Der Färberknöterich (Polygonum tinctorium) gehört zur Familie der Polygonaceae (Knöterichgewächse) und somit zur Ordnung der nelkenartigen (Caryophyllales) innerhalb der bedecktsamigen Pflanzen (Magnoliopsida).
Der Ursprung des Färberknöterichs liegt wahrscheinlich im chinesischen Raum. So wurde belegt, dass bereits im 4. Jhd. n. Chr. der in China genannte Lan nach Japan (dort Ai genannt) importiert wurde. In Zentral- und Osteuropa kommt die Knöterichart verwildert aus den Kulturbeständen vor.
Traditionell werden noch heute u.a. Kimonos in Japan mit einer Paste aus vergorenen Knöterichblättern gefärbt. In Europa ist die Pflanze jedoch lange Zeit nicht bekannt gewesen. Hier spielte der Färberwaid (Isatis tinctoria) bis zur Entdeckung der synthetischen Farbstoffe eine wesentlichere Rolle. Dass der Färberknöterich eine konkurrierende Färberpflanze zum Waid darstellte, war somit auch lange Zeit unbekannt.
Die Pflanze beinhaltet den Küpenfarbstoff Indikan (auch Indican geschrieben). Indikan aus dem Färberknöterich ist ein Glycosid des Indoxyls und kommt natürlich in einigen als Indigopflanzen bezeichneten Pflanzen vor, wie z.B. auch im Färberwaid (Isatis tinctoria) oder Indigofera tinctoria (Indigostrauch). Das Indikan, welches bei diesem Knöterichgewächs ausschließlich in den Blättern vorhanden ist, ist eine farblose, wasserlösliche Verbindung, die durch Enzyme zu gelbem Indoxyl abgebaut wird. Erst durch Oxidation entsteht der blaue Farbstoff Indigo. Die Blätter enthalten ungefähr 3 bis 5 % der Farbvorstufe, was ungefähr das 10-fache des Gehalts an Indigo-Vorstufe im Waid darstellt. In den Stängeln des Färberknöterichs ist allerdings kaum ein Farbstoffgehalt vorhanden, womit auch das wichtigste Qualitätsmerkmal, neben dem Farbstoffgehalt der Blätter, genannt ist. Je weniger Stängelgehalt, desto höher die Qualität. Man kann davon ausgehen, dass beim ersten Schnitt, also der ersten von zwei möglichen Ernten im Jahr, das Blatt-Stängel-Verhältnis ungefähr bei 1:1 liegt, während beim zweiten Schnitt ein Verhältnis von 1:0,5 zu erwarten ist. Aber diese Verhältnisse können auch stark variieren, je nach Erntezeitpunkt. Neben beiden genannten Qualitätskriterien spielt auch die Sauberkeit des Erntegutes eine große Rolle. An den Blättern anhaftender Schmutz findet sich i.a.R. nach der Extraktion im Indigofarbstoff wieder und muss, je nach späterem Einsatz, aufwändig herausgereinigt werden.
Der Färberknöterich gedeiht vor allem in tiefgründigen, feuchten Böden bei guter Nährstoffversorgung. Stauende Nässe oder zu sehr verdichtete Böden sind für den Anbau nicht geeignet. Da die Pflanze wärmeliebend und frostempfindlich ist, sind Anbaugebiete über 500 m NN nicht geeignet.
Die Anpflanzung kann durch direkte Aussaat auf das Feld oder durch eine Vorzucht im Gewächshaus erfolgen. Letztere Methodik kann die Wachstumszeit bis zum Erntezeitpunkt um ca. 14 Tage verkürzen. Zur Kultivierung aus Samengut sollte man speziell in spätfrostgefährdeten Regionen, einen Aussaatzeitpunkt ab Ende April bis Anfang Mai planen. Hierbei hat sich eine Saatstärke von 5 kg/ha, bei einer Saattiefe von 2 bis 3 cm und einem Reihenabstand von 20 bis 30 cm bewährt. Die Aussaat selbst, wird mit der in der Landwirtschaft üblichen Drilltechnik vollzogen. Nach ca. zwei bis drei Wochen sprießen die Pflänzchen aus dem Boden und wachsen bei warmen Mai- und Juni-Temperaturen relativ schnell. Der Färberknöterich wird ungefähr 50 cm hoch und stellt sich mit knotig gegliederten Stängeln dar, an welchen schraubig dunkelgrüne, ganzrandige und lanzettförmige Blätter angeordnet sind. Die Blüte erscheint in Europa von Anfang bis Mitte August in weiß bis rosa blühenden Blütentrauben mit kleinen Einzelblüten. Aus den oberständigen Fruchtknoten geht eine einsamige Nuss hervor. Wie oben bereits erwähnt, erntet man den Färberknöterich in aller Regel mit zwei Schnitten. Der erste Schnitt sollte hierbei Ende Juli erfolgen und ca. 8 Wochen später der Zweite. Nach der Ernte sollte, damit man einen möglichst hohen Farbstoffgehalt erzielt, das Erntegut sofort, ergo in frischem Zustand, weiterverarbeitet werden. Wobei mit Verlusten auch eine schonende Trocknung bei maximal 40°C möglich ist, um das geerntete Gut später verarbeiten zu können. Der Indigoverlust bei vorheriger Trocknung, im Vergleich zur frischen Weiterverarbeitung, liegt bei ca. 80 bis 90%. Man hat aber den Vorteil, dass man das getrocknete Gut besser durch eine Sieb- oder Windreinigung von den farbstoffarmen Stängeln reinigen kann. Die Frischmasseerträge liegen bei ca. 200 bis 300 dt/ha, was einem ungefähren und theoretischen Indigoertrag von 40 bis 80 kg/ha Reinindigo entspricht. Praktisch und durch die derzeit vorhandene Technologie können hiervon jedoch nur 30 bis 40 % tatsächlich gewonnen werden.
Tatsächlich gibt es in Deutschland zur Zeit keinen bekannten technischen Einsatz für Färberknöterich zur Produktion von Farben, Lacke und Firnisse. Vereinzelt findet man sie in verschwindend kleinem Umfang, noch für die Nutzung zur Färbung von Textilien.
Ein sehr einfaches und zum Eigenversuch geeignetes Verfahren zur Textilfärbung kann wie folgt beschrieben werden:
Die frisch geernteten Äste werden zunächst gewaschen. Nach dem Abtropfen streift man die Blätter von den Stängeln und zerkleinert sie mit einem handelsüblichen Küchenmesser o.ä.. Das zerkleinerte Blattgut wird in kaltem Leitungswasser kräftig geknetet. Während diesem Vorgang wird dem Wasser haushaltsüblicher, farbloser Essig hinzugegeben, womit die Farbvorstufe besser gelöst werden kann. Nach einem Absieben und Ausdrücken und dem erneuten Rückführen und Kneten des Blattgutes im vorhandenen Sud, verändert sich die Flüssigkeit farblich von leuchtendem Grün bis ins Dunkelgrüne fast Braune. In dieser dunklen Flüssigkeit badet man das zu färbende Textil, wie z.B. Seide. Während des Bades verfärbt sich der Stoff zunächst grün. Ist dies geschehen, so nimmt man den Stoff aus dem Färberbad und trocknet ihn möglichst schnell an der Luft (z.B. mit Hilfe eines Wäscheständers). Durch den Sauerstoff oxidiert der Farbstoff und das Textil nimmt ein hellblaue Farbe an. Dieser Färbevorgang kann zur Erreichung einer größeren Farbtiefe und besseren Lichtechtheit mehrmals wiederholt werden. Mehr über pflanzliche Farbstoffe erfahren Sie im Studienbuch von Gerhard Holzmann „Natürliche und pflanzliche Baustoffe“ ISNB 978-3-8348-1321-3