Es gibt zahlreiche Pflanzen aus denen man Farbstoffe gewinnen kann mit welchen man dann wiederum auch Wandlasuren oder allgemein Farbanstriche herstellen kann. Manche sind auch heute noch sehr geläufig, andere hingegen schienen lange Zeit irgendwie vergessen. Eine dieser fast vergessenen Farbstoffpflanzen ist der Orleanstrauch (Bixa orellana), eine Nutzpflanze die im Amazonastiefland in Ecuador beheimatet ist, mittlerweile auch in Südostasien kultiviert wird und auch unter den Bezeichnungen Ipiak, Rukustrauch, Annattostrauch oder ähnlichem bekannt ist.
Der deutsche Mediziner und Botaniker Georg Rudolph Böhmer schrieb 1794 zum Orleanstrauch: „Zu den gebräuchlichsten rot, zugleich aber auch gelb färbenden Materialien gehört ferner der Orlean.“ Neben diesem stellt er auch fest: „Die Wilden in Amerika verfertigen aus der Rinde starke Seile und Schnüre, welche denen aus Hanf an Festigkeit und Dauer weit vorgehen sollen. Die Indianer pflegen sich täglich Morgens zu baden und lassen sich hernach von ihren Weibern den ganzen Körper mit dem Orlean bemalen. Die Maler gebrauchen den Orlean zu Wasser- und Ölfarbe. In Holland und Hollstein wird die Butter damit gelb gefärbt.“
Modernere Literaturen beschreiben den Nutzen des Orleanstrauches für das Annatto oder auch Achiote (ein Gewürz z.B. zum Marinieren von Fleisch und Fisch), als natürlichen Farbstoff für Lebensmittel (z.B. zum Färben von Reis, Käse, Schokolade u.ä.) und Kosmetika (z.B. Lippenstift, Haarfärbemittel) aber auch als pflanzlichen Rohstoff für Sonnenschutz und Insektenabwehr und selbst zum Färben von Textilien wird die Pflanze herangezogen. Dem Samen der Pflanze wurde auch eine entzündungshemmende Wirkung nachgewiesen. Die Blätter werden als Heilmittel bei Bronchitis und Augenentzündungen genutzt.
Man sieht wie vielseitig diese Pflanze ist, obwohl sie wohl in Europa und vor allem zum baustofflichen Nutzen kaum bekannt ist. Das aber wiederum sollte sich künftig, zumindest ein wenig ändern, wenn man an eine neue Wandlasur eines bekannten Farbherstellers aus Braunschweig denkt. Hier wurden die Eigenschaften der färbenden Samen dieser Pflanze quasi wiederentdeckt und nicht nur das. Der Farbhersteller, der sich vor allem der Produktion umweltfreundlicher Wand- und Fassadenfarben, vor allem die Nutzung diverser Pflanzen als Farbstofflieferant, zugeschrieben hat, geht noch einen Schritt weiter. Die Firma unterstützt mit dem Nutzen der Färberpflanze auch die Shuar-Indianer in Ecuador, welche diesen Farbstoff traditionell herstellen und nutzen, indem der Farbhersteller Primärurwald kaufte um selbigen vor Vernichtung und Raubbau zu bewahren. Auf diese Weise wird dafür gesorgt, dass der Urwald geschützt, rekultiviert und auch der Orleanstrauch wieder mehr angebaut wird. Nicht in gefährlicher Monokultur, sondern in ursprünglicher umweltfreundlicher Art und Weise.
Die aus dem Orleanstrauch hergestellte Wandlasur-Pflanzenfarbe für Innenwände kann in Streich-, Stupf-, Wickel-, Schablonen- oder Spritztechnik auch von Laien an die Innenwand gebracht werden. Wird die Lasur in mehreren dünnen Farbschichten aufgebracht, so entsteht letztlich eine „lebendiger“ Wandanstrich, der sich in der optischen Wirkung deutlich von eindimensionalen, einfarbig gestrichenen Wänden absetzt. Die Wandlasuren auf Basis dieses Pflanzenfarbstoffes bestehen im Wesentlichen aus Wasser, Alkohol, Walnussöl, Schellack, Xanthan, Rosmarinöl, Lavendlöl und natürlich den Pflanzenfarben-Pigmenten. Doch auch wenn die Zusammensetzung rein natürlichen Ursprungs ist, so sollte beachtet werden, dass auch reine Naturfarben nicht geruchs- oder emissionsfrei sind und durchaus allergische Reaktionen auslösen können, wenngleich gesundheitliche Probleme hier sicher weit geringer sind, als bei so manch synthetischem Farbanstrich. Man denke hierbei nur an diverse Pollen, die selbstverständlich auch natürlich sind, aber eben von so manch Heuschnupfengeplagten eben auch nicht vertragen werden. Es gilt demnach zunächst mit einem Musteranstrich von einem oder mehreren Quadratmetern zu testen, ob man die Farben auch verträgt. Man kann diese Bemusterung auch an einem Stück Gipskartonbauplatte vollziehen, die man nach dem Testen entsorgen kann.
Die Wandlasur ist je nach Auftragsverfahren und Untergrundbeschaffenheit nach ca. 4 bis 24 Stunden trocken und überlasierbar. Zur Trocknung selbst ist, wie bei nahezu allen Farbanstrichen, auf einen ausreichenden Luftwechsel zu achten. Wandlasuren dieses Herstellers werden als Konzentrat geliefert, will heißen, dass man die Lasur auch mit Wasser verdünnen kann. Je nachdem welche Farbintensität oder Auftragstechnik man wünscht, kann mit einem Mischungsverhältnis bis zu 1:3 (Lasur : Wasser) verdünnt werden. Hat man die Malerarbeiten vollendet können restentleerte Gebinde dem Recycling zugeführt und fest eingetrocknete Produktreste über den gewöhnlichen Hausmüll entsorgt werden. Ergo auch die Entsorgung ist somit sehr einfach und benötigt nicht den Weg zur Sondermülldeponie.
Sollten Sie noch Fragen haben, so können Sie mich gerne im Sachverständigenbüro Holzmann-Bauberatung® kontaktieren (Tel.: 0821 – 60 85 65 40).