch auf den Umständen der Kultivierung und den in der Natur völlig normalen Schwankungen im Pflanzenmaterial, welche direkt von der Art der Kultivierung, dem Nährstoffgehalt des Bodens und natürlich auch von den klimatischen Bedingungen abhängen. Auch gilt hierbei zu erwähnen, dass nicht einzig die hier genannten Verbindungen für die antifungale Wirkung zuständig sind. Vielmehr wird aus wissenschaftlicher Sicht davon ausgegangen, dass synergistische Effekte verschiedener Waidinhaltsstoffe bzw. ihrer im Laufe des Prozesses der Gärsafterzeugung entstehenden Abbauprodukte, diese nützliche Wirkung hervorrufen.

Blüten des Färberwaids

So verwundert es kaum, das das Institut für Baubiologie und Ökologie in Neubeuern (IBN) 1994 in einem Gutachten feststellte, dass mit dem Waidsaft auch dem Verwittern von verputzten Flächen und dem Bewachsen von Flechten und Moosen auf selbigen Flächen entgegen gewirkt werden kann.  Neben diesem, führte dieses Institut auch Versuchsreihen in Bezug auf den Einsatz als Flammschutzmittel durch. So wurden Holzspäne, Schafwolle, Baumwollvlies und Flachsvlies in eine Waidlasur getaucht, getrocknet und die Entflammbarkeit, bzw. das Brennen und Glimmen beobachtet.  Auch hierbei war das Resultat durchaus sehenswert, denn durch diese Versuchsreihen konnte eine flammhemmende Wirkung festgestellt werden.

In einem weiteren, 1994 erstellten Gutachten des Institutes für Baubiologie und Ökologie in Neubeuern (IBN) wurde, wie auch schon an der Universität Bayreuth die Wirkung des Waids gegenüber Schimmelpilzen ( Penicillium, Aspergillus, Fusarium, Alternaria und Cladosporium) untersucht. Auch hier konnte festgestellt werden, dass Verbindungen des Waids pilzwirksam (abtötend) sind.

Der Waid bzw. dessen Inhaltsstoffe erfuhren also in der jüngeren Vergangenheit gleich mehrfach wissenschaftlich basierende Untersuchungen, die seinen möglichen Nutzen über diverse Einsatzgebiete für durchaus sinnvoll erklären. Es bleibt hierbei zu hoffen, dass diese Untersuchungsergebnisse nicht ungenutzt in Schubladen vergessen werden und im besten Falle schon bald wieder jede Menge Waidprodukte im Warenregal zu finden sind. Ich für meinen Teil, erfreue mich Ende Mai über eine wundervolle gelbe Blütenpracht im Garten und genieße regelmäßig Waidtee aus dem Eigenanbau.

Junge Samenschoten der Waidpflanze

Wenn Ihnen dieser Text zu wissenschaftlich war, dann empfehle ich Ihnen, das in jedem Buchhandel erhältliche Buch „Natürliche und pflanzliche Baustoffe“ (zweite Auflage). Hier werden Sie über mehrere Seiten und vor allem in einfach verständlichen Worten nicht nur die Geschichte und den Nutzen von Waid erlesen können, sondern auch Anleitungen finden, wie man den Waid im eigenen Garten anbauen und mit einfachen Mitteln weiterverarbeitet kann.

Den erwähnten Waidtee, der wohlgemerkt auch eine antiseptische Wirkung aufweist, können Sie im Übrigen aus den gewaschenen, getrockneten und zerkleinerten Blättern der Pflanze herstellen. Einfach die getrocknete Blattware mit kochendem Wasser aufgießen, 1 Minuten ziehen lassen und schon haben Sie einen wundervollen Tee, der ein leichtes Raucharoma und einen Hauch des Geschmackes von grünem Tee mit sich trägt. Aber lassen Sie den Tee nicht zu lange ziehen, sonst wird selbiger bitter.

Die Waidpflanze

Eine weitere Möglichkeit einen antiseptischen Tee aus Waid herzustellen ist, das Mischen mit anderen Kräuterpflanzen. So kann kann man ca. 50 % getrocknete und zerkleinerten  Waidblätter mit ca. je 10 % getrockneten und zerkleinerten Blätter der Ringelblume, der Brennessel, der Erdbeere, der Brombeere und der Melisse zu einer Kräutermischung vermengen. Alternativ kann man auch zerkleinerte Blätter der Mistel, der Johannisbeere, der Kamille, der Pfefferminze und der Himbeere wählen. Diese Kräutermischungen werden mit kochendem Wasser aufgegossen, 1 bis 4 Minuten ziehen gelassen und sind dann trinkfertig. Natürlich sollten die Kräuter, auch hier vor dem Trocknen, gründlich gewaschen werden.

Wenn es um die Textilfärberei geht, können Sie folgende, von Dr. Josef Bersch um 1900 verfasste Rezepte, ausprobieren (hier vom Original zitiert):

Pastellküpe

100 kg Pastell (das ist bester französischer Waid) mit kochendem Wasser übergossen, 10 kg Krapppulver, 4 kg Kleie, 4 kg gebrannter gelöschter Kalk. Alle 3 Stunden umgerührt während 24 Stunden, dann mit dem Färben begonnen.

Pastellküpe modifiziert

6.500 – 7.000 L Wasser, 35 bis 40 g Waid, 5 kg Indigo, 7-8 kg Krapp, 6 kg Pottasche, 6 kg Soda, 4 kg Kalk, 20 Kg Kleie durchgerührt, auf 40°C erwärmt, 24 Stunden sich überlassen. Wenn die Küpe grünlich geworden ist, hebt man die Temperatur auf 60°C, rührt alle 5 Stunden um und setzt immer 1 kg Kalk zu, bis die Küpe gelb geworden ist, und beginnt dann mit dem Anfärben. Um dunkles Blau zu erhalten , setzt man noch bis zu 2,5 kg Indigo zu und außerdem für 1 Kg Indigo 1 Kg Melasse.

Förderer und bekannte Namen im Zusammenhang mit Waid:

Malermeister Wolfgang Feige

Herr Wolfgang Feige führte die Waidproduktion Anfang der 1980er in Thüringen wieder ein und erforschte hierbei über 20 Jahre lang Möglichkeiten und Produkte mit Waid. Vielfach ausgezeichnet für seine Arbeit erstellte er eine große Menge an patentierten Rezepturen und Produkte. Mittlerweile im wohlverdienten Ruhestand feierte er dieses Jahr (2012) seinen 82 Geburtstag. Eine kleine Auswahl an Waidprodukten verkauft mittlerweile seine Schwiegertochter. (Kontaktdaten können Sie über das Sachverständigenbüro Holzmann-Bauberatung erfragen, siehe unten).

Hanskarl VIII Freiherr von Thüngen

Baron Hanskarl von Thüngen (62) förderte viele Jahre die von Wolfgang Feige durchgeführten Forschungen zum Waid und dessen Anbau und sanierte selbst einen Teil seiner zum Schloss von Thüngen gehörenden Gebäude mit Waidprodukten. Für sein Engagement in Bezug auf die Wiederverarbeitung des Waids und der Gewinnung von natürlicher Farbe daraus erhielt der Freiherr 2001 von Staatsminister Hans Zehetmair die Denkmalschutzmedaille. Am Rande bemerkt, Hanskarl von Thüngen war zwischen 1992 und 1994 Kanzleramtsberater und begleitete zu jener Zeit den damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl beim Aufbau Ost.

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