Mittlerweile begutachte ich im Schnitt jede zweite Woche eine Fassade, die mit Algen oder gar schon mit Pilzen behaftet ist. In aller Regel handelt es sich hierbei um Fassaden, die mit Kunstharzfarben gestrichen oder auch mit Kunstharzputzen versehen wurden. Meist liegt darunter ein Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS) aus Mineralwolle, Polyurethan oder auch Polystyrol (Markenbezeichnung Styropor) und Dachüberstände sind selten vorhanden. Äußerst selten sehe ich eine Bealgung auf rein mineralischen Systemen, hier zumeist auf sehr alten Fassaden (was wiederum weniger selten ist), die schon lange Zeit nicht mehr gestrichen wurden, deren bautechnische bzw. konstruktive Gesichtspunkte nicht ganz ideal sind oder auch die Lage selbst dazu beigetragen hat, dass die Fassaden schwarz, grün oder rot verfleckt sind.
Auch wenn ich nun zum Einstieg die Sachlage zunächst relativiert habe, muss ich dennoch nochmals hervorheben, dass der Großteil der veralgten Hauswände, die ich die letzten Jahre untersuchte, Fassaden waren, die mit Polystyrol gedämmt waren und mit Kunstharzputzen versehen sowie mit Kunstharzfarben gestrichen wurden. Wenn also jemand behauptet, dass WDVS-Fassaden aus Polystyrol besonders zur Vergrünung bzw. Veralgung neigen, dann muss ich ihm Recht zusprechen. Die Systemanbieter oder auch industrienahe, bzw. industriegeführte Medien versuchen zwar mit aller Kraft gegen diese Tatsache zu sprechen aber das versuchten Sie auch als bekannt wurde, dass Polystyrolfassaden im Brandfall äußerst gefährlich sind oder dass mit Kleber und Putz behaftete Polystyrolplatten als Sondermüll zu werten sind. Beide Tatsachen sind unumgänglicher Fakt und mittlerweile auch mehrfach bestätigt. Häuser, die mit solch Dämmstoff gedämmt sind, sind schlicht qualitativ minderwertig.
Aber der Text soll nicht den Dämmstoffen, sondern vielmehr Algen, Pilzen und Flechten abarbeiten, von daher – zumindest zunächst – weg vom Thema Polystyrol hin zu lebender Materie. Auch wenn Sie während dem Lesen sicher hier und da an den letzten Satz des letzten Absatzes denken werden.
Wie Sie nachfolgend sehen werden, gibt es eine Vielzahl von Erklärungen dafür, warum Algen, Pilze und Co. an Fassaden wachsen. Eine dieser Erklärungen findet sich in dem von Herstellern und Verarbeitern ganz gerne mal hervorgezogenen „Instandhaltungsleitfaden Beschichtungen und Verputze auf Fassaden und Wärmedämm-Verbundsysteme“. Ein Stück kostet 12,80 Euro, allerdings herrscht die Regel einer Mindestbestellung. Das heißt bei Bestellungen unter 20 Euro bezahlt man einen Mindermengenzuschlag von 5 Euro. Sprich der Leitfaden kostet dann einzeln gleich mal 17,80 Euro. 17,80 für 11 Seiten (ohne Inhaltsverzeichnis und Umschlagtext)! Bei einer DIN wäre das absolut günstig aber in diesem Fall könnte man den Preis auch als unverschämt hoch werten, denn für 17,80 Euro erhalten Sie folgende Information zu Algen an Fassaden:
Verschmutzungen von Oberflächen mit Algen, Pilzen und Flechten sind auf das Zusammenspiel vieler einzelner Faktoren zurückzuführen.
Nachfolgend werden Faktoren beschrieben, die Oberflächenbewuchs beeinflussen:
– Lage
Gewässernähe, Waldnähe, Staubbelastung
– Architektur
Bautechnik, erhöhte energetische Anforderungen an den Wandaufbau, konstruktiver Fassadenschutz, Eigenschaften der gewählten Materialien, fehlende Dachvorsprünge, mangelhafte Wasserführung, fehlende Horizontalabdeckungen, unzureichende Tropfkantenausbildung
– Klima
Nebel, Sonneneinstrahlung, Witterungseinflüsse wie Temperatur, Wind u.s.w.
– Umgebungseinflüsse
schattenspendende Bepflanzung, Emissionen, Ablagerungen
– Eigenschaften des Putzes/der Beschichtung
Feuchtigkeitsaufnahme und –abgabe, Zusammensetzung (z.B. Wasserabweisung), Zusätze, Schichtdicke, Struktur, Farbton
In durch Spritzwasser belasteten oder dauerfeuchten Bereichen ist ein besonderes Bewuchsrisiko immer vorhanden.
Fassadenoberflächen erfordern daher eine entsprechende Instandhaltung, denn Verschmutzungen an der Oberfläche bilden für die Mikroorganismen einen idealen Nährboden.
Für Fassadenflächen gilt: Was trocken bleibt, bleibt algenfrei. Daher sollte der konstruktive Witterungsschutz geplantund die Außenputze und Beschichtungen entsprechend gewählt werden. Putz- und Beschichtungsoberfläche können u.a. mit bioziden Zusätzen gegen Algen- und Pilzbewuchs geschützt werden. Diese Schutzwirkung ist zeitlich begrenzt.
Für die 17,80 Euro gibt es also nichts als Palaver – Palaver das zig fach irgendwo kostenfrei einlesbar ist. Kein Hinweis auf wichtige Punkte wie:
Wie lange hält die Schutzwirkung biozidhaltiger Farbe?
Welche Garantien gibt es?
In welchen Intervallen muss die Fassade gestrichen werden?
Welche Materialien sind besondern lukrativ für einen späteren Algenbewuchs?
Fragen die der Bundesverband Farbe, Gestaltung, Bautenschutz und der Bundesverband Ausbau und Fassade – die Herausgeber des Leitfadens – schwammig oder gar ganz außen vor lassen. Schade eigentlich. Dass das Streichen einer Fassade grob durchschnittlich alle ca. 10 bis 12 Jahre mal Sinn macht (Durchschnitt wie geschrieben), dass auch biozidhaltige Farben in sehr kurzer Zeit die bioziden Zusätze verlieren und schon nach 1,5 bis 3 Jahren wieder veralgen können, bleibt völlig außen vor. Auch dass Polystyrol- und Polyurethandämmsysteme aufgrund ihrer physikalischen Eigenschaften (Temperaturleitzahl und spezifische Wärmekapazität) besonders anfällig sind, bleibt verschwiegen und dass keiner Garantien geben will ist ohnehin schon klar. Ergo keinerlei nagelfeste Aussagen, dafür reihenweise Vermutungen.
Liebe Verbände seit mir nicht böse aber ich kann jedem nur raten für 17,80 Euro lieber mit der Frau ein Eis essen zu gehen, als sich solch Leitfaden zu kaufen. Aber es geht noch besser – viel besser, wie Sie nachfolgend erfahren werden.
Es wurde die letzten Jahre viel zu diesem Thema geschrieben. Manche Dinge sind rein nur Vermutungen, andere neigen in Richtung Aberglaube oder Werbegeschwafel, wiederum andere sind aber auch wissenschaftlich sauber belegt.
So las man erst einen etwas seltsam anmutenden Text, in dem jemand darauf hinwies, dass Fassaden, ähnlich dem häuslichen Fußboden, auch regelmäßig gereinigt werden müssen. Klar kann man das und es wäre sicher auch nicht unsinnig alle paar Jahre, je nach Verschmutzung, auch mal die Fassade zu reinigen. Aber die angegebenen Zyklen und vor allem die Tatsache, dass ein Algenbewuchs schon nach sehr kurzer Zeit eintreten kann und nach dem „nur“ Reinigen (ohne Desinfektion) auch sehr schnell wieder kommt, würde bedeuten, dass man seine Fassade jedes Jahr reinigen muss. Was dann doch als völlig übertrieben gewertet werden muss. Ein kleines Beispiel hierzu, bei einem 2,5 Jahre altem Neubau, trat der Algenwuchs 1,5 Jahren nach der Schlüsselübergabe auf. Die Fassade wurde darauf hin gereinigt, ein Jahr später waren die Algen wieder an der Fassade. Hier würde das tatsächlich bedeuten, dass man jedes Jahr ein Gerüst oder eine Hebebühne aufstellen sollte, um die Fassade zu reinigen. Der Verfasser des vorgenannten Vorschlages wird dies und auch die damit entstehenden Kosten kaum bedacht haben und somit ist dieser Vorschlag wohl eher unter dem Titel Phantasterei fern ab jeglicher Realität einzuordnen. Vor allem auch weil die Ursache selbst hierbei nie behoben ist.
Blicken wir uns doch mal an, warum Algen und später hierauf meistens auch Schimmelpilze überhaupt wachsen.
Algen zählen zu den ältesten Pflanzen dieser Welt. Schon weit bevor ein menschenähnliches Lebewesen durch die Wälder jagte und auch weit vor den heute, von den Kinderaugen so bestaunten Dinosauriern, gab es Algen auf unserem Planeten. Die Biologie spricht bei der Blaualge von dem ersten grünen Lebewesen auf unserer Erde, die schon vor über 3 Milliarden Jahre gewachsen sein soll. Der hauptsächliche Lebensraum einer Alge allgemein ist das Wasser, was aber eben auch nicht heißt, dass die diversen Algenarten nur im Wasser wachsen. Es gibt auch einige Arten, die sich im Laufe ihrer Entwicklungsgeschichte an ein Leben an der Luft angepasst haben und überall dort wachsen, wo auch genug Feuchtigkeit, ergo Wasser vorhanden ist. Während die meisten Schimmelpilze an den Wänden rund 70% Feuchtigkeit auf der Oberfläche benötigen (genauer: einige Pilze wachsen schon bei einer Ausgleichsfeuchte entsprechend 65 % rel. Luftfeuchtigkeit, sehr viele zwischen 70 % und 75 % und ca. 50 % aller Pilze in oder an Gebäuden wachsen ab ca. 85 %), brauchen die meisten Algen schon mindestens ca. 90 %. Neben dem Wasser benötigt eine Pflanze allgemein auch Nahrung. Den Algen, die wir hier ansprechen und die auch mit dem Oberbegriff Luftalgen betitelt werden, genügen hier ganz grob umschrieben Mineralien, die sie aus dem Wasser selbst oder in Wasser gelöster Form, aus dem Untergrund beziehen und durch ihre Zellmembrane aufnehmen.
Aber warum wachsen Luftalgen nun so gerne an der Fassade? Vor allem warum ist die Alge an der Fassade erst die letzten Jahre so richtig zum Presseschlager geworden?
Hierfür gibt es einige Theorien, wie oben beschrieben, teils merkwürdig, teils durchaus nachvollziehbar. Eine immer wieder zu lesende und auch nachvollziehbare Theorie ist, dass wir Jahrzehnte lang einer erhöhten Luftverschmutzung ausgesetzt waren. Das Stichwort „Sauerer Regen“ dürfte hier vielen noch ein Begriff sein. Diese Schadstoffbelastung sorgte dafür, dass durch Luft und Regen auch diverse Biozide an die Fassaden gelangten, womit ein Algenwachstum schon im Keim erstickt wurde. Aufgrund der umfangreichen und auch erfolgreichen Anstrengungen, die Luft, in der wir uns alle bewegen, sauberer zu bekommen, fiel der Schadstoffgehalt in den letzten 20 Jahren merklich ab, womit die Algen selbst wesentlich weniger Feinde in der Luft und dem Niederschlag haben und selbst wieder in „gesunder“ Umgebung wachsen konnten.
Eine weitere Theorie ist, dass wir im Laufe der letzten Jahrzehnte immer mehr vom rein mineralischem Bauen abgekommen sind. Wir dämmen mit Kunststoffen, fügen den Außenputzen und Fassadenfarben reichlich Kunststoffe zu, um diverse Eigenschaften wie beispielsweise ein einfacheres Verarbeiten, eine längere Haltbarkeit, bessere oder knalligere Farben oder wie auch immer zu bekommen. Nun zeigen aber viele synthetische Produkte auf, dass gerade auf ihnen nach einer Zeit der Bewitterung gerne mal eine Alge oder auch (damit verbunden) ein Pilzwachstum festzustellen ist. Ich habe hierzu selbst einige Versuche unternommen. So habe ich beispielsweise synthetische Fugenfüller und auch andere Stoffe wie Polystyrol, Steinwolle, Glaswolle und andere Stoffe frei bewittern lassen und konnte teils schon nach wenigen Monaten einen akuten Algenbefall feststellen.
Offensichtlich ist hier also, dass sich manche solcher Stoffe hervorragend als „Wohnraum“ für die eher ungewollten Pflanzen eignen. Wobei man gleich vorweg nehmen muss, die Alge greift den Baustoff nach meiner Beobachtung nicht sofort an, sie belagert ihn erst einmal nur. Sieht man in die Fachliteratur, so liest man auf der einen Seite über mikrobiell verursachte Zerstörung mineralischer Baumaterialien, auf der anderen Seite aber auch, dass beispielsweise eine durch Flechten gebildete Biomatte die Materialoberfläche vor weiterem Schaden schützt.
Da jedoch Algen, wie auch die entfernt verwandten Flechten, als sogenannte Pionierpflanzen gelten, bilden sie die Grundlage für weitere unbeliebte Gewächse. Hier in der nächsten Stufe vor allem diverse Arten von Schimmelpilze und genau diese können dem Baustoff und nicht selten auch Mensch und Tier Schaden zufügen. Neben diesem darf man aber auch nicht vergessen, dass so eine Alge auch ein Feuchtespeicher ist und somit deren Untergrund auch feucht gehalten wird. Je nach Art des unter der Alge befindlichen Baustoffes kann es dadurch dann natürlich auch zu mehr oder weniger großen Schäden kommen. Es kommt also, wenngleich nicht sofort aber irgendwann definitiv zu einem Schaden und all die Unkerei von Herstellern, Lobbyisten oder etwaigen Medien, dass Algen rein nur ein optischer Mangel sind und bleiben ist schlicht falsch.
Die Reaktionen bzw. die zur Vermeidung von Algen- und Pilzbefall auf Baustoffen nötigen Schritte waren für die Hersteller das Beifügen von Bioziden in Dämmstoffen, Putzen, Farben und auch anderen Bauprodukten. Was jedoch den Nachteil mit sich zieht, dass diese werkseitig beigefügten Biozide keine Dauerlösung sind. Wirksame Biozide in diesem Bereich müssen wasserlöslich sein, damit eine Pflanze diese überhaupt aufnehmen kann und genau hier beginnt die moderne Bauprodukteherstellung ein akutes Problem für die Umwelt zu werden und dies auch dann, wenn moderne Biozidesich nur noch zu 50% auswaschen. Die Biozide werden, durch ihre Eigenschaft der Wasserlöslichkeit, natürlich nicht nur von den Algen, Pilzen oder Flechten etc. aufgenommen, sie werden auch durch Niederschläge aus den Produkten gelöst und gelangen somit in das Grundwasser. Hier reichern sich die, zu beginn sehr geringen Konzentrationen an und werden über die Zeit ein akutes Problem für uns alle, der Tier- aber auch Pflanzenwelt werden. Aber nicht nur über die Zeit, denn einige Wirkstoffe sind auch dafür bekannt, dass sie bereits in geringer Konzentration einen ökotoxischen Effekt aufweisen, der sich durch ein Zusammenwirken mit anderen Stoffen erheblich erhöhen kann.
Oftmals liest man in diversen Produktdeklarationen nur von einem biozidarmen Filmkonservierer. Aber Biozide sind nicht nur als Filmkonservierer (ergo z.B. dem fertigen Anstrich an der Fassade) in den diversen Bauprodukten, sie sind ebenso als Topfkonservierer vorhanden, der dann beispielsweise die Farbe oder den Fertigputz im Eimer (Gebinde) möglichst lange haltbar machen soll. Schwer wird es, hier nun alle in Baustoffen genutzten Bioziden aufzuführen, auch wenn das in der Landwirtschaft bereits verbotene Terbutryn sehr häufig bei Baustoffen zu finden ist (insbesondere Anstriche und Putze) so gibt es doch noch einige mehr Möglichkeiten, die auch genutzt werden. Manche sind mittlerweile in Putzen und Farben verboten, treten aber dennoch völlig legal in etwaigen Silikonen und anderen Produkten auf. Andere sind bis dato auch noch nicht wirklich auf ihre Langzeitwirkung über den Baustoff zur Umwelt untersucht worden.
Beispiele zu Bioziden in Baustoffen bzw. Bauprodukten:
Harnstoffderivate
Beispiel: Harnstoffformaldehyd
Isothiazol-Derivate
Beispiele: Methylisothiazolinon, Chlormethylisothiazolinon, Benzisothiazolinon, Octylisothiazolinon, Dichloroctylisothiazolinon,
Dithiocarbamat-Derivate
Beispiele: Ferbam, Mancozeb, Maneb, Metam, Metiram, Nabam, Propineb, Zineb, Ziram
Benzimidazol- Derivate
Beispiele: Carbendazim, Thiophanatmethyl, Fuberidazol, Fenbendazol, Mebendazol, Thiabendazol
Triazin-Derivate
Beispiele: Atrazin, Simazin, Cyanurchlorid, Cyanursäure, Cyanurtriazid, Terbuthylazin, Melamin, Irgarol
Benzothiazol-Derivate
Beispiele: 1,3-Benzothiazol, 2-Methylbenzothiazol, 2-Chlorbenzothiazol, 2-Methylthiobenzothiazol
Carbamidsäure-Derivate
Beispiele: Bendiocarb, Carbamaten, Allophanaten, Harnstoff (Carbamidsäureamid), Guanidin, Carbaziden
Thiophthalimid-Derivate
Beispiele: FolpetCaptafol, Captan
Sulfensäure-Derivate
Beispiele: Dichlofluanid, Tolylfluanid
Sulfon-Derivate
Beispiel: Diiodmethyl-p-tolyl- sulfon
Triazol-Derivate
Beispiel: Propiconazol
Pyridin-N-oxid-Derivate
Beispiel: Zinkpyrithion
Sie sehen, schon dieser, bei weitem unvollständige Auszug von genutzten bioziden Wirkstoffen, ist umfangreicher als viele vielleicht annehmen möchten. Wenn Sie sich nun die Zeit nehmen und über den ein oder anderen Stoff genauer recherchieren, werden Sie feststellen, dass einige gesundheitlich äußert bedenklich, gar schädigend eingestuft sind. Manche sogar Nervengifte darstellen und alle hier genannten als umweltgefährdend betrachtet und auch ausgezeichnet werden müssen. Man wird sich die wohl berechtigte Frage stellen müssen, wozu das alles? Nur wegen ein paar Algen? Nur weil das fertige Produkt 12 Monate und mehr in einem Lagerregel stehen können sollte? Geht das nicht auch anders?
Kurz und knapp: Ja es geht anders, es gibt auch einige Hersteller, die das anders machen und es gibt in vielen (nicht allen) Fällen hervorragende alternative Baustoffe, die eine Beigabe von Bioziden gar nicht benötigen. Zwei von vielen Varianten und hier auch nur Beispielsweise aus der Farben- und Putzecke wären Kalkputze und Kalkfarben.
Eine mittlerweile häufig anzutreffendes Angebot der Hersteller zum Schutze der Fassade vor Algen und Pilzen sind beispielsweise auch modifizierte Putze, denen etwas zugegeben wird, um den Feuchte- und Temperaturhaushalt positiv zu beeinflussen. So gibt es Fassadenputze die mit Mikrohohlglaskugeln ausgestattet sind. Diese Glaskügelchen sollen chemische Zusätze ersetzen oder weitestgehend vermeiden und am Ende und bildhaft beschrieben, wie eine moderne „Multifunktionsjacke“ für das Haus wirken. Laut Herstellerangaben perlen auch hier, ähnlich dem „Lotusblüteneffekt“, Regen und Schmutz von der Fassade ab und die Fassade trocknet in Nässefall sehr schnell ab. Ein Hersteller beschreibt gar einen Energiespareffekt über die umgangssprachlich als Solarfarben und Solarputze betitelten Baustoffe.
Kommen wir zurück zu den Theorien in Bezug auf Algen an der Fassade und gleich zu jener, der allein schon aus bauphysikalischen Gründen, kaum zu widersprechen ist. Beginnen wir bei „es war einmal“. Früher, in Zeiten vor dem großen Energiesparthema, wurde bei nur sehr wenigen Häusern auf eine Wärmedämmung geachtet. Natürlich machten sich schon die alten Römer Gedanken zum Festhalten der Wärme, so wurde in dieser Zeit ab und an auch schon Kork oder andere Produkte beim Hausbau genutzt. Im alten Deutschland wurden auch häufig Strohlehm, Schilf, Heu, Holzspäne und ähnliches verwendet, dies aber weniger im Sinne einer klassischen Wärmedämmung sondern viel mehr weil diese Baustoffe günstig und somit auch regional zu gewinnen waren. Selbstverständlich wusste man wohl auch, dass solche Produkte das Haus oder den Wohnraum auch nach einem Aufheizen schön warm hielten. Man darf wohl annehmen, dass das Augenmerk mehr auf der Eigenschaft lag, Wärme zu puffern, weniger dem Dämmen wie wir es heute kennen. Selbstverständlich stopfte man Ritzen und Fugen gerne mal mit dem damals zur Verfügung stehenden Material zu aber an eine Luftdichtigkeit dachte man dabei wohl nicht so wirklich. Grob wollte man einfach, dass es nicht zieht, wenn draußen der Wind weht. Logischer Weise gab es natürlich keine vorkomprimierten Dichtbänder, Luftdichtigkeitsfolien etc. pp. Durch diese Bauweisen wurde nicht nur der Raum, sondern eben auch die Wände und Fassaden aufgeheizt. Die Eigenschaften der Baustoffe sorgten dafür, dass die Wände auch nachts nicht eisig kalt sondern relativ warm waren. Kondensat auf der Oberfläche der Fassaden trat dann beim gewöhnlichen Hausbau eher nicht oder nur sehr geringe Zeit auf. Trocknete aber ganz schnell wieder ab, da die erste Tat des Tages in der winterlichen Zeit ganz sicher das Anschüren des wärmenden Feuers war. Raum und Wand wurden gleich wieder erwärmt.
Heute haben wir gerne und häufig, auch aufgrund der gesetzlichen Vorgaben teils sehr hoch gedämmte Häuser. In der günstigsten Variante Häuser, die nur gedämmt sind, die Pufferung der Wärme spielt oft nur noch beim stylischen Kaminofen eine Rolle. Der soll und darf nach dem Erlischen des Feuers gerne noch stundenlang warm bleiben. Die Fassaden selbst sind, wiederum im günstigsten Fall, mit Kunststoffen gedämmt. Kostet kaum Geld, dämmt aber gut. Nur sind diese Kunststoffe eben auch Produkte, die sich relativ schnell erwärmen und teils noch viel schneller abkühlen. Das Resultat ist, dass kurz nach dem Sonnenuntergang die Fassade soweit abgekühlt ist, dass die Luftfeuchtigkeit der Umgebungsluft an den Oberflächen auskondensiert. Die Fassade wird, je nach Jahreszeit, sehr schnell feucht und diese Feuchtigkeit hält sich dort so lange, bis die Sonne und der Wind am nächsten Tag für eine Abtrocknung sorgen. Oftmals ist die Lage so dramatisch, dass die Trockenphase tagsüber gar nicht ausreicht, um die Fassade wirklich trocken zu bekommen. Gerade in Bereichen, wo eben keine Sonne hin scheint oder auch Regionen und Jahreszeiten, deren Witterungsbedingungen nur wenig Sonnenschein bieten. Nun neigen feuchte Flächen dazu, dass mit dem Wind herangetragene Stäube oder auch Pollen, gerne haften bleiben, womit wir die Idealbedingungen für Pionierpflanzen beisammen haben.
Wir haben ausreichend Feuchtigkeit, manchmal wie angesprochen sogar einen dauerfeuchten Untergrund und wir haben jede Menge Nahrung entweder aus dem was der Wind heranträgt oder auch aus dem Untergrund selbst. Es steht dem Algenwachstum nichts mehr entgegen, bis auf den weiter oben angesprochenen Biozidgehalt in den Baustoffen, welcher aber, wie ich Ihnen aufzeigte und je nach Feuchtigkeitsbelastung relativ flott ausgewaschen sein kann. Ist dieser Feind der Pflanzen erst mal weg, lebt es sich für diese wunderbar. Man kann schon von paradiesähnlichen Zuständen für die Algen sprechen. Da Pflanzenteile auch hin und wieder auf natürlichem Wege absterben und viele Nährstoffe für andere Pflanzen vorhanden sind, gedeiht dann irgendwann auch der erste Schimmelpilz, dessen Sporen natürlich auch reichhaltig in der Umgebungsluft vorhanden sind. Ach ja, die einzelnen Zellen der unterschiedlichen Algen gelangen natürlich auch über die Luft bzw. den Wind an unsere Fassaden. Die einzelnen Zellen sind ungefähr 10 µ groß (manche auch etwas größer) und man kann sie definitiv so nicht ohne Mikroskop erkennen. Je nach Art erkennen wir sie mit dem bloßen Auge erst nach dem sie sich über eine Zellteilung vermehrt haben und sich irgendwas zwischen 100 und 1000 Zellen überlagert haben. Das Minibiotop „Fassadengrün“ nimmt also in der Regel schon bevor wir es wirklich sehen Form und Gestalt an. Eine Gestalt die, nachdem wir sie sehen können, auch gerne mal sehr farbenfroh sein kann, denn Algen, wie auch Pilze, gibt es in vielen Farben, ob schwarz, grün, grau, rot, die Natur erzeugt ein reichhaltiges Couleur.
Sie sehen, Gründe für die vermehrte Sichtung von Algen an Fassaden gibt es viele und ich verdeutliche nochmals einige sind sehr weit hergeholt andere schlichte Tatsachen.
Nur wie könnte man dieser Algenbildung aus dem Weg gehen?
Auch hierzu gibt es wieder viele Theorien oder sagen wir mal Möglichkeiten. Gleich vor ab und da auch das die letzten Monate ein wenig durch die Medien gegangen ist. Mit etwaigen inhaltslosen Blechkästchen, dubiosen Kugeln oder wie auch immer, die angeblich mit bestimmten in der Natur vorkommenden Schwingungen Feuchtigkeit verdrängen sollen, klappt das ganz sicher nicht. Das ist und bleibt Humbug und dient höchstens dazu gutgläubigen Mitmenschen das Geld aus der Tasche zu ziehen, bestenfalls auch dazu die Fachkollegen zu belustigen. Ergo Finger weg von solch Dingen. Physik ist eine sehr einfache Wissenschaft und hat nichts mit Zauberei, Pendelschwingerei oder Regentänzen zu tun. Das was wir als Sachverständige und somit auch technisch-wissenschaftlich orientierte Fachleute beraten und vorschlagen ist belegbar, eindeutig mit Berechnungen und/oder Forschungen beweisbar. Kommt Sie jemand besuchen, der gleich mit etwaigen Geschichten von bestimmten in der Natur vorkommenden Kräften, Schwingungen oder wie auch immer argumentiert und dabei das „bestimmt“ nicht eindeutig bestimmen kann, tun Sie sich den besten Gefallen, wenn Sie sich von solch einer Person gleich wieder verabschieden und dann doch einen echten Fachmann zu rate ziehen.
Also, wie könnte man Algenbildungen vermeiden?
Eine funktionale Methode ist natürlich die chemische Keule. Man könnte regelmäßig mit Bioziden versetzte Farben über den zuvor gereinigten Untergrund aufbringen lassen. Das löste das Algenproblem, tut aber der Umwelt und auf Dauer auch Ihrem Geldbeutel, sicher nicht gut. Also gehen wir wieder weg hiervon.
Oft wurde festgestellt, dass moderne Putze an alten Bauwerken weniger bewuchsanfällig sind, wenn möglichst glatte Putze genutzt werden. Grund hierfür liegt in der Natur der Verbreitung. Ein Bewuchs beginnt mit einem Keim wie beispielsweise einem Algen- oder auch Flechtenfragment oder auch einer Pilzsporen. Das bleibt natürlich bei einem groben Untergrund wesentlich besser hängen. Allerdings sind all zu glatte Putze auf Dämmmaterialien bzw. Dämmsystemen häufig sehr rissanfällig und ein Bewuchs kann letztendlich auch durch ein Herunterschwemmen eines bestehenden Bewuchses entstehen (Veralgung an Ablaufspuren).
Noch eine Variante ist das Nutzen Farben (gibt auch schon Putze), die mit sogenannten Nanopartikeln versehen sind und somit mikroglatte Oberflächen schaffen, an denen der Schmutz mehr oder weniger bei Regen abperlt. Da man aber allgemein noch nicht weiß welche Auswirkungen diese Feinstpartikel auf den Mensch und die Umwelt haben, kann man diese nicht wirklich empfehlen.
Anstatt vielen Bioziden und oft sehr kritisch beurteilten Nanopartikeln in Putzen und Farben, kann auch mit alkalischen Beschichtungssystemen gearbeitet werden. Wobei festzuhalten ist, dass die Alkalität bei beispielsweise Kalkhydrat- und Zementputzen und gerade bei geringen Beschichtungsdicken nicht besonders lange vorhanden ist. Aufgrund der Karbonatisierung neutralisieren sich solch Systeme im Dünnputzverfahren relativ schnell. Nutzt man sie aber im Dickputzsystem, so erhält man den Vorteil, dass der dicke Putz, die womöglich fehlende Speichermasse der synthetischen Wärmedämm-Verbundsysteme ausgleichen kann. Zu prüfen ist allerdings ob die Flächenlast des Putzes auch von den Dämmplatten getragen werden kann.
Sollten Sie neu bauen oder im größeren Stile sanieren bzw. umbauen. Empfiehlt es sich gewisse konstruktive Maßnahmen einzuplanen. Ein ordentlicher Dachüberstand, der die Fassade vor Niederschlägen schützt, wäre hier gleich vor ab zu erwähnen. Bei Attiken oder auch Gesimsen und ähnlichem währe es anzuraten Niederschlagswasser möglichst über geneigte Flächen, Bleche mit Tropfkanten etc. so abzuführen, dass das abtropfende Wasser nicht direkt an die Fassade gelangt. Putze und Farben sollten möglichst wenig Wasser aufnehmen können (sie sollten hydrophob ergo wasserabweisend sein), nehmen sie dennoch Wasser auf, dann sollten sie schnell in der Lage sein wieder abzutrocknen.
Erstellt man das Mauerwerk von vornherein mit Mauersteinen, die für sich schon ausreichend Dämmvermögen bieten und deren stoffliche Eigenschaft auch Wärme (z.B. aus der Sonneneinstrahlung) speichern kann, so erzielt man zusätzliche Vorteile. Der Markt bietet hierzu beispielsweise hochdämmende Ziegelsteine, welche sich auch als mit Dämmstoffen gefüllte Hochlochziegel darstellen. Allerdings wäre es wünschenswert, wenn diese Füllung auch als umweltgerecht zu beurteilen wäre, ergo ein Stoff ist, der sauber hergestellt und irgendwann auch frei von etwaigen Problemen entsorgt werden kann. In dieser Kombination ist der Ziegel das speichernde und der Dämmstoff das dämmende (u.U. auch das speichernde) Element. Solche Mauersteine bringen dann auch den Vorteil einer wesentlich festeren Fassadenoberfläche, zu der beispielsweise nicht für jedes schwere Stück, das an die Fassade geschraubt wird, gleich ein relativ teurer Montagezylinder vormontiert werden muss, der die wirkenden Kräfte flächig ableitet.
Um den Trocknungsprozess positiv zu beeinflussen, sind, wenn denn gedämmt werden soll, Dämmstoffe zu empfehlen, die Wärme nicht nur dämmen, sondern auch möglichst lange Zeit speichern können. Sie sehen ich wiederhole mich, denke aber, dass man die Eigenschaften der thermischen Dämmung und Pufferung für ein sicheres und algenfreies Bauen immer gemeinsam im Baustoff vorfinden sollte. Ganz klar im Vorteil sind hier sämtliche Dämmstoffe pflanzlichen Ursprungs, wie beispielsweise Holzfaserdämmplatten und andere (Beispiele finden Sie im Buch „Natürliche und pflanzliche Baustoffe“ – ISBN 978-3-8348-1321-3 vom Springer Vieweg Verlag). Sollte schon ein Wärmedämm-Verbundsystem mit synthetischen Stoffen aufgebaut sein, so kann das nachträglich beschichten mit einem gut wärmespeichernden Material eine Lösung darstellen. Hier bietet der Markt zum Beispiel eine auf Acrylbasis hergestellte Korkfarbe an, die einen Korkanteil von ca. 90% aufweist. Vorteil ist hierbei, dass es solche Beschichtungen auch in wasserdichten Ausführungen gibt.
Neben all diesem liest man auch oft, dass die Oberflächen mit dunklen Farben gestrichen werden sollen, womit die Bildung von Tauwasser durch die Strahlungsenergie der Sonne stark verringert und die Nässezeiten verkürzt werden. Allerdings besteht hierbei das Problem, dass die Oberflächenspannungen erhöht und dadurch Putzrisse gefördert werden. Die Hersteller von Wärmedämm-Verbundsystemen grenzen diese Gefahr ein, in dem sie maximale Hellbezugswerte für ihre Systeme vorgeben.
Beschichtungssysteme mit sogenannten Latenwärmespeicher, die die Wärme durch eine Veränderung des Aggregatzustandes speichern, sind, wie auch Infrarot reflektierende Anstriche, weitere Varianten um die Feuchtigkeit von den Fassaden weg zu bekommen.
Eine bereits entwickelte aber nicht am Markt erhältliche Möglichkeit wäre auch eine Art Flächenheizung, welche grob umschrieben wie die Heckscheibenheizung eines Autos funktioniert. Ähnliches, im erweiterten Sinne, gibt es auch in der Denkmalpflege, wobei es sicher sinnlicher ist, Energie zur Erhaltung historischer Gebäude aufzubringen, als wenig erhaltungswürdige Neubauten ohne jeglichen künstlerischen oder kulturellen Wert zu schützen. Alleine schon der Gedanke daran, dass man eine neu gedämmte Fassade zur Energieeinsparung dämmt und zeitgleich – vor allem dauerhaft – zusätzliche Energie hineinstecken muss, um vor Algenbefall zu schützen, klingt äußerst abseitig.
Wobei man nun auch an einen Punkt gelangt, wo man vielleicht schreiben muss und darf, dass man bei all den System und Zusätzen das Bewusstsein entwickeln sollte, dass diese eben, das unter Umständen schon von Beginn an falsche System, retten sollen. Wenn ich sehe, welch Systeme sich über die fast vielen Jahre, die ich nun mit Baustoffen als Handwerker und Ingenieur zu tun habe, am besten bewährt haben, dann komme ich nicht drum herum gerade die einfachsten und damit auch natürlichsten Systeme zu empfehlen. Eine vernünftig ausgelegte und aus pflanzlichen Rohstoffen hergestellte Dämmung, die schon von Natur aus dazu geschaffen wurde Wärme zu dämmen und angenehme Temperaturen zu speichern und das in Verbindung mit einem ordentlichen Dachüberstand und einem dickem, robustem, mineralischem Putz, der dann auch noch mit einer mineralischen Farbe gestrichen wurde, bewährten sich als dauerhafteste und am günstigsten zu pflegendes System. Hier sind jegliche Art von zugefügten Schadstoffen oder Spezialausstattung schlicht unnötig. Allerdings wird der Bauherr hierfür natürlich zunächst auch tiefer in die Tasche greifen müssen. Ich schreibe bewusst „zunächst“, denn zieht man die nötigen Sanierungsschritte des geizigen Bauherrn mit ein, dann ist derjenige, der zunächst mehr Geld ausgegeben hat, später deutlich auf der Gewinnerseite, denn er wird langfristig wesentlich mehr sparen. Ich gebe hier nur mal den Hinweis, dass eine mit Putz verschmutzte Polystyrolplatte (Markenname Styropor) in der Entsorgung mittlerweile fast überall teurer ist, als der Einkaufspreis neuer Ware.
Oftmals, nur der Vollständigkeit wegen noch angefügt, werden auch die Bepflanzung und die Standortbedingungen in das Thema einbezogen. So soll die Nähe von Bäumen, Wasserflächen und landwirtschaftlichen Anbauflächen vermieden werden. Natürlich hat man hier ein erhöhtes Staub- und Pollenaufkommen, an Wasserflächen auch eine erhöhte Luftfeuchtigkeit aber leider kann man sich nicht immer Standtorte auswählen, die als ideal zu beschreiben sind. Somit kann man zwar den ein oder anderen Baum fällen aber dem Landwirt in der Nachbarschaft das Bestellen seines Feldes zu verbieten, wäre dann wohl des Guten zuviel – irgendwo sind wir ja alle auch dankbar, dass Felder bestellt werden und Kühe auf der Wiese weiden, bevor deren Milch oder Fleisch auf unseren Tellern landet.
Ganz am Ende nun noch eines; Algen, Pilze und Flechten sind ein fester und sehr wichtiger Bestandteil unserer Natur. Sie sind in winzig kleiner Form allgegenwärtig, wir atmen sie bzw. ihre einzelnen Zellen sogar ein. Sie sehen nicht schön auf unseren Fassaden aus aber sie gehören zu unserer Umwelt wie der Sauerstoff, den wir zum Leben benötigen. Hätten die Blaualgen vor Milliarden von Jahren durch ihre Pionierarbeit nicht dafür gesorgt, dass auch andere Pflanzen wachsen können, so gäbe es uns wohl alle nicht, denn ohne Sauerstoff wären wir Menschen wohl eher nicht Teil dieser Erde.
Von bautechnischer Seite ist eine reine Veralgung an der Fassade bis dato, auch wenn es wohl zu den Aufklärungs- und Hinweispflichten eines gewissenhaften Verarbeiters oder Herstellers gehört, dass diese auftreten können, leider noch nicht als ein technischer Baumangel, sondern nur als optischer Mangel zu werten. Allerdings führt eine Veralgung, wie oben erwähnt, über längere Zeit zu einem technischen Mangel, denn es können Feuchte- oder auch Bewuchsschäden resultieren. Abgesehen davon tritt die Alge an der Fassade meist mit Ihren Freunden den Schimmelpilzen zusammen auf und hieraus ergeben sich dann ganz andere, mitunter gesundheitliche Probleme.
Eine berechtigte Frage wäre allerdings, ob die häufig genutzten Biozide in Farben, Putzen und anderen Baustoffen, nicht auch juristische Probleme mit sich ziehen könnten, da sie sich unstrittig auswaschen und somit das Grundwasser verunreinigen. Sieht man sich das Bundes-Bodenschutzgesetz (BBodSchG) genauer an, so verstößt solch Nutzen wohl gegen das gültige Gesetz. Mir ist bis dato zwar noch kein Präzedenzfall bekannt aber würde ein solcher Fall tatsächlich vor Gericht kommen, könnte das vielleicht für viele Hausbesitzer bzw. Grundstückseigentümer ein Problem werden. Da diese wiederum und vielleicht Verarbeiter, Händler oder auch Hersteller in Regress nehmen könnten, würde einer solcher Fall sicherlich weitreichende Auswirkungen haben.
Aus gesundheitlicher Sicht lässt eine rein nur veralgte Fassade, sofern noch kein Pilz darauf wächst, nicht den Schluss zu, dass eine gesundheitliche Bedrohung vorliegt. Die Untersuchung sollte allerdings grundsätzlich von einem Fachmann durchgeführt werden, denn der Unterschied zwischen „nur Algen“ und „Algen mit Pilzen“ ist vom Laien in aller Regel erst dann erkennbar, wenn schon ein akuter Pilzbefall vorliegt und somit ist man schon äußerst spät dran. Abgesehen hiervon, und wie auch schon mehrmals erwähnt, ist die Alge an der Fassade nur relativ kurz alleine.
Sollten Sie Fragen oder gar schon Probleme mit Algen, Flechten oder auch Pilzen an der Fassade haben, kontaktieren Sie mich einfach über Tel.: 0821 – 60 85 65 40. Als Bausachverständiger berate und begutachte ich natürlich bundesweit. Fachbegriffe aus diesem Text können auch im Baulexikon bei ITunes nachgeschlagen werden.
Dieser Text wurde im Jahr 2006 gefertigt und über die Zeit mehrfach erweitert. Kopien inkl. Downloads und Ausdrucke sind nicht gestatteten werden strafrechtlich verfolgt. Aufgrund der Vielzahl der Rechtsverstöße werden IP-Adressen in diesem Zusammenhang gespeichert.