Monumental modern.
Mit prunkvollen Bauten haben Herrscher zu allen Zeiten ihren Machtanspruch manifestiert. Heute bauen sich eben nicht Pharaonen oder Kaiser riesige Tempel, sondern Apple, Amazon, Facebook und Co. Wieder soll Architektur Haltung demonstrieren. Nur welche?
Am Gedenkort für den Apple-Gott ist der Blick in den Himmel selbstverständlich unverstellt. Die Glaswände des „Steve Jobs Theatre“ auf dem höchsten Punkt des neuen Hauptquartiers verschmelzen fast mit dem Sonnenlicht, das Dach scheint zu schweben. Ein Sakralbau mit nur noch überschaubarem Rest an Erdung.
Draußen riecht es nach Rindenmulch. Stauden graben sich durch den Boden des rund hundert Fußballfelder großen Apple Parks. Dahinter erhebt sich der „Ring“ wie die ins Gigantomanische aufgeblähte Wählscheibe eines iPods.
Im Innern der Untertasse hätte das Empire State Building liegend Platz. Von hier aus blickt man weit über das vorstädtische Cupertino mit seinen stumpfsinnigen Malls hinaus. Das Glashaus strahlt, glänzt und baut sich auf, als könne es jede Minute eine neue Apple-Lebensform gebären, die uns von allem Leiden erlöst. So wie das iPhone, dessen Schale viele Menschen vor dem Schlafengehen als Letztes streicheln. Und das gerade mal zehn Jahre nach seiner ersten Präsentation….
Quelle und Volltext: Handelsblatt.com